Segeln Weltumseglung Vendée Globe 2024: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Die Vendée Globe ist die härteste Einhandregatta der Welt. Das Segelrennen mit Boris Herrmann und der Malizia - Seaexplorer führt einmal nonstop um den gesamten Globus. Alle Fragen und Antworten zur Weltumseglung gibt es hier.
Was ist die Vendée Globe?
Die Vendée Globe ist die größte Solo-Segelregatta der Welt. Es geht einmal rund um den Globus - ohne Zwischenstopps, ganz allein und ohne Hilfe auf hoher See. Und das bereits zum zehnten Mal.
Die Weltumrundung ist aus dem "Golden Globe Race" von 1968 hervorgegangen. Dieses erste Nonstop-Segelrennen über die drei Kaps (Gute Hoffnung, Leeuwin und Horn) hat nur einer der damals neun Skipper bewältigt.
20 Jahre später rief Steuermann Philippe Jeantot eine neue Weltumrundung ins Leben: die Geburtsstunde der Vendée Globe. Am 26. November 1989 gingen 13 Segler an den Start, die teils mehr als drei Monate unterwegs waren. Nur sieben von ihnen schafften es zurück ins Ziel. Diesmal sind 40 Yachten der Imoca-Klasse bei der spektakulärsten Segelregatta der Welt dabei, die alle vier Jahre stattfindet - Rekord!
Wo startet die Vendée Globe?
Das Segelabenteuer startet in Les Sables d'Olonne, südlich von Nantes an der französischen Atlantikküste. Es geht 45.000 Kilometer bzw. 24.300 Seemeilen rund um den Erdball.
Die Strecke führt zunächst Richtung Süden, vorbei am Kap der Guten Hoffnung (Südafrika). Die Segler nehmen dann Kurs auf die Antarktis, die es zu umrunden gilt, vorbei am Kap Leeuwin, dem südwestlichsten Punkt des australischen Festlands. Zurück Richtung Norden steuern sie Südamerika und das Kap Hoorn an, bis sie sich schließlich wieder Les Sables d'Olonne in Frankreich nähern.
So ist die Vendée Globe in gewisser Weise auch eine Art Klimareise: Vom herbstlichen Frankreich führt die Route runter auf die sommerliche Südhalbkugel und dann rund um die Antarktis zurück ins winterliche Europa.
Wie lange dauert die Weltumseglung?
Die Rekordzeit von 74 Tagen und drei Stunden wurde 2016/17 bei der achten Vendée Globe gesegelt. Bei der jüngsten Ausgabe 2020/21 verbrachten die Skipperinnen und Skipper zwischen 80 und 116 Tage auf dem Meer.
Wer nimmt an der Vendée Globe teil?
40 Seglerinnen und Segler machen sich auf die große Reise um die Welt. So viele wie noch nie. 2020 waren es nur 33 gewesen.
Weil die Vendée Globe zuletzt immer beliebter wurde, haben die Veranstalter die Teilnahmebedingungen verschärft. So musste für die diesjährige Ausgabe jedes Paar aus Skipper und Boot an zwei von drei ausgewählten Rennen teilnehmen: der Vendée Artique 2022, der Retour á la base 2023 oder der Transat - New York Vendée 2024.
Mindestens einen dieser Kurse galt es zu vollenden. Die Rennzeit durfte dabei nicht länger als anderthalb Mal so lange wie die Zeit des Gewinners betragen. 42 Seglerinnen und Segler haben das geschafft.
Um auf 40 zu kommen, entschied dann die Anzahl der von den Seglern zurückgelegten Wettfahrtmeilen. Es gibt zwei Ausnahmen: Die ersten 13 neu gebauten Imocas, die an einem Qualifikationsrennen teilnahmen, wurden automatisch ausgewählt. Außerdem gab es eine Wild Card, mit der sich ein Skipper direkt qualifizieren konnte.
Welche deutschen Teilnehmer sind dabei?
Boris Herrmann startet bereits zum zweiten Mal. 2020/21 segelte der erste deutsche Vendée-Globe-Starter überhaupt trotz einer Kollision mit einem Fisch-Trawler gut 90 Seemeilen vor dem Ziel auf Rang fünf. Am 28. Januar 2021 überquerte der Hamburger nach 80 Tagen, 20 Stunden, 59 Minuten und 45 Sekunden die Ziellinie.
Außerdem nimmt als eine von sechs Frauen die Deutsch-Französin Isabelle Joschke zum zweiten Mal an der Weltumrundung teil. 2020/21 musste sie wegen eines Bootschadens pausieren und kam außerhalb der Wertung ins Ziel.
Wie stehen die Chancen von Boris Herrmann?
Für Boris Herrmann ist es seine insgesamt sechste Weltumsegelung. Der 43-Jährige zählt zum Kreis der Favoriten, hat mit seiner neuen Malizia - Seaexplorer hinlänglich Erfahrung gesammelt und beachtliche Erfolge erzielt. Die Hightech-Yacht wurde basierend auf Herrmanns Erfahrungen bei der Vendée Globe 2020/21 konzipiert. Die Taufe des 18,28 Meter langen Bootes fand im September 2022 in Hamburg statt.
Seit ihrem Stapellauf ist die Malizia - Seaexplorer schon über 60.000 Seemeilen (über 112.000 Kilometer) im Rennmodus gesegelt. Theoretisch hätte sie die Erde also bereits drei Mal umrunden können. Dieses Jahr setzte Herrmann bei den Transatlantik-Regatten "Transat CIC" sowie der "New York Vendée" dicke Ausrufezeichen: Zwei zweite Plätze zeigten, auf welchem Niveau er sich konstant bewegt.
Herrmann erklärt, dass die Malizia immer dann die beste Fahrt macht, wenn der Wind mit 20 bis 25 Knoten von hinten kommt. Beste Voraussetzungen: "Statistisch betrachtet segeln wir zu über 70 Prozent des Rennens mit Wind von hinten." Die Vorteile seiner Yacht sollten sich insbesondere auf der Stecke rund um den Südpol bemerkbar machen.
Wer hat zuletzt gewonnen - und wer zählt zu den Favoriten?
Der Franzose Yannick Bestaven entschied das Rennen 2020/21 für sich. Der 48-Jährige kam zwar erst als dritter Skipper ins Ziel, weil er aber unterwegs an der Rettung seines Mitstreiters Kevin Escoffier beteiligt war, erhielt er eine Zeitgutschrift von mehr als zehn Stunden und feierte den Sieg.
Die Ziellinie überquerte Charlie Dalin als Erster - nach 80 Tagen, 6 Stunden, 15 Minuten und 47 Sekunden. Der Franzose gilt mit Macif Santé Prévoyance für viele als Top-Favorit auf den Sieg. Nicht aber für Boris Herrmann. "Er hat ein Boot, das im Atlantik sehr schnell sein wird, er dürfte als Erster im Südpolarmeer ankommen", prognostiziert er. Dalins Schiff funktioniert bei flachem Wasser und stabilen Windverhältnissen perfekt, aber wird es rauer, könnte es anders aussehen. Dann schlägt die Stunde der aufs Südpolarmeer ausgelegten Schiffe. Wie die von Yoann Richomme (Paprec Arkéa) und Thomas Ruyant (Vulnerable) - und von Herrmanns Malizia - Seaexplorer.
Bisher ausschließlich französische Sieger
Dalin sieht in Herrmann einen ernst zu nehmenden Konkurrenten: "Er ist definitiv immer stärker geworden. Er segelt jetzt auf sehr hohem Niveau und ist sehr konstant. Für mich gehört er ganz klar zum Kreis der Favoriten. Wir werden sehen, wem das Wetter und die Verhältnisse auf See am Ende in die Karten spielen." Der Triumph eines Deutschen wäre indes eine Sensation - bisher konnten sich ausschließlich Franzosen in die Siegerliste eintragen.
Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 02.01.2025 | 13:00 Uhr