Jubel bei Dino Toppmöller von Eintracht Frankfurt

Frankfurt unterstreicht Ambitionen Hessisch Dynamite ist reif für die Champions League

Stand: 31.03.2025 18:27 Uhr

Eintracht Frankfurt zeigt gegen den VfB Stuttgart die Energie vergangener Tage und darf mehr denn je von der Champions League träumen. Auch dank strauchelnder Konkurrenz können sich die Hessen eigentlich nur noch selbst stoppen.

Es mutete am Sonntagabend schon etwas merkwürdig an, dass der 3:1-Sieg von Borussia Dortmund gegen den 1. FSV Mainz 05 aus Sicht von Eintracht Frankfurt eine sehr gute Nachricht war. Es ist eine der Seltsam- und Besonderheiten dieser Saison, dass im Rennen um die Champions League eben nicht die Schwarz-Gelben aus dem Ruhrgebiet, sondern die Rot-Weißen aus Rheinhessen die derzeit größten Konkurrenten der Eintracht sind. Konkurrenten, die jetzt wieder überholt wurden.

Sieben Spieltage vor Schluss liegt das Team von Trainer Dino Toppmöller, das seit knapp fünf Monaten durchgehend zu den Top-Vier der Liga zählt, wieder auf Platz drei. Der Vorsprung auf Rang fünf beträgt derzeit fünf Punkte, ein kontinuierlich punktender Verfolger ist nicht in Sicht.

Die Konkurrenz strauchelt und strauchelt

Dass aktuell Borussia Mönchengladbach als Fünfter wieder von der Champions League träumen darf, fasst das Schneckenrennen um die Königsklasse zudem ganz gut zusammen. Wenn der BVB und RB Leipzig, wo am Sonntag Trainer Marco Rose gefeuert wurde, nicht wollen oder können, muss es eben irgendjemand machen. Die Argumente, warum das in dieser Saison nicht zwingend Eintracht Frankfurt sein muss, werden immer weniger. Spätestens nach dem eindrucksvollen 1:0-Sieg am Samstag gegen den VfB Stuttgart sind die Hessen endgültig der Favorit auf den ersten Platz hinter den Bayern und Bayer.

Sportvorstand Markus Krösche und die restlichen Verantwortlichen drücken sich offiziell zwar weiter um eine offizielle Anpassung der Ziele nach oben, im Umfeld ist aber längst klar: Alles andere als die zweite Königsklassen-Qualifikation der Vereinsgeschichte wäre in diesem Jahr eine Enttäuschung. In den vergangenen zehn Jahren gab es mit Hertha BSC (48) und Schalke 04 (44) in der Saison 2015/16 erst einmal Teams auf den Plätzen drei und vier, die weniger Punkte hatten als die Eintracht und Mainz jetzt. Die Chance auf die vielleicht bedeutendste Hymne der Fußball-Welt ist dementsprechend so groß wie selten zuvor.

Die Eintracht, diese Erkenntnis ist auch intern längst gewachsen, muss jetzt nur noch zugreifen. Doch haben die Hessen das Zeug dazu, das jetzt durchzuziehen?

Die Eintracht wie einst Kostic

Blickt man auf den Erfolg gegen alles andere als schwache Stuttgarter, lautet die Antwort auf diese Frage: ganz klar ja. Nachdem die Hessen in den vergangenen Wochen immer mal wieder gestrauchelt waren und vor allem in der Offensive sichtlich unter dem Abgang von Omar Marmoush litten, war das Duell gegen die Schwaben ein positiver Rückfall in alte Zeiten. Die Eintracht wirkte vor allem in der zweiten Hälfte oft wie ein wildgewordener Stier und agierte vorne wie hinten in bester Filip-Kostic-Manier. Mit purer Energie und purem Willen wurden die Gäste zur Not einfach überrannt.

"Jetzt geht es in die heiße Phase, wir müssen jetzt jeden Punkt mitnehmen", fasste Abwehrchef Robin Koch nach der Partie zusammen. Ein einfacher Satz, der aber eine klare Botschaft hat: Die Mannschaft und der Trainer sind sich der vielleicht einmaligen Gelegenheit durchaus bewusst, dass es in dieser Spielzeit kein Wunder braucht, um in die Champions League einzuziehen. Die Eintracht muss Eintracht-Dinge tun, dann kann sie auf dem Weg in Richtung Platz drei oder vier niemand aufhalten. Und genau das wurde am Samstagabend sichtbar.

Vorne und hinten stark

Hinten schmissen sich die von Kaderplaner Krösche als "Bodyguards" geadelten Rasmus Kristensen und Arthur Theate in jeden Zweikampf und rissen gleichzeitig ihre Mitspieler und das ganze Stadion mit. Dass das Defensiv-Duo beinahe jede gelungene Grätsche wie eine kleine Meisterschaft feiert, hat einen großen Effekt. Kristensens Landsleute gewannen 1992 mit Danish Dynamite, einer Mischung aus Zweikampfhärte und Lockerheit, den EM-Titel. 33 Jahre später ist nun Hessisch Dynamite reif für die Königsklasse.

Im Gegensatz zu den dänischen Senkrechtstartern aus den 90ern hat die Eintracht zusätzlich zur starken Defensive aber auch noch einen anderen, vielleicht sogar größeren, Trumpf. Denn auch die Offensive kam gegen Stuttgart (endlich) mal wieder so richtig ins Rollen. Neben der individuellen Klasse von Hugo Ekitiké, der immer stärker wird und den Hessen schon bald entwachsen könnte, und dem seit Wochen überragenden Regisseur Mario Götze, wurde gegen Stuttgart vor allem das unglaubliche Tempo der Eintracht deutlich.

Jean-Matteo Bahoya, Ansgar Knauff bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung, Nnamdi Collins nach seiner Einwechslung und selbst Tuta, der sich immer wieder einschaltete und den Brasilianer in sich entdeckte, zündeten immer wieder den Turbo und waren für die Stuttgarter Defensiv-Akteure oft einfach nicht zu halten. Den Hessen, die sicher auch von der Roten Karte gegen Ameen Al-Dakhil profitierten, gelang wegen unzureichender Chancenauswertung zwar nur ein Treffer. Der Sieg war am Ende aber hochverdient. "Wir sind erleichtert, das waren heute Big Points", fasste Collins nach Abpfiff zusammen.

Die Eintracht muss sich belohnen

Und so steht die Mannschaft von Trainer Toppmöller, die vor gerade einmal drei Wochen und der unerklärlichen Niederlage gegen Union Berlin noch dem Untergang geweiht schien, plötzlich wieder sehr gut da. Das Weiterkommen gegen Ajax, der Arbeitssieg in Bochum und nun der Erfolg gegen Stuttgart waren Balsam für die hessische Seele, das Tor zur Champions League ist weit geöffnet. Sportvorstand Krösche sprach dann immerhin davon, dass es wichtig sei, den Vorsprung auf Stuttgart ausgebaut zu haben.

Da der VfB aktuell Elfter ist, dürfte und muss aber auch der Frankfurter Manager bald etwas mehr in die Offensive gehen. Seine Spieler haben es längst getan.

Die gesamte Eintracht-PK nach dem Sieg gegen den VfB Stuttgart