
Fußball | 3. Liga Der Pfiff von Cottbus: Aue hadert nach Niederlage bei Energie mit sich und dem Schiedsrichter
Erzgebirge Aue hat die dritte Niederlage in Folge in der Liga hinnehmen müssen und am Samstag mit 0:1 bei Energie Cottbus verloren. Die Szene des Spiels sorgte danach für Gesprächsstoff.
Cottbus mindestens 24 Stunden zurück auf Platz eins, Aue weiter in der gefährlichen Zone: Das Duell der beiden ehemaligen Zweitligisten aus dem Osten fand einen glücklichen Sieger mit den Lausitzern und einen Verlierer, der mit der eigenen Chancenverwertung haderte. Und mit dem Schiedsrichter.
Rosenlöcher vs. Cigerci und die Frage: Wer war zuerst dran?
Es war ein Pfiff, der die 3. Liga bewegt: Im Ostduell von Erzgebirge Aue bei Energie Cottbus lief die 88. Minute, Spielstand 0:0. Die Sachsen hatten gute Chancen auf die Führung liegengelassen, die Lausitzer lange Zeit Torgefahr vermissen lassen. Doch eben erst musste Aue-Keeper Martin Männel zweimal parieren, hielt gegen Maxi Krauß und Lucas Copado.
Energie schnupperte doch noch am Heimsieg und der Rückkehr an die Tabellenspitze. Eine Halbfeldflanke von Niko Bretschneider segelt in den Strafraum der Gäste, Krauß lässt durch für den in seinem Rücken einlaufenden Tolcay Cigerci. Linus Rosenlöcher geht von hinten in den Zweikampf, der Cottbusser fällt, helle Aufregung bei den Rot-Weißen, dann fällt der entscheidende Pfiff.
Lars Erbst zeigt auf den Punkt, zum Unmut der Auer und zur Freude der Hausherren. Der Gefoulte tritt kurz darauf selbst an und versenkt den Ball zur Führung für Energie. Die "Veilchen" schaffen es in den finalen Minuten nicht mehr, gefährlich vor das Tor zu kommen, verlieren trotz beherztem Auftritt und bester Chancen in der Lausitz und müssen weiter den Blick in Richtung Klassenerhalt werfen – nur sechs Punkte steht Aue überm Strich, gewinnt Stuttgart II am Sonntag, wären es für die Erzgebirger gar nur vier Zähler auf Platz 16.
Härtel: "Schiedsrichter ist vor Kulisse umgeknickt"
Entsprechend konsterniert zeigten sich die Gäste am Samstagnachmittag nach dem Nackenschlag. Besonders Trainer Jens Härtel haderte mit der wichtigen Entscheidung des Unparteiischen: "Du kriegst einen Elfmeter, bei dem ich sage, wir spielen klar den Ball. Der Schiedsrichter ist umgeknickt vor der Kulisse und hat das Spiel am Ende komplett gedreht." Harte Worte des erfahrenen Trainers gegen Erbst, der immerhin seit vergangenem Sommer in der 2. Bundesliga pfeift und dort auch schon in Nürnberg und Magdeburg vor über 20.000 Fans Spiele geleitet hat.
Männel: "Beide wollen zum Ball"
Härtels Kapitän wählte schon ruhigere Worte – machte allerdings auch die Diskussion darum auf, wer denn im Duell Cigerci gegen Rosenlöcher am Ball war. "Aus meiner Perspektive wollen beide zum Ball, keiner trifft den so richtig, vielleicht ein bisschen. Aber es ist für mich kein klares Foulspiel, wo man in der 89. Minute einen Elfmeter pfeift", erklärte Martin Männel im RBB-Interview. "Es ist ärgerlich, dass sowas ein Spiel entscheidet. Aber wir müssen uns auch an die eigene Nase packen, weil wir unsere Torchancen nicht genutzt haben."
Wollitz: "Muss ein Abwehrspieler da so hingehen?"
Anders sahen das fast schon naturgemäß die Kontrahenten aus Cottbus. Für den Gefoulten war es eine klare Sache: "Ich fand schon, dass ich vorher am Ball bin und er mich von hinten trifft", sagte Tolcay Cigerci. Sein Teamkollege und Torjäger Timmy Thiele pflichtete bei, sprach von einer "Sekundenentscheidung" und einem "klaren Elfmeter, sonst hätte der Schiedsrichter den nicht gegeben". Trainer Claus-Dieter Wollitz rückte das Defensivverhalten von Rosenlöcher in den Fokus. "Tolcay kommt eher an den Ball, will kreuzen. Ich weiß nicht, ob er (Rosenlöcher) ihn unten getroffen hat. Es ist natürlich aus Auer Sicht unglücklich, aus unserer sehr, sehr glücklich. Auf der anderen Seite: Muss ein Abwehrspieler in der Situation so dahingehen?"

Pechvogel Linus Rosenlöcher war nach der Niederlage in Cottbus sichtlich zerknirscht.
Der Auer Außenverteidiger war nach dem Spiel sichtlich geknickt, stellte sich die gleiche Frage wohl auch. Zumal Rosenlöcher zu den auffälligsten Akteuren auf dem Rasen gehörte, besonders offensiv immer wieder Akzente über die linke Seite setzte. Die TV-Bilder zeigen nicht klar, wer zuerst am Ball war, einen Videoschiedsrichter gibt es in der 3. Liga nicht – und auch der hätte in dieser Szene sicher nicht für Entspannung nach Abpfiff gesorgt.
jar