BR24 Sport Vincent Kompany - wird er der Xabi Alonso des FC Bayern?
Vincent Kompany wird neuer Coach des FC Bayern. Der 38-Jährige Belgier hat zuvor noch keinen großen Verein trainiert. Ähnlich startete auch Meistertrainer Xabi Alonso in Leverkusen. Die Parallelen der beiden Übungsleiter sind verblüffend.
Meistercoach Xabi Alonso sah nach seiner fabelhaften Saison mit Leverkusen den Weg mit der Werkself noch nicht beendet und sagte deshalb dem FC Bayern ab. Nun versuchen die Münchner wiederum ihren eigenen Alonso zu erschaffen.
Der neue FC-Bayern-Trainer Vincent Kompany (38) zählt zu der jungen Trainergeneration wie auch Alonso (42). Von ihm erhofft sich der Rekordmeister einen ähnlichen Erfolg wie der Baske unterm Bayerkreuz. Die Parallelen der beiden Trainer sind verblüffend.
Xabi Alonso: Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger
Alonsos Weltkarriere erstreckt sich über Real Sociedad, den FC Liverpool, Real Madrid und den FC Bayern München. An der Isar beendete er im Alter von 36 Jahren seine Laufbahn als Profi und wechselte auf die Trainerbank.
In seinem Trophäenschrank stehen drei deutsche Meisterschaften und ein DFB-Pokal-Sieg. Zweimal gewann Alonso die Champions League (mit Liverpool und Real), zudem wurde er einmal spanischer Meister und holte zweimal die Copa del Rey.
Als Nationalspieler Spaniens krönte er sich zweimal zum Europameister und wurde 2010 Weltmeister in Südafrika. Der heute 42-Jährige hat als Spieler so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gab.
Vincent Kompany: Der heimliche Chef bei Manchester City
Kompanys Wurzeln liegen beim RSC Anderlecht. Seine erste Station im Ausland wurde der Hamburger SV in der Bundesliga. Bei den Hanseaten empfahl er sich für die Premier League und wechselte zu Manchester City.
Dort blieb er elf Jahre und prägte eine Ära bei den "Skyblues". Nach seiner Zeit auf der Insel kehrte Kompany wieder zu seinem Jugendklub zurück, wo er zunächst als Spielertrainer agierte und schließlich ganz seine Profikarriere beendete.
Als Aktiver feierte er vier englische Meisterschaften, wurde zweimal FA-Cup-Gewinner und holte viermal den Ligapokal auf der Insel. Als Nationalspieler Belgiens holte Kompany Bronze bei der WM in Russland 2018. Seine Titelsammlung ist also nicht ganz so ausufernd wie Alonsos, als erfolgreicher Fußballprofi darf er sich dennoch bezeichnen.
Beide sind als Trainer schon abgestiegen
Nach ihrer Zeit als Profi wechselten Alonso und Kompany 2019 auf die Trainerbank. Beide gingen die ersten Schritte als Übungsleiter im Profibereich bei ihren Jugendvereinen. Alonso bei Real Sociedad San Sebastian, Kompany in Anderlecht.
Alonso trainierte drei Jahre die zweite Mannschaft der Basken und verließ den Klub - nachdem er ihn 2021 in die zweite spanische Liga geführt hatte - nach dem verpassten Klassenerhalt im Jahr 2022. Anfang Oktober übernahm er dann in Leverkusen und ersetzte Gerardo Seoane.
Die Werkself führte der Spanier von Platz siebzehn noch in die Europa League. In dieser Saison blieb er 51 Spiele in Folge ungeschlagen und holte die deutsche Meisterschaft. Das Europa-League-Finale ging zwar mit 0:3 gegen Atalanta Bergamo klar verloren, doch im Pokalfinale gegen Kaiserslautern gewann Alonso das Double, das erste der Vereinsgeschichte.
Im Video: Leverkusen gewinnt DFB-Pokalfinale
Für Kompany ist der Job beim Rekordmeister seine dritte Station als Trainer. Seine Laufbahn an der Seitenlinie startete er in Anderlecht - zunächst als Spielertrainer, ab 2020 dann als Chefcoach. Im Südwesten Brüssels blieb er titellos und verließ den Verein im Herbst 2022, nach einem dritten Platz in den Meister-Playoffs, einem verlorenen Pokal-Finale und dem scheitern in den Playoffs zur Europa Conference League schon wieder.
Er kehrte zurück auf die Insel und übernahm den FC Burnley. Mit den "Clarets" schaffte er 2023 als Zweitliga-Meister den Aufstieg in die Premier League. In der höchsten englischen Spielklasse verpasste Kompanys Team dann den Klassenerhalt. Im vergangenen Sommer galt der Belgier nach dem Erfolg aber als heißeste Traineraktie auf dem englischen Markt.
Der Abstieg in dieser Saison lässt viele Bayern-Fans an Kompany zweifeln. Doch Alonso ist das beste Beispiel, dass man auch nach einem Abstieg eine erfolgreiche Trainer-Karriere hinlegen kann.
Alonso und Kompany: Peps Guardiolas Lehrlinge
Peps Lehrlinge: Xabi Alonso (links) und Vincent Kompany (rechts)
Nicht nur der Karriereweg weist Parallelen auf, auch die Spielidee eint beide Trainer. Sieht man Alonsos und Kompanys Mannschaften Fußball spielen, wird schnell klar: Beide sind maximal geprägt durch Pep Guardiola, machen daraus keinen Hehl.
"Das wichtigste Kriterium ist für mich, dass man immerzu von den Besten lernt - und Pep ist fraglos einer der prägendsten Trainer seiner Zeit", sagte Kompany in einem SZ-Interview im vergangenen Jahr. "Pep ist seiner Zeit voraus", schwärmte Alonso einst. Heute sagt er: "Er ist ein Einfluss für jeden Trainer. Ich bin froh, dass ich mit ihm arbeiten durfte."
Kompany lernte unter Pep Guardiola in seiner Zeit bnei Manchester City zwischen 2016 und 2019. Alonso war zwei Jahre Guardiolas Schüler in München (2014 bis 2016). Beide Trainer setzen auf Ballbesitzfußball gepaart mit offensivem Gegenpressing.
Auch Kompany sagte bei seiner Vorstellung in München: "Ich möchte, dass die Spieler mutig sind, aber auch meine Natur übertragen und sagen: Wir sind aggressiv. Das sind die beiden Dinge, die meinen Charakter geprägt haben."
Alonso entwickelte in Leverkusen eine der effizientesten Pressing-Maschinen Europas und demütigte die Münchner in dieser Saison beim 3:0-Sieg in der Rückrunde.
Kompany soll den Guardiola-Fußball wieder nach München bringen
Dieses Pep-Alonso-Feeling wollen sie in München auch wieder haben. Drei Jahre lang bekam das Münchner Publikum nur feinste Kost serviert unter Guardiola. Den Henkelpott brachte der Spanier in seiner Amtszeit zwischen 2014 und 2017 zwar nicht nach München.
Dafür feierte er 2014 und 2016 das Double und 2015 die Meisterschaft. Mit der Verpflichtung Kompanys hoffen sie beim FC Bayern, an die alten Zeiten anknüpfen zu können.
Gleichzeitig wünschen sich die Verantwortlichen, dass sich Kompany ähnlich freischwimmen wird wie Alonso in Leverkusen. Einem jungen Trainer, die Verantwortung für einen Weltklub zu übertragen, ist riskant.
Eberl bedauert späten Kontaktaufnahme zu Kompany
Doch der Belgier soll schon zu Beginn der Trainersuche in den Überlegungen von Sportvorstand Max Eberl eine Rolle gespielt haben. "Wir hätten das Gespräch (mit Kompany) direkt machen müssen, dann wäre die ganze Suche beendet gewesen. Er war einfach der fit." Die vermeintliche Nummer sieben oder acht als doch eine Art Wunschkandidat?
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Quelle: BR24Sport 30.05.2024 - 18:30 Uhr