NDR-Sport "Dann war die Energie weg" - THW Kiel fehlen die personellen Alternativen
Der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel bekommt das Verletzungspech bitter zu spüren. Vor allem die wenigen personellen Alternativen im Rückraum führten zur Heimniederlage gegen Melsungen. Der starke Auftritt vier Tage zuvor in Magdeburg hatte offenbar zu viel Kraft gekostet.
Drei sind mindestens zwei zu wenig - das wusste Filip Jicha vorher zwar auch schon. Durch das 21:25 im Heimspiel gegen die MT Melsungen sah sich der Trainer des THW Kiel aber noch einmal bestätigt. "Mit nur drei Rückraumspielern fehlte uns in der ersten Halbzeit der Zug zum Tor. Und diese drei gehen auch auf dem Zahnfleisch", merkte der tschechische Coach an.
Kapitän Domagoj Duvnjak sowie die Rückraumschützen Eric Johansson und Emil Madsen waren gemeint. Die drei blieben gegen die Nordhessen merklich unter den Leistungen, die sie vier Tage zuvor beim herausragenden Sieg beim Titelverteidiger SC Magdeburg gezeigt hatten.
Bilyk vielleicht im Oktober wieder einsatzfähig
Das Fehlen von Harald Reinkind (Fersen-Operation), Nikola Bilyk (Muskelverletzung) und Elias Ellefsen á Skipagötu machte sich mehr als deutlich bemerkbar. Am ehesten ist wohl mit dem Österreicher Bilyk zu rechnen, auf dessen Rückkehr THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi im Oktober hofft. Beim Färinger Ellefsen á Skipagötu sei das Comeback symptomabhängig. Der Norweger Reinkind kehrt wohl erst im neuen Jahr in das Training zurück.
Auch mit dem reduzierten Kader starteten die Norddeutsche nach der Pause eine Aufholjagd, kamen auf zwei Treffer heran. Doch nach dem 19:21 (52. Minute) reichten die Kräfte nicht mehr. Jicha: "Dann war die Energie weg. Gegen solche Brocken wie den SCM und die MT Melsungen muss man sich über 60 Minuten messen, leider konnten wir heute nicht solch eine Leistung anbieten wie am Sonntag."
THW-Linksaußen Landin lobte Reaktion nach der Pause
Linksaußen Magnus Landin sah trotz der Niederlage positive Ansätze. "Ich finde, dass wir trotz der Niederlage auch ein wenig stolz sein können auf unsere zweite Halbzeit. Wie wir uns da zurückgekämpft haben, wie wir uns gegen die Niederlage gestemmt haben", sagte der Däne.
Allerdings: Hätten die THW-Spieler so weitergemacht wie in der ersten Hälfte, als ihnen nur ganze acht Treffer gelangen, hätte es für sie ziemlich ungemütlich werden können. Nach der Pausensirene waren Pfiffe in der Kieler Arena zu hören.
"Ich glaube, wir hatten in der ersten Halbzeit sechzehn Fehlwürfe, dazu noch sechs technische Fehler, machen acht Tore - mit so einer Quote gewinnst du in der Liga natürlich kein Spiel", sagte Abwehrchef Hendrik Pekeler im Interview mit dem NDR. Und angesprochen auf die personelle Situation: "Klar hätten wir gut und gerne noch den einen oder anderen Rückraumspieler dabeihaben können, um ein paar Optionen auf der Bank zu haben."
THW Kiel am 3. Oktober im Pokal beim HSV Hamburg
Der Blick auf die nahe Zukunft ist aber nicht erfreulich. Das ersatzgeschwächte THW-Team steht vor einer Terminhatz. Vier Spiele innerhalb von neun Tagen stehen auf dem Programm. Los geht's am kommenden Donnerstag: Am Tag der Deutschen Einheit wartet das Zweitrundenspiel im DHB-Pokal beim Nordrivalen HSV Hamburg auf die Kieler. "Der Fokus ist jetzt auf Hamburg, das ist für uns ein sehr, sehr wichtiges Spiel", sagte Duvnjak.
Eine Niederlage dort wäre fatal. Dann blieben nur noch zwei Wettbewerbe, um Titel zu gewinnen. Und in der Meisterschaft sind die aktuellen 4:4 Punkte auch schon eine ordentliche Hypothek - so schwer das Auftaktprogramm des THW auch war. In den vergangenen 15 Jahren hatten bis auf eine Ausnahme alle Meister nur einstellige Werte bei den Minuspunkten - lediglich in der Saison 2017/2018 reichten der SG Flensburg-Handewitt 56:12 Punkte zum Titel.
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Sport aktuell | 26.09.2024 | 21:17 Uhr