Zu Timo Bolls Karriereende Timo Boll beendet Tischtennis-Karriere: Nicht weniger als eine Legende
Mit Timo Boll beendet einer der größten hessischen Sportler überhaupt seine Karriere. Boll war jedoch nicht nur ein großer Sportler, sondern auch ein großer Sportsmann.
Singapur im März 2024: Timo Boll verbiegt seinen Körper, spielt in Bedrängnis eine Vorhand am Netz vorbei, genau auf die Tischkante – unerreichbar für seinen chinesischen Gegner Liang Jingkun. Ein Traumpunkt, wie ihn nur die Besten spielen können. Auch wenn Timo Boll sein Match gegen den aktuell Weltranglisten-Dritten ganz knapp mit 3:4 Sätzen verliert, beim Handshake nach dem Spiel verneigt sich Liang Jingkun beinahe ehrfürchtig vor der Leistung des 43-jährigen Boll. Ein weiterer Beleg für das "Phänomen Boll", das mal wieder dran ist an der absoluten Weltspitze. Denn die Chinesen sind der Maßstab in diesem Sport und Boll flößt ihnen weiterhin großen Respekt ein.
Der Auftritt in Singapur und dazu der Turniersieg im Januar in Doha waren letztendlich auch ausschlaggebend für die Olympia-Nominierung durch Bundestrainer Jörg Roßkopf. Im harten Kampf um die drei freien Startplätze spielt das Alter keine Rolle, nur die Leistung. Und auch das ist Timo Boll, er verheimlichte seinen Rücktrittsentschluss, um sich dadurch keinen Bonus beim Bundestrainer bei der Nominierung zu erschleichen. Ein fairer Sportsmann eben. Dieser Sportsgeist ist über die Jahrzehnte seiner Karriere ein ebenso großes Markenzeichen von Boll geworden wie seine sportliche Brillanz. Nicht umsonst ist er mehrfach mit Fairplay-Preisen ausgezeichnet worden.
Timo Boll: Bodenständiger Titel-Sammler
Es gibt nicht so viele überragende Einzelsportler in Deutschland, Timo Boll ist einer von ihnen. Nicht ohne Grund war er Fahnenträger bei den Olympischen Spielen in Rio 2016. Aber es sind nicht nur die vier Medaillen bei den Olympischen Spielen, achtmal Edelmetall bei Weltmeisterschaften, die sagenhaften 20 Titel (!) als Rekordeuropameister. Es sind auch seine Bodenständigkeit und seine angenehme Art, die ihn zu einem Botschafter seines Sports machen – und zu einer Tischtennis-Legende, nicht weniger.
Hinzu kommt die Fähigkeit, immer wieder aufzustehen. Timo Boll kam immer wieder in die Weltspitze zurück, egal welche Verletzungen ihn mal wieder ausbremsten - und das waren viele. Zuletzt eine hartnäckige Schulterverletzung, bei der er ein halbes Jahr keinen Schläger in die Hand nehmen konnte. Der immer häufiger schmerzende Körper – letztlich auch der Grund für das unvermeidliche Karriereende. Der Moment, vor dem sich Boll selbst ein wenig gefürchtet hat, ist nun da.
Tischtennisfans können sich auf Olympia freuen
Umso bemerkenswerter, in welcher Form sich der Odenwälder gerade präsentiert. Seine siebten Olympischen Spiele werden der Schlusspunkt der internationalen Karriere sein. Aber auf diesen letzten großen Auftritt bereitet sich Boll gerade akribisch vor, um, wie er sagt, "das Turnier in der besten körperlich Verfassung bestreiten zu können."
Umso mehr können sich die Tischtennisfans auf die Spiele in Paris freuen, bei denen Boll in der Mannschaftskonkurrenz antreten wird. Dann ist vielleicht doch das ersehnte Gold möglich, das ihm in seiner außergewöhnlichen Karriere noch fehlen würde. Es wäre der krönende Schlusspunkt einer Laufbahn, die aber auch so schon ihresgleichen sucht.