Schüler einer Grundschule beim Sportunterricht in der Halle.

Mitteldeutschland | Schulsport Marode Hallen und Personalengpässe – Sportlehrer blicken besorgt in die Zukunft

Stand: 18.02.2025 14:27 Uhr

Marode Hallen, fehlende Investitionen, immer weniger Sportlehrer und gehäufter Unterrichtsausfall – es scheint wie ein Teufelskreis, der auch die Schulen in Mitteldeutschland längst erfasst hat. "So geht's eigentlich nicht weiter", schlagen Pädagogen wie Jens-Uwe Böhme Alarm. Eine Stichprobe in Sachsen-Anhalt.

Es sind alarmierende Zahlen. Etwa 15 Prozent der Kinder in Deutschland gelten als übergewichtig oder adipös. Verschärft durch die Corona-Pandemie haben Studien zufolge zudem zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen zu wenig Bewegung in ihrem Alltag. Umso problematischer ist, dass Vereine und vor allem auch Schulen zuhauf sowohl über marode Sportstätten als auch Sportlehrer- sowie Übungsleiterengpässe und dementsprechend steigenden Sportausfall klagen.

"Man muss etwas machen"

"Es ist relativ wenig saniert und neugebaut worden und wenn ich weiß, dass die Landespolitik da gerade wieder rigoros gestrichen hat, dann sprechen wir von einem riesengroßen Problem", kritisiert Jens-Uwe Böhme, der Vorsitzende des Sportlehrerverbandes in Sachsen-Anhalt. "Ich habe natürlich auch viele Gespräche mit dem Landessportbund – und wir sind uns da einig: So geht's eigentlich nicht weiter."

Warum werden die Kinder immer unsportlicher?

Der Haushaltsentwurf 2025/26 des Bundeslandes sieht Einsparungen bei der Sportstättenförderung in Höhe von mehreren Millionen Euro vor. Deutschlandweit dürfte sich der Sanierungsstau aktuell auf bis zu 40 Milliarden Euro belaufen, die Hälfte der vorhandenen Anlagen hat Sanierungsbedarf. "Man muss investieren oder man jammert eben immer weiter rum, dass Schülerinnen und Schüler eben nicht mehr so aufgestellt und nicht mehr so belastungsfähig sind. Man muss etwas machen, vom Reden wird leider nicht viel", so Böhme.

Thüringen und Sachsen kündigen Investitionsprogramme an

Allerdings gibt es in Mitteldeutschland auch Lichtblicke. Die neue Thüringer Landesregierung aus CDU, BSW und SPD will genau das Thema stärker vorantreiben. Auch die sächsische Minderheitsregierung aus CDU und SPD hat sich zu einem Investitionsprogramm für Sportstätten bekannt. Gleichwohl hoffen und appellieren Lehrer wie Jens-Uwe Böhme, dass auch die neue Regierung nach der anstehenden Bundestagswahl das Problem angeht.

Uni Leipzig bildet Seiteneinsteiger aus

Derzeit illusorisch scheint derweil die in Mitteldeutschland angepeilte Wiedereinführung einer dritten Wochenstunde Sport im Lehrplan – schlichtweg aus Personalmangel. "Du hast Schulen, da sind zwei Sportlehrer. Ich kenne sogar Schulen, da ist aktuell gar keiner da – gerade im Bereich der Grundschulen", berichtet Böhme aus dem Alltag.

Lehrermangel sorgt für immer mehr Engpässe im Schulsport

Um dem entgegenzuwirken, bietet beispielsweise die Sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig bereits im Beruf stehenden Lehrerinnen und Lehrern parallel zu ihrer Tätigkeit über vier Semester "ein wissenschaftlich fundiertes, breit aufgestelltes, schulsportspezifisches Studium", wirbt die Sportdidaktik-Professorin Heike Tiemann. "Das ist wirklich eine tolle Sache." Die Beteiligten wissen jedoch auch: Die Ausbildung und Begleitung von Seiteneinsteigern allein kann nur ein Teil der angestrebten Problemlösung sein.

SpiO/Steffen Reichert