Champions League Von Bestien und Ballett - die Duelle FC Bayern gegen Real
Kein Halbfinale gab es in der Champions League so häufig wie das des FC Bayern München gegen Real Madrid. Die Bilanz ist nahezu ausgeglichen.
27-mal gab es bisher das Duell des deutschen gegen den spanischen Fußball-Rekordmeister im Europapokal. Zwölf Siege des FC Bayern stehen seit dem ersten Aufeinandertreffen im Jahr 1976 elf Erfolge der Königlichen gegenüber, viermal gab es ein Unentschieden - zuletzt das 2:2 am vergangenen Dienstag im Hinspiel. Mit 44:44 Toren ist auch die Trefferbilanz ausgeglichen.
Die Duelle hatten in der Vergangenheit einiges zu bieten, sei es einen Tor-Rekord, die Geburt des "weißen Balletts" und der "Bestia Negra" oder den entscheidenden Schritt der Münchner zum "Finale dahoam" 2012. Vor der Fortsetzung dieser fast immer spannenden Duellserie in der Königsklasse folgt an diesem Mittwoch (21.00 Uhr/live in der Radioreportage im BR24Sport Livecenter). Ein Überblick über besondere Duelle.
1976 - Erstes Duell auf dem Weg zum dritten Titel
Am 31. März 1976 trafen beide Mannschaften zum ersten Mal im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister - dem Vorläufer der Champions League - aufeinander. Vor 111.000 Zuschauern im Estadio Santiago Bernabéu gab es ein 1:1. Im Rückspiel gewannen die von Dettmar Cramer trainierten Münchner 2:0 und holten am Ende den Titel in der Königsklasse - den dritten in Folge nach 1974 und 1975.
1987 - "Wilde Schlacht" und Matchwinner Lothar Matthäus
Das insgesamt dritte Duell im April 1987 fand erneut im Halbfinale des Landesmeister-Cups statt. Die Bayern-Elf von Trainer Udo Lattek gewann eine wilde Schlacht zu Hause 4:1. Reals Juanito sah nach einem Tritt ins Gesicht von Doppeltorschütze Lothar Matthäus Rot, Klaus Augenthaler zeigte seine berühmte "Stierkampf"-Geste - und flog im Rückspiel (0:1) nach einer Watschn für Hugo Sanchez selbst vom Platz. Das Finale ging später mit 1:2 gegen den Außenseiter FC Porto verloren.
Madrids Cristiano Ronaldo bezwingt den FC Bayern 2017 fast im Alleingang
1999/2000 - Die Schmach von Madrid und Reals Revanche
In der Saison 1999/2000 dominierte der FC Bayern das Geschehen in der Zwischenrunde und wurde für Real zur "Bestia Negra", zum Angstgegner: Einem deutlichen 4:2 im Bernabeu folgte ein 4:1 in München. Beide Teams trafen im Halbfinale wieder aufeinander - und die Königlichen nahmen Revanche. Nach einer 0:2-Niederlage in Madrid reichte den Bayern das 2:1 im eigenen Stadion nicht. Real kürte sich im Anschluss zum Champions-League-Sieger.
2001 - Der Grundstein für den Champions-League-Triumph
Im Viertelfinale der Saison 2000/2001 rächte sich der FC Bayern unter Trainer Ottmar Hitzfeld erst an Manchester United für die "Mutter aller Niederlagen" von 1999. Im Halbfinale wurde dann Real (1:0, 2:1) aus dem Wettbewerb geworfen. Giovane Elber war mit jeweils einem Tor in beiden Spielen maßgeblich am Finaleinzug beteiligt und küsste sein blitzgeheiltes Knie. Im nervenaufreibenden Finale in Mailand besiegten die Münchner den FC Valencia im Elfmeterschießen.
2007 - Das schnellste Tor der Champions-League-Geschichte
Das Achtelfinal-Rückspiel im März 2007 begann mit einem Rekord-Tor: Nur 10,12 Sekunden brauchte Roy Makaay - nach Reals Anstoß wohlgemerkt -, um die Bayern in Führung zu bringen. "Bevor wir es überhaupt kapiert hatten", sagte Makaay, lag der Ball im Netz. Das 2:1 reichte nach dem 2:3 in Madrid wegen der damals noch gültigen Auswärtstorregel zum Weiterkommen.
2012 - Eintritt zum "Finale dahoam" und letzter Bayern-Sieg
Die Bayern siegten im Halbfinal-Hinspiel 2012 in München 2:1. Im Rückspiel lagen sie schon nach 14 Minuten 0:2 zurück. Nach dem Doppelpack von Superstar Cristiano Ronaldo gelang Arjen Robben der Anschluss. Es ging ins Elfmeterschießen, wo Manuel Neuer zwei Versuche parierte und Sergio Ramos den Ball in die Wolken jagte. Bastian Schweinsteiger schoss den FCB ins "Finale dahoam" gegen Chelsea. "Wir sind zwar alle tot, aber überglücklich", sagte Schweinsteiger nach dem 4:3. Da ahnte er noch nicht, welches Drama ihn und die Bayern im Endspiel erwarten würde.
2017 - Das "weiße Ballett" ist zurück
Ihren in den 1950er Jahren gültigen Spitznamen "Weißes Ballett" machte sich die Real-Mannschaft von Zinédine Zidane 2017 wieder zu eigen. 2:1 gewannen die "Los Blancos" das Viertelfinal-Hinspiel in München durch zwei Treffer von Cristiano Ronaldo. Im Rückspiel traf der Portugiese dann sogar dreimal. Zunächst ging es wieder mal in die Verlängerung, nachdem Carlo Ancelottis Bayern nach 90 Minuten mit 2:1 vorne lagen. In der Verlängerung legte Real dann aber drei Tore nach.
2018 - Ein Unentschieden ist zu wenig
Der Sieg im Elfmeterschießen 2012 war bis heute der letzte der Bayern über die Madrilenen. Seitdem setzte es in sechs Aufeinandertreffen fünf Niederlagen für die zahnlose "schwarze Bestie". Immerhin ein Unentschieden schafften die Münchner im bislang letzten Duell im Halbfinal-Rückspiel 2018. Das 2:2 reichte aber nicht zum Weiterkommen. Aus der damaligen Startelf sind heute noch Sven Ulreich, Joshua Kimmich und Thomas Müller für den deutschen Rekordmeister aktiv.
2024 - Kims folgenschwere Fehler im Hinspiel
Im Halbfinal-Hinspiel vor einer Woche reichte es für den FC Bayern erneut "nur" zu einem 2:2. Zwei Fehler von Innenverteidiger Min-jae Kim und zwei Treffer von Vinicius Junior besiegelten das Remis. Für Thomas Tuchel ist die Ausgangslage vor dem Rückspiel klar: Es muss der erste Sieg seit zwölf Jahren gegen Real her, um das Finale in Wembley zu erreichen.
Quelle: BR24Sport im Radio 08.05.2024 - 21:00 Uhr