Darmstadt 98 in Paderborn Darmstadt 98 in Paderborn: Lieberknecht erwartet Wild-Ostwestfalen-Fußball
Nach der Auftaktniederlage gegen Düsseldorf hofft der SV Darmstadt 98 beim SC Paderborn auf den ersten Saisonsieg. Trainer Torsten Lieberknecht warnt vor Chaos auf dem Platz und beordert mehr Spieler vors gegnerische Tor.
Ostwestfalen, so ehrlich müssen auch gebürtige Ostwestfalen sein, gilt nicht unbedingt als Spaßhochburg Deutschlands. Das Gebiet, das offiziell zu NRW gehört, aber durchaus auch nordhessischen und niedersächsischen Einschlag hat, besticht eher durch die gute Lage als durch eigene Vorzüge. Köln, Berlin, das Ruhrgebiet, alles liegt irgendwie um die Ecke. Man ist schnell da und vor allem schnell wieder weg. Und wenn mal nix los ist, ist das dem bodenständigen Ostwestfalen auch egal.
Kurzum: Es geht gemütlich zu. Einzige Ausnahme: Fußball.
Lieberknecht warnt vor Paderborner Spielart
Nach dem Absturz von Arminia Bielefeld in die Drittklassigkeit sorgt vor allem der SC Paderborn weiter dafür, dass Ostwestfalen ein Teil der deutschen Fußball-Landkarte bleibt. Vor fünf Jahren spielte der SCP sogar mal in der Bundesliga, Stefan Effenberg war mal Trainer, im vergangenen Jahr stand plötzlich Ex-Nationalspieler Max Kruse auf dem Trainingsplatz. Zur ostwestfälischen Bescheidenheit passt das nicht ganz. "Dort kann es teilweise wild aussehen", sagte passend dazu auch Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht am Freitag.
Der Darmstädter Übungsleiter bezog sich dabei zwar weniger auf den SC Paderborn als Gesamtkonstrukt, Lieberknecht beschrieb vielmehr die Spielweise des kommenden Gegners. Auch diese entspricht aber so gar nicht dem ostwestfälischen Ordnungs-Klischee. "Paderborn ist sehr variabel, es gibt keine klassische Strukturierung. Vor allem die Offensive ist ständig unterwegs, es wird viele Rochaden geben." Das Team von Trainer Lukas Kwasniok, das am ersten Spieltag überraschend bei Hertha BSC gewann, ist enorm schwer auszurechnen. Die Lilien erwarten am Sonntag (13.30 Uhr) einen Hauch von Anarchie.
Die Defensive steht
Doch wie gehen die Südhessen, die am 1. Spieltag gegen – so Lieberknecht – sehr klassisch und vorhersehbar auftretende Düsseldorfer mit 0:2 verloren, mit diesen Paderborner Fußball um?
Zuerst einmal, das betonte Lieberknecht, wollen sich die Lilien eher nicht auf ein wildes Scheibenschießen einlassen. Die Defensive, die trotz der Niederlage schon gegen die Fortuna meist sehr gut stand, ist auch dieses Mal gefragt und im Fokus. Die Dreierkette um den neuen Abwehrchef Klaus Gjasula soll auch in Paderborn von allen Spielern maximal unterstützt werden, das Verhindern von Gegentreffern ist zunächst oberste Priorität. "Defensiv haben alle gut gearbeitet. Das war nicht das Problem", so Lieberknecht.
Der Lilien-Offensive fehlt der Mumm
Dieses liegt, man ahnt es und sah es gegen Düsseldorf deutlich, im Spiel nach vorne. Nach dem Abgang von Kreativspieler Marvin Mehlem muss sich die Offensive, die schon im vergangenen Jahr die Darmstädter Problemzone war, erst noch finden. Oscar Vilhelmsson, der noch immer sehr junge Schwede, wirkte als vorderste Spitze teilweise etwas einsam. Auch Neuzugang Luca Marseiler, der bislang nur in der 3. Liga spielte, und der zur Offensivkraft umgeschulte Rechtsverteidiger Matthias Bader stellten die Düsseldorfer Abwehr vor keine allzu großen Probleme. Konkrete Torgefahr entwickelte sich zu selten.
"Es geht vor allem um Überzeugung", nahm sich Lieberknecht seine Spieler deshalb zur Brust. Die Ansätze der Lilien waren oft vielversprechend, im letzten Drittel fehlten dann aber Ideen, Selbstvertrauen und Manpower. "Es ist uns schwergefallen, um und im Sechzehner eine Massivität aufzubauen." Auf neu-fußballdeutsch bedeutet das: Die Boxbesetzung hat nicht gepasst, die Lilien waren einfach mit zu wenigen Spielern in der gefährlichen Zone. "Wir brauchen mehr Präsenz", so Lieberknecht.
Lakenmacher und Hornby Optionen
Damit das gegen Paderborn anders wird, sind auch personelle Wechsel durchaus möglich. Neuzugänge sind zwar weiter nicht da, mit Neuzugang Fynn Lakenmacher und Rekonvaleszent Fraser Hornby drängen aber zwei Spieler mit Gardemaß in die Startelf. "Die Jungs sind so weit, nicht nur als Einwechselspieler zu fungieren", stellte Lieberknecht klar. Lakenmacher ist 1,88 Meter und wiegt 95 Kilogramm, Hornby ist noch einmal zehn Zentimeter größer. Es gibt sicher schlechtere körperliche Voraussetzungen für Wild-West-Fußball in Ostwestfalen.
So könnten die Lilien gegen Düsseldorf beginnen.