Fußball | 3. Liga Nach Trennungsankündigung: Aue-Coach Dotchev sieht sich in der Pflicht
Das nächste Spiel vor Augen, aber die bevorstehende Trennung im Hinterkopf: Pavel Dotchev will weiter sein Bestes für Erzgebirge Aue geben. Die Art und Weise des Ausscheidens irritiert ihn aber.
Sportlich läuft es bei Erzgebirge Aue aktuell wieder rund: Mit sieben Punkte aus drei Spielen ist man mitten im Aufstiegskampf. Doch hinter den Kulissen scheint bei Weitem nicht alles so rosig, wie es den Anschein haben könnte. Mit der Bekanntgabe der Trennung von Cheftrainer Pavel Dotchev zum Saisonende haben die Veilchen wenige Tage vor der schwierigen Auswärtspartie bei Borussia Dortmund II (24. November, 19:30 Uhr) eine zusätzliche Baustelle eröffnet – ein Thema, das der Übungsleiter in der Vorab-Pressekonferenz adressiert.
"Ich werde bis zum Schluss mein Bestes geben"
Auf die Frage, wie die Vereinsführung das Aus von Pavel Dotchev zum Saisonende gerechtfertigt habe, musste der 59-Jährige schmunzeln. "Diese Frage habe ich auch gestellt. Was wird mir vorgeworfen?", zitierte sich der Trainer anschließend selbst. "Die Antwort war: 'nicht viel'." Dabei stellte Dotchev klar, dass die Entscheidung keinerlei Auswirkungen auf seine weitere Arbeit in dieser Spielzeit haben werde.
Mit aktuell 169 Pflichtspielen als Trainer steht Pavel Dotchev auf Rang drei in der Auer Historie.
"Ich muss die Entscheidung der Vereinsführung akzeptieren. Ob ich enttäuscht bin oder nicht, ist uninteressant. Es geht um die Mannschaft. Eins kann ich sagen: Solange ich hier bin, werde ich immer mein Bestes geben." Dass die News von Seiten des Vereins in dieser Woche verkündet wurde, damit hatte Dotchev nicht gerechnet: "Ich wusste ja, dass es passieren wird, war aber überrascht über den Zeitpunkt der Veröffentlichung."
Sportgeschäftsführer Heidrich: "Es geht um frühe Klarheit"
Für Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich ging es indes darum, "frühzeitig Klarheit zu schaffen. Sowohl für Pavel Dotchev als auch für den Verein," erklärte Heidrich im Interview mit SPORT IM OSTEN auf die Frage, warum man die Beendigung der Zusammenarbeit gerade in dieser Woche bekanntgegeben habe. "Das war in der jetzigen Phase der Saison notwendig."
"Über den Zeitpunkt der Veröffentlichung kann man sicherlich diskutieren", räumte Heidrich ein und deutete an, dass das vorzeitige Durchsickern der Information ein Grund für das offizielle Statement gewesen sei. "Über das Inhaltliche jedoch nicht." Was genau inhaltlich nicht mehr stimmte zwischen Trainer und Verein, darüber wollte sich Heidrich nicht öffentlich äußern. Lediglich der Hinweis, "dass bei einem Vertrag zwei Willenserklärungen zusammenfinden müssen, die ab einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam arbeiten wollen," lässt Raum für Spekulationen. Ob die Diskrepanz auf Dotchevs Aussage, man wolle gerne aufsteigen, zurückzuführen sei, beantwortete der Geschäftsführer mit einem klaren "Nein."
Einfluss auf Mannschaft nicht von der Hand zu weisen
Auch in der Kabine habe die Nachricht für erstaunte Gesichter gesorgt, daraus machte der Übungsleiter keinen Hehl. "Natürlich haben wir darüber gesprochen. Ich bin der Meinung, dass die Mannschaft nicht ganz glücklich darüber war." In eine ähnliche Kerbe schlug auch Mirnes Pepic im Interview mit SPORT IM OSTEN. "Um ehrlich zu sein, war das auf jeden Fall eine Überraschung für uns," musste der Mittelfeldspieler zugeben. "Der Zeitpunkt war nicht optimal. Aber das ist die Entscheidung des Vereins, und wir Spieler müssen das akzeptieren." Dass das Thema auch auf die Spielvorbereitung Einfluss nehme und "kurz etwas Unruhe reinkommt, ist klar", doch nach einer Ansprache Dotchevs sei es vom Tisch gewesen.
Lob für "Wundertüte" Dortmund
Um das Sportliche ginge es natürlich auch. Trotz guter Ergebnisse in den vergangenen Wochen mahnte der Coach, "sich nicht darauf auszuruhen." Es gehe darum, auswärts gegen einen starken Gegner einen guten Auftritt hinzulegen und Selbstvertrauen zu sammeln, auch im Hinblick auf das schwere Heimspiel gegen Verl eine Woche später. Für den Gegner hatte der scheidende Coach viel Lob übrig. Über "viel individuelle Klasse" verfüge der BVB II, der gerne mal einer "Wundertüte" gleiche – auch, weil man nie mit Sicherheit wissen könne, ob Spieler aus der ersten Mannschaft das Team verstärken. Beim Remis im vergangenen Jahr überrumpelten die Schwarz-Gelben Aue immer wieder mit schnellen Kontern. Das soll diesmal nicht der Fall sein.
Fallmann gesperrt – Clausen fehlt mehrere Wochen
Auf Mika Clausen kann Dotchev gegen Dortmund definitiv nicht bauen. Der 22 Jahre alte Offensivspieler unterzog sich laut Vereinsangaben einer Blinddarmoperation und wird in diesem Jahr womöglich nicht mehr zum Einsatz kommen. Auch Pascal Fallmann wird nach seiner fünften gelben Karte fehlen. Wie er diese Personalien auffangen möchte, dafür hat Dotchev "schon einige Ideen im Kopf."
Keine Überraschung hingegen wird es in der Innenverteidigung geben, dort sind Erik Majetschak und Steffen Nkansah aktuell gesetzt. "Ich sehe keinen Grund, etwas zu verändern", gab der Trainer Einblicke in seine Personalplanung. "Ich bin da konservativ: Wenn es funktioniert, möchte ich es nicht ändern, nur um zu zeigen, wie gut ich als Trainer bin."
sbo