Thüringenpokal Meuselwitz gegen Jena: Von Familienduellen, Ritualen und Kontaktverbot
Es ist ein besonderes Spiel – nicht nur für Familie Bürger. Wenn am Samstag (11:45 Uhr) der ZFC Meuselwitz und Carl Zeiss Jena um den Pokalsieg und die DFB-Pokalbühne spielen, ruhen Freundschaften.
Der ZFC Meuselwitz ist seit vielen Jahren eine interessante Adresse für Spieler des FC Carl Zeiss, die in Jena nicht mehr oder noch nicht die erste Geige spielen. Acht Kicker aus dem aktuellen Kader haben eine Vergangenheit an den Kernbergen.
Ein Bürger wird jubeln
Für Henning und Luca Bürger wird das Pokalendspiel (Samstag, 25.05.2024, 11.45 Uhr im Livestream und Ticker) sogar eine Familienangelegenheit. Henning sitzt auf der Trainerbank von Carl Zeiss. Luca zieht im Meuselwitzer Mittelfeld die Fäden und könnte den Papa aus dem Pokal kegeln.
"Es ist überhaupt nicht einfach“, sagt Bürger über das Duell mit seinem Sohn. Es werde viel gefrotzelt im Vorfeld. Aber – und das ist Henning Bürger wichtig: "Am Samstag spielt Meuselwitz gegen Jena und nicht Bürger gegen Bürger." Für beide Mannschaften ist es nach einer Saison im Mittelfeld der Regionalliga das wichtigste Saisonspiel. Der Sieger stemmt nicht nur den Pokal in die Höhe, sondern darf sich zum einen auf die große DFB-Pokalbühne und zum anderen auf eine dicke Erstrundenprämie freuen.
Bastian Strietzel (Jena) und Rene Eckardt (Meuselwitz) werden ihre Teams auch am Samstag auf das Feld führen. Beide können in Bestbesetzung antreten.
Stoppt Meuselwitz den Seriensieger?
In den vergangenen zehn Jahren holte Jena acht Mal den Pokal in Thüringen, gewann zuletzt vier Mal in Folge. Der letzte Triumph des ZFC liegt einige Zeit zurück: 2011 jubelten die Kicker von der Glaserkuppe. "Es wird mal wieder Zeit, dass mal nicht einer von den großen beiden Vereinen den Pokal gewinnt“, sagt ZFC-Trainer Martin-Georg Leopold, der sich unglaublich auf das "Finale daheim" freut.
Die ungewöhnlich frühe Anstoßzeit stört Leopold überhaupt nicht. Im Gegenteil. "Ich finde es eher von Vorteil. Da hat man nicht so viel Zeit zum Nachdenken. Man steht auf, frühstückt und dann geht es los."
Erfolgsrezept? Kartoffeln und Quark
Apropos Frühstück. Der Ex-Jenaer und aktuelle ZFC-Kapitän René Eckardt, pflegte über Jahre hinweg vor Pokalspielen ein Ritual. Am Abend vor dem Spiel landeten Kartoffeln und Quark auf dem Teller. "Das hat ganz gut funktioniert", erzählt der Routinier, der vor seinem siebten Finale steht, fünf Mal gewann, allerdings noch nie mit Meuselwitz. Diesen Traum will er sich jetzt erfüllen. Allerdings ohne Kartoffeln und Quark. "Ich habe nichts Neues gefunden, was sicheren Erfolg bringt", sagt Eckardt mit einem Schmunzeln.
Sicher ist nur eins: Die teilweise gut befreundeten Jenaer und Meuselwitzer bekommen ab sofort einen Maulkorb. Zeiss-Kapitän Bastian Strietzel berichtet von einem zweitägigen Kontaktverbot.
Keiner will der Favorit sein
Der volle Fokus liege auf dem Endspiel. Nur die Favoritenrolle möchte keiner haben. Leopold sieht sie ein wenig bei Jena und erinnert an die 2:3-Niederlage im Punktspiel vor zwei Wochen. "Wenn wir so spielen, wie in der ersten Halbzeit, wird es ein einseitiges Finale", macht er mit Blick auf das 0:2 zur Pause klar. Nach einer starken zweiten Halbzeit hätte das Spiel auch 3:3 enden können.
"Das Pendel kann auch auf unsere Seite ausschlagen", sagt Leopold, während Strietzel von einer Favoritenrolle nichts wissen will. "Es wird ein 50:50-Spiel. Wir wissen um die Schwere der Aufgabe. Das Spiel hat Charme, auf einem engen Platz mit vielen Zuschauern auf einem Haufen." Er fahre immer mit guten Gefühlen nach Meuselwitz und das liege nicht nur an der billigen Bratwurst und dem Bier, schmunzelt Strietzel.
4.500 Zuschauer werden erwartet und damit deutlich mehr, als normalerweise zu Spielen in die "bluechip-Arena" kommen.
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Sanny Stephan