Handball-Champions-League SC Magdeburg will in Zagreb nachlegen
Es läuft aktuell nicht rund beim SC Magdeburg. Nach dem Aus im Pokal gegen Kiel und der Niederlage bei Bundesliga-Tabellenführer Melsungen geht es nun in der Champions League gegen Zagreb. Ein Sieg ist fest eingeplant.
Erfolgsverwöhnt waren sie die letzten Jahre in Magdeburg definitiv - alle wichtigen Pokale im professionellen Handball haben ihren Weg in den Trophäenschrank der Grün-Roten aus Sachsen-Anhalt gefunden. Doch mit sportlichem Erfolg kommt auch automatisch eine steigende Erwartungshaltung. Und die gilt es in Zeiten, in denen es weniger gut läuft, zu managen. Das betont auch Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt vor dem Auswärtsspiel in der Champions League am Mittwoch bei RK Zagreb (18:45 Uhr im Ticker und Audio-Livestream).
Schmedt: Schwierige Phase "war zu erwarten"
Man müsse zunächst einordnen, "was in den letzten Jahren hier passiert ist", sagte der 54-Jährige im Interview mit SPORT IM OSTEN. "Wir haben in drei Jahren alles, was es auf diesem Planeten zu gewinnen gibt, abgeräumt. Dass irgendwann auch der Punkt kommt, an dem es schwieriger wird, war zu erwarten." Denn zuletzt kam der Magdeburger Motor etwas ins Stottern - wie beim knappen Pokal-Aus in Kiel oder der jüngsten Niederlage in der Bundesliga gegen Melsungen.
"Wir haben jetzt in dieser Saison schon drei Titel-Chancen abgegeben, das ist natürlich nicht alles gut", meinte SCM-Trainer Bennet Wiegert in einer Medienrunde. Gleichzeitig betonte er: "Doch wir sind ja noch nicht auf der Zielgeraden und es gibt weiter Sachen zu gewinnen und viele Ziele." Die jüngsten Rückschläge will er nicht zu hoch hängen. "Ich will das jetzt nicht schwarz malen und versuche, etwas aus den Niederlagen mitzunehmen. Das kann einen ja stärker machen. Wir werden nicht in Panik oder Unruhe verfallen", sagte der Coach.
Verletztenmiserie und Olympiablues wirken nach
Die Gründe für die Leistungsdelle sind zumindest vielschichtig. "Es kommt viel zusammen", beschreibt Schmedt die aktuelle Situation beim amtierenden Meister und Pokalsieger. Ein großes Thema sind die Verletzten, aber auch der Olympia-Blues schwingt mit. "Wir haben mit neun Spielern extrem viele Akteure abgestellt. Und das Schlimme ist eben, dass daraus drei bis vier zum Teil langfristige Verletzungen geworden sind." Auch das sei der Preis des Erfolgs: "Das gehört dazu. Wenn man eine Spitzenmannschaft ist, dann stellt man viele Nationalspieler ab. Und dann kann es zu solchen Situationen kommen."
Auch an Rückraumspieler Philipp Weber gehen die zahlreichen Einsätze nicht spurlos vorbei.
In Zagreb wird unter anderem Rückraumspieler Philipp Weber fehlen. Nach seiner Oberschenkelverletzung wird der deutsche Nationalspieler erst Mitte Dezember zurückerwartet. "Da wird es jetzt auf den Kopf ankommen und auf den Willen", sagte Wiegert. Er stellte bei seinem Team zuletzt eine "maximale Verunsicherung" fest.
SCM braucht Siege in der Königsklasse
Dabei ist es nicht so, dass der SCM auf keiner Hochzeit mehr tanzen würde. In der Bundesliga ist Magdeburg auf Platz fünf mit vier Punkten Rückstand zur Spitze weiter in Schlagdistanz. In der Champions League thront der FC Barcelona in der Gruppe B über allem, doch dahinter bleibt es spannend. Der direkte Einzug ins Viertelfinale dürfte für den SCM aus eigener Kraft kaum noch zu schaffen sein. Vor dem 8. Spieltag belegt Magdeburg mit 5:9 Punkten Rang sieben, Platz sechs würde aber bereits die Qualifikation für die Zwischenrunde bedeuten.
Müßig zu erwähnen, dass ein Sieg im Duell mit Tabellenschlusslicht Zagreb immens wichtig wäre. Auch Schmedt unterstreicht: "Wir fahren nach Zagreb, um die nächsten zwei Punkte in der Champions League einzufahren." Nach dem 36:24-Kantersieg am vergangenen Spieltag gegen den kroatischen Rekordmeister ist der nächste Erfolg fest eingeplant - auch, weil mit Unterstützung vor Ort gerechnet werden kann.
Zagreb mit neuem Trainer
Ein eigens von Fans angemieteter Bus wird die Hartgesottenen die rund 1.000 Kilometer nach Zagreb hin- und zurückbringen, was Schmedt als "überragende Unterstützung für die Mannschaft" wertet. Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass man sich aus der aktuellen Lage "gemeinsam wieder herauskämpfen wird." Dennoch: "Der Druck, ein Ergebnis liefern zu müssen, ist da", betonte Wiegert.
Der Gegner am Mittwoch hat derweil einen neuen Trainer verpflichtet und geht mit Velimir Petkovic ins Spiel, der vorher die russische Nationalmannschaft anleitete und in der Vergangenheit unter anderem bei Liga-Konkurrent Füchse Berlin tätig war. "Ein neuer Trainer macht ja immer etwas mit einer Mannschaft. Da bleiben für uns ein paar Fragen, was das taktisch ausmacht", sagte der 42-jährige Wiegert. "Aber das beunruhigt uns nicht groß."
sbo/SpiO/dpa