Die St.-Pauli-Profis Eric Smith (l.), Hauke Wahl und Torwart Nikola Vasilj (r.)

FC St. Pauli Endlich richtig angekommen in der Bundesliga

Stand: 23.09.2024 10:41 Uhr

Der FC St. Pauli hat gegen Bundesliga-Schwergewicht RB Leipzig seinen ersten Punkt geholt. Im "alten" System und mit viel Leidenschaft überzeugte der Aufsteiger. Doch ein Problem hat er noch immer nicht gelöst.

Von Sebastian Ragoß

Die Zuschauer jubelten laut, die Spieler des FC St. Pauli etwas dezenter: Das 0:0 gegen Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig am Sonntagabend war nicht der ganz große Befreiungsschlag des Bundesliga-Aufsteigers, aber eine Partie, die den Hamburgern nach drei Niederlagen zum Saisonauftakt Mut macht. "Es war nur der erste Schritt, aber es fühlt sich gut an", sagte Abwehrspieler Hauke Wahl.

Tatsächlich zeigten die Hamburger eine Leistung, die ihnen nach den bisherigen Auftritten wohl nur wenige zugetraut hatten. Auch wenn die Leipziger drei Tage nach dem Champions-League-Spiel bei Atletico Madrid etwas müde wirkten, war es beeindruckend, wie mutig und häufig auch fußballerisch überzeugend St. Pauli auftrat.

Wahl: "So richtig St.-Pauli-like gespielt"

"Ich finde, wir haben heute zum ersten Mal in dieser Saison so richtig St.-Pauli-like gespielt. Wir waren eklig in den Zweikämpfen, haben gut verteidigt, haben immer wieder Nadelstiche gesetzt", sagte Wahl. Trainer Alexander Blessin ergänzte im NDR Interview: "Diese Art und Weise müssen wir jede Woche zeigen, auch auswärts. Das war ein gutes Signal heute."

Der Coach hatte erstmals nicht sein favorisiertes 5-3-2-System spielen lassen, sondern das aus der vergangenen Saison bekannte 3-4-3. Und auch wenn Blessin in der Analyse die Systemfrage lieber elegant umgehen wollte: Das 3-4-3 passt zu diesem Team deutlich besser. Weil viele Automatismen funktionieren, weil Mittelstürmer Johannes Eggestein seine Stärken besser einbringen kann als in einem Zwei-Mann-Sturm.

Saad und Afolayan erstmals in der Startelf

Vor allem aber, weil die Außen Elias Saad und Oladapo Afolayan in der Startelf durch ihre individuelle Klasse das Niveau der Mannschaft deutlich heben und gegen die Sachsen auf ganzer Linie überzeugten.

Fragt sich, ob Blessin endgültig den Systemwechsel vollzieht. Denn gegen Leipzig war er fast alternativlos, da einige Profis verletzt oder angeschlagen waren, die bisher zur Startformation gehörten.

Andererseits wäre es verwunderlich, wenn der Coach nach dieser Leistung nicht auch in Freiburg am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) ähnlich spielen ließe.

St. Pauli vor dem Tor zu harmlos

Ein gravierendes Problem muss St. Pauli allerdings unabhängig von Aufstellungen und Spielformationen lösen: seine Abschlussschwäche. Ein mickriger Treffer steht nach vier Bundesliga-Partien in den Statistiken. Gegen Leipzig vergab unter anderem Kapitän Jackson Irvine, eigentlich ein herausragender Kopfballspieler, zwei große Gelegenheiten per Kopf.

"Wir hätten das Spiel gewinnen müssen", ärgerte sich der Australier. Doch auch seine Teamkollegen waren vor dem gegnerischen Tor erneut nicht präzise und konsequent genug. Effektivität und Torquote müssen sich deutlich steigern beim FC St. Pauli, wenn es weitere Highlights wie gegen Leipzig geben soll - und diese dann auch mit drei Punkten belohnt werden sollen statt nur mit einem.

Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 23.09.2024 | 19:30 Uhr