Tischtennisspieler Timo Boll. Mit Tränen in den Augen. Hebt das Handtuch über den Kopf.

Letzte Saison für den Odenwälder Timo Bolls Bundesliga-Abschiedstour: "Gefühlschaos wird hart"

Stand: 23.08.2024 16:02 Uhr

Für Timo Boll heißt es langsam Abschied nehmen: Der Tischtennisspieler aus dem Odenwald geht mit Borussia Düsseldorf und gemischten Gefühlen in die letzte Saison seiner außergewöhnlichen Karriere.

Für seine 29. und gleichzeitig letzte Bundesliga-Saison erwartet Timo Boll einen Abschiedsschmerz in Dauerschleife. Jedes Auswärtsspiel an fremder Platte wird gleichzeitig auch jedes Mal der letzte Auftritt in der jeweiligen Stadt sein.

"Auswärts immer ein Gefühlschaos zu erleben, wenn die Gefühle hochkommen, wird hart. Ich habe vor dieser emotionalen Achterbahnfahrt schon Respekt - auch weil es mich zuletzt schon in China und ein paar Mal bei Olympia in Paris zerrissen hat", so der 43-jährige Südhessen bei der Pressekonferenz von Borussia Düsseldorf.

Boll will die Saison locker angehen

Nach seinem bewegenden Abgang von der internationalen Bühne in Paris wünscht sich Boll für seine Abschiedstour durch die deutschen Hallen Freude pur: "Ich werde versuchen, die Saison locker anzugehen, nicht zu verbissen zu sein und mich nicht verrückt zu machen, jedes Spiel zu genießen und nochmal Spaß am Tisch zu haben", sagte der Rekordeuropameister.

Als größtes Hindernis dabei sieht Boll sich selbst: "Ich kenne mich ja: Irgendwann nehmen mein Ehrgeiz und Anspruch wieder Überhand. Deswegen wäre es schön, wenn es mir gelingt, wenigstens im letzten Jahr den Anspruch etwas zurückzustellen."

"Mein Anspruch bleibt, Titel zu gewinnen"

Gleichwohl geht der frühere Weltranglistenerste mit Erfolgshunger auf seine letzte Jagd nach immerhin noch einmal drei möglichen Trophäen. "So lange ich noch für Borussia spiele, bleibt auch mein Anspruch, Titel zu gewinnen", betonte Boll.

Dem Kampf um eine erfolgreiche Titelverteidigung in Meisterschaft und Pokal sowie die Champions-League-Krone blickt der zweimalige WM-Dritte allerdings auch mit gemischten Gefühlen entgegen. "Ich habe das früher mehr gemocht, als ich wusste, die Stärke zu haben, Spiele selbst entscheiden zu können", sagte Boll.

Und weiter: "Wenn ich mittlerweile weiß, dass es für uns auch reicht, wenn die anderen gut spielen, ist das für einen Sportler, der viele Jahre unter den besten Fünf der Welt stand und noch länger zu den Top 10 gehörte, kein angenehmes Gefühl."

Boll bereut seinen Abschied nicht

Daher bereut Boll seinen Entschluss zum Karriereende weiterhin nicht. "Ich höre ja auf, weil mir zu viele Spiele keinen Spaß mehr gemacht haben", sagte der Gewinner von vier Olympia-Medaillen: "Ich hätte sicher noch drei, vier Jahre weitermachen können - aber auf welchem Niveau? Das wollte ich nicht mehr."

Den ersten seiner letzten Auftritte hat der Südhesse am Sonntag (17 Uhr) beim Heimspiel gegen den ASC Grünwettersbach. Bereits am 30. August verschlägt es Boll auf seiner Abschiedstour noch einmal nach Hessen. Dann steht die Partie beim TTC Fulda-Maberzell auf dem Programm.