
Nordische Ski-WM Freitag und Carl starten mit Medaillenambitionen in Trondheim
Am Mittwoch startet die Nordische Ski-WM in Trondheim. Zum 35-köpfigen deutschen Aufgebot zählen auch zehn mitteldeutsche Athletinnen. Skispringerin Selina Freitag und Langläuferin Victoria Carl hoffen auf eine Medaille.
Mit sechs Saisonsiegern an der Spitze geht der Deutsche Skiverband (DSV) in die Nordische Ski-WM in Trondheim. Der DSV nominierte im Skispringen, Langlauf und in der Nordische Kombination insgesamt 35 Sportlerinnen und Sportler für die Titelkämpfe in Norwegen. Diese steigen vom 26. Februar bis 9. März. Unter den 35 befinden sich zehn mitteldeutsche Athletinnen.
Langläuferin Carl mit guten Erinnerungen an Trondheim
Am besten vertreten sind die Langläuferinnen, die mit Victoria Carl, Katharina Hennig, Katherine Sauerbrey und Helen Hoffmann ein Quartett ins Rennen schicken. Größte Hoffnung ist Olympiasiegerin Carl vom SC Motor Zella-Mehlis. Die 29-Jährige lief auch im letzten Rennen vor der WM stark. In Falun (Schweden) lief die Thüringerin im Massenstart über 20 km Freistil auf Platz fünf. Tags zuvor belegte sie über 10 km im klassischen Stil sogar Rang drei.

Victoria Carl präsentierte sich zuletzt in sehr guter Verfassung.
An den WM-Ort hat sie gute Erinnerungen, 2023 holte sie dort ihren einzigen Weltcup-Sieg: "Ich habe natürlich ganz besondere Erinnerungen an Trondheim. Wenn alles super läuft, ist für mich persönlich eine Einzelmedaille das Ziel." Und auch mit ihren Teamkolleginnen will sie was erreichen: "Unser größtes Ziel ist eine Medaille in der Staffel", so Victoria Carl weiter. Bei Olympia 2022 triumphierte sie gemeinsam mit Katharina Hennig im Teamsprint.
Hennig musste "Ziele anpassen"
Für die Athletin vom WSV Erzgebirge Oberwiesenthal lief es in dieser Saison nicht ganz so rund. So musste Hennig die prestigeträchtige Tour de Ski aus gesundheitlichen Gründen absagen. Jetzt ist sie aber auf dem aufsteigenden Ast. Über 10 km in der klassischen Technik wurde die 28-Jährige in Falun Sechste und hielt während des Rennens Kontakt zur Spitzengruppe. Vor ihrer vierten WM-Teilnahme sagt sie: "Meine Ziele für die WM musste ich aufgrund der vielen Krankheitsausfällen leider ein bisschen anpassen. Wäre der Winter so verlaufen wie in den letzten drei Jahren, dann wäre mein Ziel eine Einzelmedaille gewesen. Aber mir fehlen viele Rennen." Sie würde gerne an den Teamwettbewerben teilnehmen. Mit der Staffel sicherte sie sich bei der WM 2023 Silber.
Zum zweiten Mal bei einer WM startet Katherine Sauerbrey vom SC Steinbach-Hallenberg. Die Sportsoldatin wurde bei der WM 2023 21. Sie gilt als Außenseiterin. Ihr bestes Saisonresultat im Einzel war Platz 12 in Les Rousses: "Ich nehme mir eine Top-15-Platzierung vor und freue mich insbesondere auf mein Rennen über die zehn Kilometer klassisch. Das Staffelrennen ist auch immer ein Highlight. Ich denke, dass wir gut aufgestellt sind und es eine coole WM wird."

Die deutschen Frauen fiebern dem Staffel-Rennen entgegen.
Hoffmann vor WM-Debüt
Ihre richtige WM-Premiere dürfte Helen Hoffmann vom WSV Oberhof feiern. Bei den Titelkämpfen 2023 in Planica blieb sie ohne Einsatz. Die viermalige Junioren-Weltmeisterin startet wahrscheinlich im Skiathlon: "Es wird meine erste WM. Ich nehme mir keine konkreten Platzierungen vor, aber natürlich hoffe ich auf gute Leistungen."
Skispringerin Freitag: "Mein Setup stimmt"
Beim Skispringen könnte Selina Freitag wieder ein gehöriges Wort bei der Medaillenvergabe mitreden. Vor zwei Jahren triumphierte sie im Team- und im Mixed-Wettbewerb. Im Einzel wurde die Schwester von Ex-Springer Richard Freitag Vierte. Zuletzt zeigte sich die 23-Jährige vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal in glänzender Verfassung. In Hinzenbach (Österreich) sprang sie wie schon im slowenischen Ljubno zweimal auf Rang zwei. Insgesamt kletterte sie nun sechs Mal in Folge auf das Podium.
Die Dritte im Gesamt-Weltcup sagt: "Meine Saison verlief bisher richtig gut. Ich fühle mich sehr gut. Mein Setup stimmt. Ich kann meine Sprünge gut abrufen. Die Schanzen in Trondheim gefallen mir ganz gut. Ich bin da bisher immer sehr gern gesprungen. Die Großschanze ist fast eine Fliegerschanze, was mir entgegenkommt. Ich bin guter Dinge."
Seyfarth zuletzt in den Top Ten
Wie Selina Freitag gewann auch Juliane Seyfarth bereits WM-Gold mit dem Team und im Mixed. Das war 2019 in Seefeld. Zuletzt in Hinzenbach kam die 35-Jährige von der TSG Ruhla in die Top Ten. Im Gesamt-Weltcup belegt sie aktuell Position 18. Für Seyfarth ist es bereits die fünfte WM: "2011 in Oslo war ich das erste Mal mit dabei. Ich habe bei der Vorbereitung in Oberstdorf nochmal getestet, was sehr gut funktioniert hat. Ich bin grundsätzlich zufrieden. Ich bin sehr stabil gesprungen. Was mir aber natürlich noch fehlt, ist ein Ausreißer nach oben. Ich arbeite daran, dass meine Sprünge noch konstanter werden und ich im Wettkampf zwei gleichmäßig gute Sprünge hinbekomme."
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Ex-Team-Weltmeisterin Juliane Seyfarth hofft auf einen "Ausreißer nach oben".
Görlich mit Comeback nach Kreuzbandriss
Beim vorletzten Weltcup in Ljubno feierte Luisa Görlich vom WSV 08 Lauscha ein sehr gutes Comeback. Nicht einmal ein Jahr nach ihrem Kreuzbandriss landete die Thüringerin auf Rang 13. Die Team-Weltmeisterin gab zu Protokoll: "Es ging in Ljubno deutlich besser als ich erwartet hätte. Überhaupt wieder im Weltcup zu starten und dann solche Sprünge und Ergebnisse abzuliefern, hat schon richtig viel Spaß gemacht. Ich freue mich einfach nur, dass ich wieder dabei sein kann."
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Luisa Görlich geht ohne Druck in die WM.
Nordische Kombination: Nowak freut sich auf "gigantische Kulisse"
Ein mitteldeutsches Frauen-Trio nimmt auch an der Nordischen Kombination teil: Maria Gerboth, Ronja Loh und Jenny Nowak. Bundestrainer Florian Aichinger sagt: "In Trondheim wollen wir die Stimmung genießen. Es werden unglaublich viele Zuschauer dort sein. Das haben sich die Athletinnen auf jeden Fall verdient." Man habe ein "junges schlagkräftiges Team."
Neben der Gesamtweltcup-Führenden Nathalie Armbruster, die Anfang Februar in Seefeld als erste deutsche Kombiniererin ein Weltcuprennen gewann und damit Geschichte schrieb, könnten aber auch Maria Gerboth und Jenny Nowak "für Furore sorgen".
Nowak vom SC Sohland schaffte es in dieser Saison bereits auf das Podium: "Seit Seefeld geht's bergauf und die Podiumsplatzierung in Otepää hat mir nochmal Selbstbewusstsein gegeben. Ich habe gezeigt, dass ich dazu in der Lage bin. Das gibt ein gutes Gefühl. Es sind schon so viele Tickets verkauft worden. Das wird eine gigantische Kulisse. Es wird auch der erste Wettkampf für uns sein, bei dem so viele Menschen dabei sind."
Maria Gerboth vom WSV Schmiedefeld belegte in dieser Saison in Lillehammer Platz fünf: "Meine Saison lief bisher ziemlich gut. Ich habe ja mit einem persönlichen Bestergebnis angefangen und konnte über die gesamte Saison meine gute Sprungleistung auch im Wettkampf zeigen. Das ist natürlich auch mein Ziel für Trondheim: über gute Sprünge ein super Ergebnis erarbeiten."
Junioren-Weltmeisterin Loh wieder fit
Hoffnungen macht auch Ronja Loh vom VSC Klingenthal. Über die gebürtige Leipzigerin sagt Trainer Aichinger: "Ronja Loh kommt von der Junioren-WM zurück – mit Gold im Team. Sie springt gerade sehr gut. Wir hoffen, dass sie fit ist, da sie zuletzt etwas krank war." Die 19-Jährige meint vor ihrer ersten WM: "Meine Saison verlief eigentlich relativ solide. Letzte Woche war ich zur Junioren-WM in Lake Placid. Auf der Schanze lief es ganz gut, auf der Laufstrecke habe ich immer noch so meine Probleme. Aber im Großen und Ganzen bin ich ganz zufrieden. Leider war ich nach dem Rückflug gesundheitlich etwas angeschlagen und lag ein paar Tage flach. Aber ich bin wieder fit und konnte auch schon wieder trainieren."
27 Entscheidungen in elf Tagen
Erstmals findet im Rahmen der Nordischen Ski-WM auch ein Para-Wettbewerb statt. Am 5. März ermitteln die Para-Langläufer ihre Weltmeister im Sprint. Insgesamt stehen in Trondheim 27 Entscheidungen in elf Tagen auf dem Programm. Die meisten Goldmedaillen werden im Langlauf vergeben (14), im Skisprung gibt es sieben Titel zu gewinnen, in der Kombination sechs. Vor zwei Jahren hatte es drei Goldmedaillen für den Deutschen Skiverband gegeben - Katharina Schmid (damals noch Althaus) gewann im Einzel, mit dem Frauen-Team und im Mixed. 192.000 WM-Tickets sind bereits verkauft.
sid/dpa/SpiO