Fußball | 3. Liga Nach 57 Jahren – Aue kassiert erste Heimniederlage gegen Rostock
Bitterer Nachmittag für Erzgebirge Aue: Die Veilchen verlieren nach 57 Jahren erstmals wieder ein Heimspiel gegen Hansa Rostock – und das trotz Führung. Ausschlaggebend für die Niederlage war ein später Platzverweis und das folgende Siegtor von Ahmet Gürleyen in der Nachspielzeit.
Erzgebirge Aue hat den nächsten Dämpfer kassiert und am Samstag (5. Oktober) mit 1:2 (1:1) vor heimischer Kulisse (13.218 Zuschauer) gegen Hansa Rostock verloren. Kilian Jakob hatte die Veilchen früh in Führung gebracht (12.), ehe Sigurd Haugen der Ausgleich gelang (32.). In der zweiten Halbzeit gab ein Platzverweis für Aues Ali Loune der Partie die entscheidende Wendung. Rostocks Ahmet Gürleyen gelang in der Nachspielzeit der Lucky Punch (90.+1). Während Rostock im Abstiegskampf Boden gut macht, rutscht Aue nach der dritten Saisonniederlage auf Platz vier ab und hat nunmehr vier Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Sandhausen.
Kilian Jakob: "So ist es halt schwach"
"Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Die bessere Mannschaft hat heute verloren", sagte Aues Trainer Pavel Dotchev nach dem Abpfiff. Torschütze Jakob zeigte sich fassungslos. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Mit einem Mann weniger wird es natürlich schwer, den Punkt müssen wir trotzdem mitnehmen", monierte der 26-Jährige: "Es zieht sich durch die Saison, dass wir es in der zweiten Halbzeit nicht auf den Platz bringen. Das nervt. Wir waren nicht zwingend genug. So ist es dann halt schwach."
Hansa beendet Durststrecke nach 57 Jahren
Ganz anders gestaltete sich die Stimmungslage bei Hansa, das gleich zwei Negativserien durchbrach. Zum einen war es der erste Sieg seit 18 Jahren gegen Aue, zum anderen wurde eine 57 Jahre andauernde Durststrecke beendet, in der Hansa nicht im Erzgebirge gewinnen konnte.
"Es fühlt sich gut an. Wir haben wochenlang Scheiße gefressen. Heute hat das fast alles wieder gut gemacht", freute sich Siegtorschütze Gürleyen. Hansa-Trainer Bernd Hollerbach schloss sich an: "Wir wollten es heute mehr. Die Mannschaft hat immer an sich geglaubt. Wir haben nie die Ruhe verloren. Die Einstellung war top."
Jakob bestraft Uphoffs Patzer
Genau diese hatte Dotchev nach dem zuletzt enttäuschenden Auftritt gegen Viktoria Köln bei seiner Mannschaft unter der Woche mit deutlichen Worten ("leblos") kritisiert. Gegen Rostock sollte es unter anderem eine fast komplett umgekrempelte Abwehr mit Pascal Fallmann, Tim Hoffmann und Kilian Jakob richten, die allesamt in die Startelf rückten.
Die Umstellungen fruchteten zunächst. Aue startete dominant und mit viel Ballbesitz. Den ersten Abschlussaktionen fehlte allerdings noch die nötige Präzision. Hansa agierte abwartend, hatte nach elf Minuten aber Pech, als Haugen nach einer vermeintlichen Abseitsstellung frei vorm Tor zurückgepfiffen wurde. Quasi im Gegenzug erzielten die Gastgeber die verdiente Führung: Der auffällige Fallmann flankte von rechts auf den zweiten Pfosten, wo sich Hansa-Keeper Benjamin Uphoff verschätzte und unter dem Ball durchflog. Jakob bedankte sich und markierte technisch sehenswert das 1:0 (12.). Im Anschluss drückte Aue auf das zweite Tor. Boris Tashchy schlenzte die Kugel zunächst knapp vorbei (16.), kurz darauf wurde Marcel Bärs Abschluss gerade noch geblockt (21.).
Kilian Jakob jubelt nach seinem Führungstreffer für Erzgebirge Aue.
Hansa schlägt durch Haugen zurück
Aber auch Hansa arbeitete sich langsam, aber sicher in die Partie und hätte nach 24 Minuten durch Ryan Naderi beinahe ausgeglichen. Ging dessen Schuss noch knapp am Pfosten vorbei, machte es Haugen acht Minuten später besser. Nach starker Flanke von Nico Neidhart hämmerte der Norweger den Ball technisch perfekt aus kurzer Distanz in die Maschen (32.) – Männel war chancenlos. Der Ausgleich war zu diesem Zeitpunkt durchaus überraschend. Lange brauchte Aue aber nicht, um den Rückschlag wegzustecken. Bär verzeichnete nach 35 Minuten den nächsten Abschluss, kurz darauf verpasste Tashchy am langen Pfosten eine hohe Hereingabe. Auch kurz vor der Pause fehlte nicht viel, als Marvin Stefaniak einen erneut schöne Flanke Fallmanns nur Zentimeter über die Latte köpfte (39.).
Doch Hansa kam mit Schwung aus der Kabine und eröffnete die zweite Halbzeit direkt mit einem Ausrufezeichen. Nur wenige Sekunden waren gespielt, als Cedric Harenbrock zentral vorm Sechzehner abzog und den Pfosten traf. Die Gäste agierten nun insgesamt stabiler, Aue hatte Mühe, klare Abschlussaktionen herauszuspielen. Zudem fehlte die Präzision: Bär schoss nach guter Einzelaktion im rechten Strafraum deutlich über das Tor (53.). Kurz darauf bewahrte Uphoff sein Team mit einer starken Parade bei einem Stefaniak-Freistoß vor dem erneuten Rückstand (59.).
Loune fliegt – Aue kämpft vergeblich
Weil Hansa auch in der Folge kompakt stand, wurde es mehr und mehr zum Geduldsspiel für Aue. Chancen auf die erneute Führung waren für die spielbestimmenden Gastgeber aber allemal da. Nach einer starken Eckballvariante landete der Ball bei Fallmann, der – etwas überrascht – die Kugel aber nicht mehr platziert aufs Tor bringen konnte (65.).
Ahmet Gürleyen markiert in der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer für Rostock.
Anstelle von weiteren Offensivaktionen musste Aue in der Schlussphase jedoch plötzlich in die Defensive gehen. Der bereits vorgewarnte Loune konnte einen Hansa-Konter nur per Foul verhindern und flog vom Platz (74.). Rostock warf in der Schlussphase entsprechend alles nach vorne. Bei einer Doppelchance in der 84. Minute rettete zunächst noch die Latte, ehe Gürleyen in der Nachspielzeit einen Eckball wuchtig in die Maschen köpfte und Hansas Durststrecke im Erzgebirge nach 57 Jahren beendete.
jsc