Fußball | Oberliga Nächstes Regionalliga-Abenteuer? Bischofswerda will bis Mittwoch Klarheit schaffen
Auf den allerletzten Metern hat der Bischofswerdaer FV dem VFC Plauen noch die Oberliga-Meisterschaft aus den Händen gerissen. Doch nach dem Freudentaumel bleiben offene Fragen – bis Mittwoch will der Verein über sein neuerliches Regionalliga-Abenteuer entscheiden.
Während dieses denkwürdige Finale um die Meisterschaft in der NOFV-Oberliga Süd den VFC Plauen in Schockstarre zurückließ, erlebte der Bischofswerdaer FV am vergangenen Samstag einen bis wenige Minuten vor Abpfiff kaum mehr erwartbaren Freudentaumel. Dank zwei Treffern in der 88. und 94. Minute schraubte der BFV den Auswärtssieg beim bereits abgestiegenen SV Arnstadt noch auf 6:0 und überflügelte die zuvor seit dem 10. Spieltag durchweg auf Rang eins platzierten Plauener dank der nun besseren Torfdifferenz.
Rietschel: "Riesig stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein"
"Ich habe wenig graue Haare, aber heute sind gefühlt 100 dazugekommen und ich habe zwei Kilo verloren", sagte der überwältigte Bischofswerda-Trainer Frank Rietschel nachher im SPORT IM OSTEN-Interview. "Es ist so typisch für die ganze Saison. Wir waren schon ein paar Mal tot und sind immer wieder zurückgekommen. Das zeigt unseren Charakter. Ich bin riesig stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein."
Rietschel, der seinen Vertrag beim BFV bereits im Februar bis 2025 verlängert hatte, war 2021 nach Schiebocks Abstieg aus der Regionalliga von Einheit Kamenz zum einstigen DDR-Oberligisten in die heimische Oberlausitz zurückgekehrt. Der Beginn einer Erfolgsstory. Gemeinsam mit Co-Trainer Robert Koch führte er die Blau-Weißen über Rang elf und drei in den beiden Vorjahren nun zur vorläufigen Krönung.
Miguel Rodrigues Pereira, hier im Sachsenpokal-Halbfinale gegen Erzgebirge Aue, war mit 20 Toren ein Wegbereiter für die Oberligameisterschaft des Bischofswerdaer FV.
BFV-Kadergerüst steht
"Eine Riesenfreude, die Jungs zu sehen – wie sie ackern, wie sie arbeiten, wie sie sich das verdient haben. Ich bin unfassbar stolz. Wer hätte gedacht, dass Plauen uns noch so in die Karten spielt", jubelte der seit Februar an einem Kreuzbandriss laborierende Kapitän Johann Weiß. Die Qualität, auch in der Regionalliga alles andere als Kanonenfutter zu werden, hat die Mannschaft. Das erfuhren in dieser Saison nicht zuletzt auch der Chemnitzer FC und Lok Leipzig, die das Rietschel-Team aus dem Sachsenpokal warf, ehe es erst im Halbfinale von Drittligist Erzgebirge Aue gestoppt wurde.
Aktuell sieht es nicht danach aus, dass das Kadergerüst ins Wanken gerät. Kapitän Weiß hat ebenso wie Innenverteidigerkollege Paul Fromm, Stammkeeper Stefan Kiefer, Mittelfeldyoungster Eduard Hofmann und der brasilianische Torjäger Miguel Pereira Rodrigues einen bis 2026 gültigen Vertrag. Routinier Mike Salewski und Offensivleistungsträger Matteo Hecker sind bis 2025 an Schiebock gebunden.
Rietschel und Co. fehlt die A-Lizenz
Dringender ist da schon die Frage nach der fehlenden Lizenz im Trainerstab. Weder Frank Rietschel noch seine beiden Assistenten Koch und Ralf Marrack verfügen über den für die Regionalliga notwendigen A-Schein. BFV-Präsidiumsmitglied Jürgen Neumann zeigte sich am Sonntag (9. Juni) auf SpiO-Nachfrage jedoch zuversichtlich, dies zeitnah und intern lösen zu können. "Das ist das geringste Problem", so Neumann. Fest steht: Erfolgscoach Rietschel soll der Kopf der Mannschaft bleiben.
Frank Rietschel (re.) und seine Co-Trainer Robert Koch (li.) und Ralf Marrack haben Bischofswerda zur Oberliga-Meisterschaft geführt.
Deutlich herausfordernder sei hingegen das Thema der Bischofswerdaer Heimspielstätte eine Etage höher. Die in der Oberliga genutzte Volksbank-Arena wird aller Voraussicht nach derzeit keine Regionalliga-Zulassung erhalten. Lediglich 239 Zuschauer im Schnitt kamen in den Punktspielen zur einstigen Kampfbahn am Schmöllner Weg. Nur gegen Freital (517) und im Oberlausitzderby gegen Budissa Bautzen (668) waren es mehr als 500 Zuschauer. Auch die in der Abstiegssaison 2020/21 bespielte Müllerwiese in Bautzen ist diesmal definitiv keine Alternative.
NOFV-Ausnahme für Wesenitzsportpark?
Also müsste der traditionsreiche Wesenitzsportpark kurzfristig wieder tauglich gemacht werden – und eine Ausnahmegenehmigung vom Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) erteilt bekommen. Bei den zurückliegenden Pokalduellen gegen den 1. FC Lok und Aue waren 2.024 bzw. 3.079 Fans vor Ort. Volkmar Beier hatte dem Verein schon unmittelbar nach Abpfiff in Arnstadt Hoffnung gemacht: "Nach einigen kurzen Gesprächen mit den BFV-Verantwortlichen gehe ich davon aus, dass Bischofswerda in der Saison 2024/25 in der Regionalliga antreten wird", sagte der Vizepräsident des Sächsischen Fußballverbandes (SFV) in der Sächsischen Zeitung.
Der altehrwürdige Wesenitzsportpark in Bischofswerda war gegen Erzgebirge Aue im Sachsenpokal so voll besetzt wie lange nicht.
"Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Regionalliga sind gerade so zu stemmen", meinte Jürgen Neumann. Am Montagabend wolle sich die Klubführung zusammensetzen und dann auch mit dem NOFV in Kontakt treten. "Bis Mittwoch wird es eine Entscheidung geben, ob wir das Aufstiegsrecht wahrnehmen können. Ich bin optimistisch", unterstrich Neumann.
mhe