Basketball-Gold bei U23-WM 3x3-Basketballer aus Langen: Leon, der Baller
Leon Fertig darf sich seit kurzem Weltmeister nennen. Der 3x3-Basketballer aus Langen triumphierte mit der deutschen U23 in der Mongolei. Seine Fähigkeiten erwirbt er sich viel früher - auf einem Freiplatz in seiner Hochhaussiedlung.
In Langen (Offenbach) sind sie schon ein bisschen stolz. Stolz auf einen jungen Mann, der sich seit kurzem Weltmeister nennen darf. Leon Fertig, 23 Jahre alt, aufgewachsen in einer Hochhaussiedlung der Stadt, früh in Berührung gekommen mit Drogen, Kriminalität und Gewalt, gewann Mitte September bei der U23-WM in der Mongolei mit den deutschen 3x3-Basketballern die Goldmedaille. "Ein Meisterstück" nennt Fertigs Heimatverein, der Regionalligist TV Langen, diesen Triumph.
Ganz sicher ist es ein beachtlicher Erfolg, zumal er sich einreiht in die jüngste Erfolgsgeschichte der stetig populärer werdenden Sportart. Bei den Olympischen Spielen in Paris hatten die deutschen Frauen um Marie Reichert aus Kassel mit ihrem Sieg einen echten Hype entfacht. 3x3-Basketball, bei dem im Drei gegen Drei nur auf einen Korb gespielt wird, ist seitdem in aller Munde.
Depressionen bremsen Leon Fertig aus
"Im 3x3-Basketball sind unorthodoxe Moves gefragt", sagt Leon Fertig: "Und man wird in Abwehr- wie Angriffsaktionen gleichermaßen permanent gefordert. Das manchmal Wilde, das Durcheinander in diesem Sport - das liegt mir einfach." Leon, der Baller. Große Teile seiner Kindheit verbringt der 1,88-Meter-Mann im Schatten jenes Hochhauses, in dem er mit seiner alleinerziehenden Mutter aufwächst. Dort zockt er auf dem Freiplatz gegen seine Jungs. "Ich war viel am Block unterwegs", nennt er das selbst im Gespräch mit dem hr-sport.
Der gebürtige Darmstädter durchläuft zudem die Jugendteams des TV Langen, ehe er mit 15 seiner Heimat vorerst den Rücken kehrt und zu einer Gastfamilie im niedersächsischen Quakenbrück zieht, um im dortigen Basketball-Leistungszentrum ausgebildet zu werden. Er träumt von der Profikarriere. Es bleibt ein Traum.
Endstation ist für ihn die zweite Liga, was auch an einer Depressions-Erkrankung liegt, mit der Fertig im Gespräch mit der Sportschau sehr offen umgeht: "Ich war um 2020 herum aufgrund meiner Depressionen ein Jahr quasi ganz raus. Der Sport hat mir letztlich aber sehr geholfen, die Krankheit einigermaßen in den Griff zu bekommen."
Goldmedaille dank "unfassbarer Energie"
Irgendwann erkennt schließlich ein Verbandstrainer aus Hessen das, was Leon Fertig selbst schon lange weiß: Mit seiner Stärke im Eins-gegen-Eins ist er prädestiniert fürs 3x3-Basketball. Also schließt er sich einem Team in Düsseldorf an, tritt seitdem rund um den Globus an - zuletzt etwa in Kroatien oder Puerto Rico. Der Junioren-Nationalspieler, der für Düsseldorf regelmäßig als bester Punktesammler glänzt, schafft sogar fast den Sprung zu Olympia. Hauchzart setzen sich andere durch.
Die U23-WM in der Mongolei aber wird zu seinem Turnier, er ragt aus einer starken Mannschaft noch ein Stückchen heraus. "Wir hatten eine unfassbare Energie, haben uns Spiel für Spiel vorangekämpft", sagt Fertig. Im Finale bezwingt Deutschland die USA deutlich mit 21:13.
Zurück zu den Basketball-Wurzeln
Hessen aber lässt den gebürtigen Hessen nicht los. Da 3x3-Basketball nicht das ganze Jahr über gespielt wird, geht Fertig in den kälteren Monaten seiner Basketball-Leidenschaft in der Halle nach. Er spielt in der Rhein-Main-Region unter anderem für die Hanau White Wings und den BC Neu-Isenburg.
Im vergangenen Winter schließlich schließt er sich wieder dem TV Langen an und hat auch für die am Wochenende startende Regionalliga-Runde fest zugesagt. "Wir freuen uns auf die Saison mit einem Weltmeister in unseren Reihen!", teilt der Club mit. Sie sind spürbar stolz beim TV Langen, stolz auf ihren Leon, den Baller aus der Hochhaussiedlung.