Fußball | Oberliga Paukenschlag: Bischofswerdaer FV verzichtet auf die Regionalliga – VFC Plauen steigt auf
Diese Entscheidung überrascht. Oberliga-Meister Bischofswerdaer FV nimmt sein Aufstiegsrecht nicht wahr und verzichtet auf die Regionalliga Nordost. Dafür rückt nun der VFC Plauen nach.
Der Bischofswerda FV verzichtet nach dem unfassbaren Meister-Happy-End in der NOFV-Oberliga Süd auf den Aufstieg in die Regionalliga. Das bestätigte Präsident Andreas Bascha am Mittwochmorgen (12. Juni 2024) auf Nachfrage von SPORT IM OSTEN. Dadurch knallen nun doch - wenn auch mit Verspätung - die Aufstiegskorken beim VFC Plauen. Die Vogtländer rücken nach dem Verzicht nach und spielen in der kommenden Saison viertklassig. Das bestätigte der Nordostdeutsche Fußballverband am Mittwoch offiziell.
BFV-Präsident: Wirtschaftliche und infrastrukturelle Gründe
"Diese Entscheidung ist uns keinesfalls leicht gefallen. Sie wurde lange Zeit heiß diskutiert, hat den Beteiligten viele schlaflose Nächte bereitet und sich deswegen auch länger hingezogen als es uns und auch allen anderen mittel- und unmittelbar 'Betroffenen' lieb war", erklärte der Verein in einer Stellungnahme. Die Erfahrungen aus den drei Regionalligajahren zwischen 2018 und 2021 hätten den Klub aber sensibilisiert, aus der Euphorie heraus keine nicht wohl überlegten Schnellschüsse zu vollziehen, hieß es weiter.
Rahmenbedingungen sollen geschaffen werden
Dass Bischofswerda in der Oberliga bleibt, hat laut Präsident Bascha wirtschaftliche und infrastrukturelle Gründe. Vor allem die uneingeschränkte Nutzung der Heimspielstätte, die der Nordostdeutsche Fußballverband unter anderem fordert, können die Schiebocker nicht gewährleisten. Bascha erklärt: "Wir teilen uns den Wesenitzsportpark mit anderen Vereinen und können die uneingeschränkte Stadionverfügbarkeit nicht garantieren." Spieler und Schiedsrichter hätten sich in der angrenzenden Turnhalle umziehen müssen, diese Räume können nicht nur für den BFV "reserviert" werden.
Die in Oberliga genutzte Volksbank-Arena wäre die 1a-Lösung aus Sicht des BFV gewesen, allerdings erfüllt diese die Voraussetzungen – unter anderem kein ausreichendes Flutlicht und keine Sicherheitszone für Gäste-Fans – für die Regionalliga nicht. Man werde sich in den nächsten Wochen zusammen mit der Stadt und dem Präsidium einen Überblick verschaffen und anhand eines Kosten-Nutzen-Plans prüfen, welche Spielstätte perspektivisch am besten Regionalliga-tauglich gemacht werden könne, so Bascha, der mit einer Investitionssumme von 200.000 bis 250.000 Euro rechnet und klar macht: "Wir wollen den Aufstieg nachhaltig absichern."
Der Bischofswerdaer FV hätte seine Heimspiele in der Regionalliga im Wesenitzsportpark absolvieren müssen.
Auch stehe der Gesamtverein und nicht nur die Männermannschaft im Fokus, so der Vereinschef. Die Mannschaft wurde am Dienstagabend informiert. "Es war eine gewisse Enttäuschung", sagt Bascha, allerdings sei der "Zusammenhalt in der Truppe und im Verein sehr groß". Bascha glaube nicht, dass die Mannschaft jetzt auseinanderbricht. "Sie wollten als Mannschaft aufsteigen und nicht als einzelner Spieler. Stand heute weiß ich von keinem, der einen für die Oberliga gültigen Vertrag hat, der uns verlassen wird."
Auch Bischofswerdas Torjäger Miguel Rodrigues Pereira bleibt an Bord.
Rietschel hat Verständnis
Auch BFV-Trainer Frank Rietschel bleibt an Bord. Das hatte der gebürtige Oberlausitzer, seit 2021 beim BFV im Amt, schon vor der Entscheidung bei SPORT IM OSTEN erklärt. Er hätte Verständnis, wenn der Aufstieg nicht wahrgenommen wird. "Wir werden die Entscheidung so annehmen, wie sie kommt. Wir wissen, dass der ganze Verein auf dem Spiel steht", sagte er am Montag (10. Januar) im SPORT IM OSTEN-Interview, machte aber gleichzeitig keinen Hehl daraus, dass "die Jungs bereit sind und sich auf das Regionalliga-Abenteuer freuen".
Somit ist auch das Thema der fehlenden A-Lizenz im Trainerteam vom Tisch. Für die Regionalliga braucht es dieses Zertifikat. Allerdings hätte der NOFV diesbezüglich eine Ausnahme gemacht. Zumal Rietschel – aktuell hat er "nur" den B-Schein – sich vorstellen kann, den nötigen Lehrgang perspektivisch zu absolvieren. "Ich würde die A-Lizenz in Angriff nehmen, wenn's notwendig ist, aber natürlich nicht unter Zwang oder brutalen Bedingungen", sagte der hauptberuflich bei einer Bautzner Wohnungsbaugesellschaft tätige 53-Jährige. Rietschel weiß: "Der Aufwand für die Lizenz ist viel größer geworden."
Der bisherige Bischofswerdaer Co-Trainer Robert Koch übernimmt zur neuen Saison den VfB Krieschow als Cheftrainer.
Co-Trainer Koch wird Chef beim VfB 1921 Krieschow
Damit wird Bischofswerda in der kommenden Saison auch auf seinen bisherigen Co-Trainer treffen: Robert Koch, der drei Jahre an der Seite von Rietschel arbeitete, übernimmt zur neuen Saison das Zepter beim ambitionierten VfB 1921 Krieschow. Der frühere Dynamo-Profi und aktuelle B+-Lizenzinhaber tritt dort die Nachfolge von Toni Lempke an. Der Verein habe großes Potenzial, sagte Koch, der nach einer erfolgreichen Spielerlaufbahn (100 Spiele in der 2. Liga, 82 Spiele in der 3. Liga) jetzt auch als Cheftrainer Erfolge feiern will.
sst/mhe