Handball | Bundesliga "Haben das Scheißding" - SC Magdeburg auf dem Weg zur perfekten Saison
Ein Feiertag folgt beim SC Magdeburg in diesen Tagen auf den nächsten. Am Sonntag krönte sich der SCM zum deutschen Meister und ist nun auf bestem Weg, mit vier Titeln eine perfekte Saison zu spielen.
Als am Sonntag (26. Mai 2024) 17:47 Uhr in der Magdeburger Handball-Arena der 30:28-Sieg des SC Magdeburg gegen Leipzig perfekt war, entlud sich eine große Anspannung: Die ohnehin ohrenbetäubende Halle legte noch einmal ein paar Dezibel drauf, die SCM-Spieler tanzen und jubelten im Kreis. Magdeburg hatte mit dem Sieg die dritte Bundesliga-Meisterschaft praktisch perfekt gemacht. Zwei Spieltage vor dem Saisonende führen die Magdeburger die Tabelle mit vier Punkten und 85 Toren vor Verfolger Füchse Berlin an – und sind damit nach den normalen Regeln der Handball-Arithmetik nicht mehr einholbar.
"Wo ist Wiegert?"
Die Spieler feierten, die Halle stand Kopf. Nur einer fehlte. "Wo ist Bennet Wiegert?", fragten sich nicht nur Stephanie Müller-Spirra und Handball-Experte Dominik Klein in der MDR-Live-Übertragung. Wiegert verschwand nach Abpfiff in den Gängen der GETEC-Arena. Zum Durchatmen, zum Sich-Sammeln. "Ich musste erstmal in die Kabine", verriet er später und kurz nach einer deftigen Bierdusche seiner Mannschaft bei SPORT IM OSTEN. "Da fällt so viel Anspannung von einem ab, weil man einfach nicht möchte, dass sich die Mannschaft nicht für die harte Arbeit der ganzen Saison belohnt."
Erst Rückzug dann Bierdusche für Bennet Wiegert.
Mertens. "Jetzt sind wir deutscher Meister"
Magdeburg musste sich im vorentscheidenden Spiel gegen den Ost-Dauerrivalen Leipzig richtig strecken. Der SC DHfK bot dem SCM einen großen und engen Kampf, bis zur Schlusssirene. "Ich hätte hier gern gewonnen. Aber wir haben uns gut verkauft", sagte der Leipziger und Ex-Magdeburger Moritz Preuß nach der Partie. "Es war heute schwer, aber wir haben das Scheißding gewonnen. Und jetzt sind wir deutscher Meister", jubelte dagegen Magdeburgs Lukas Mertens. "Es war auf Messers Rille bis zum Schluss. Wir können das besser. Aber dass es alles andere als einfach wird, war und schon klar", so die erste Analyse von Wiegert.
Auch Champions-League-Krone winkt
Mit dem Sieg gegen Leipzig sicherte sich der SCM den dritten von vier möglichen Titeln dieser Saison: Die Klub-Weltmeisterschaft, der DHB-Pokal und die deutsche Meisterschaft hat der SCM bereits, zur perfekten Saison fehlt nur noch der Champions-League-Titel. Das Final-Four-Turnier in der Königsklasse steht am 8./9. Juni an.
Maskottchen Till Eulenspiegel (SC Magdeburg) mit einer Deutschen Meisterschale aus Pappe
Magdeburg ist im Champions-League-Halbfinale Favorit gegen Aalborg und bekommt es bei einem Finaleinzug mit Barcelona und Kiel zu tun. Und auch im Finale dürfte der SCM Favorit sein.
Claar: "Fühlte sich besonders an"
Das liegt zum einen an der spielerischen Stärke des SCM. "Die Mannschaft ist fantastisch. Ich liebe die Jungs", so die Anerkennung des Leipzigers Preuß. "Dass wir schon eine längere Zeit zusammenspielen, dass wir eine klare Spielphilosophie verfolgen, dass wir eine Einheit auf dem Platz und neben dem Platz sind", erklärt Magdeburgs Tim Hornke die eigene Stärke. "Ich habe schon heute Morgen gemerkt, dass die Nerven angespannt sind. In der Kabine fühlte es sich besonders an", beschrieb SCM-Spieler Felix Claar die Konzentration vor dem entscheidenden Meisterschafts-Spiel.
Hornke: Wiegert "ist manchmal anstrengend"
Und das liegt natürlich auch am Trainer. Bennet Wiegert hat den SCM in den vergangenen Jahren zur besten Handball-Mannschaft der Welt geformt. "Er ist unglaublich. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so für den Sport brennt", sagt Schwede Claar über seinen 42-jährigen Coach: "Er denkt und lebt Handball. Die ganze Zeit. Er ist ein beeindruckender Trainer." Einer, der mit dieser Intensität in seinem gesamten Leben "uns gegenüber auch manchmal etwas anstrengend" ist, wie Hornke weiß. Aber: "Genau das macht ihn so erfolgreich."
Wiegert: "Moment der Mannschaft widmen"
Und der Trainer? Noch nicht ganz getrocknet von der Bierdusche sagte er: "Ich möchte den Moment der Mannschaft widmen. Die hat das einfach überragend gemacht." Bereits am Donnerstag (20. Mai 2024) bei den Rhein-Neckar Löwen kann der SCM den Titel dann auch theoretisch klarmachen. Und dann geht es schon bald nach Köln zum Final Four in der Champions League.
Dirk Hofmeister