Wintersport Rodel-Verband will Olympia 2026 nach Oberhof bringen
Oberhof bringt sich als Ausweichstandort für die Rodelwettbewerbe bei Olympia 2026 in Italien in Stellung. Die Organisatoren haben keine Bahn, suchen nach einem Ausweich-Standort. Chancen haben die Thüringer kaum.
Oberhof bringt sich überraschend für die olympischen Rodelwettbewerbe 2026 in Stellung. Geht es nach dem Thüringer Schlitten- und Bobsportverband (TSBV), könnte der Oberhofer Eiskanal als Ausweichstandort ins olympische Programm rücken.
Am Montag hatten die Organisatoren in Italien bekannt gegeben, dass für die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina 2026 keine neue Rennschlitten- und Bobbahn gebaut wird. Organisationschef Giovanni Malago sagte bei einer IOC-Sitzung im indischen Mumbai, dass sich kein Unternehmen auf die Ausschreibung für den Bahnneubau in Italien beworben habe. Die Wettbewerbe im Bob, Rodeln und Skeleton sollen deswegen erstmals außerhalb des Gastgeberlandes stattfinden.
Verband verweist auf WM-Erfolg in diesem Jahr
TSBV-Präsident Andreas Minschke sagte, dank der Investitionen der vergangenen Jahre habe Oberhof die modernste und nachhaltigste Bahn der Welt. In der Region gehöre der Wintersport zur Identität. Wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) Nachhaltigkeit und Zustimmung in der Bevölkerung ernst meint, sollte es Oberhof als Austragungsort in den Fokus nehmen. Die Weltmeisterschaften Anfang dieses Jahres hätten gezeigt, dass Oberhof bereit ist für internationale Wettkämpfe mit großem Publikum.
Deutsche Bahnen dürften kaum Rolle spielen
Bislang spielte Oberhof in den Planungen der Olympia-Gastgeber laut Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) keine Rolle. Deutsche Bahnen seien bei den Überlegungen für einen Ausweichstandort "kein Thema", sagte BSD-Vorstand Thomas Schwab. Grund sei vor allem die große Entfernung zu den anderen Austragungsorten in Italien.
Die Bahn am Königsee in Bayern sei zudem bis zu Olympia 2026 noch nicht wieder voll betriebsbereit. Außerdem käme Oberhof aktuell nur für die Wettbewerbe im Rennrodeln in Frage. Internationale Rennen im Bob und Skeleton werden auf der Bahn wegen der baulichen Gegebenheiten nicht ausgetragen. Alles laufe auf Innsbruck/Igls hinaus.
Im Gespräch sei auch noch die Olympia-Bahn von 1992 in La Plagne in Frankreich, sagte Schwab, der nach eigener Aussage schon länger in die Suche nach einem Ersatz-Gastgeber eingebunden ist.
Deutsche Athleten unglücklich
Die deutschen Schlittensportler reagierten bestürzt auf das Aus der Pläne für den Neubau eines Olympia-Eiskanals in Italien. Bob-Olympiasiegerin Laura Nolte schrieb auf Instagram: "Während alle anderen Sportler und Sportlerinnen in Italien um die Medaillen kämpfen, hocken wir dann in einem ganz anderen Land und machen da unser Ding", schrieb die 24-Jährige. Das habe es in der 102-jährigen Geschichte der Winterspiele noch nie gegeben. "Mir fehlen einfach nur die Worte", so Nolte.
Auch der Thüringer Rennrodler Max Langenhan schrieb in den sozialen Netzwerken, er sei zutiefst enttäuscht, nach den "Corona-Spielen" in China wahrscheinlich wieder keine richtigen Olympischen Spiele erleben zu dürfen.
MDR (tg/dst)