Erstes Spiel nach Eberl-Antritt Bayern-Trainer Tuchel - "das ist nicht ohne"
Thomas Tuchels Zeit als Trainer des FC Bayern hat ein absehbares Ende. Der 50-Jährige gab sich erneut gefasst, will sich "auf das Heute konzentrieren". Und doch wird man den Eindruck nicht los, dass er mit seinem Ende in München hadert.
Die bedeutendste Botschaft dieser Tage wiederholte Noch-FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel wieder und wieder. "Das Wichtigste ist das nächste Spiel", sagte der Coach etwa, oder "Es geht nur so, im Hier und Jetzt zu leben. Das ist der einzige Weg" und: "Gerade für uns macht es Sinn, nicht mehr groß den Blick nach vorne zu richten, was gibt es noch zu erreichen. Wichtig ist morgen."
Morgen, da wartet der SC Freiburg morgen (Ab 20.30 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau). Das nächste Spiel ist die Möglichkeit, einen Sieg einzufahren und den Abstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen zumindest über Nacht auf fünf Punkte zu verringern, gegen einen gefährlichen Gegner, der allerdings in der Bundesliga seit fünf Spielen auf einen Sieg wartet - und alles andere in den Hintergrund zu rücken.
Tuchel: Fokus auf das jetzt - "Alles andere ist Ablenkung"
Alles andere, betonte Tuchel immer wieder, müssten er und seine Spieler ausblenden. "Alles andere in unseren Gedanken ist nur Ablenkung", so Tuchel. Und doch, beobachtet man Tuchel, so wirkt er nicht ganz so, als könne er alles andere einfach so ausblenden. Etwas gebückter als sonst saß er vor seinem Mikrofon im Presseraum an der Säbener Straße, etwas seltener umspielte dieses spitzbübische Lächeln seinen Mund, das ihn sonst auf diesen Fragestunden begleitet. Etwas weniger angriffslustig gab er sich.
Und auch wenn Tuchel immer wieder betonte, dass sein alleiniger Fokus auf dem morgigen Spiel liege, so waren die anwesenden Reporter doch deutlich mehr an den großen Zusammenhängen, der Zukunft, den vereinspolitischen Themen interessiert.
Tuchel über Eberl-Vorstellung: "Habe ich nicht gesehen"
Das aktuellste Thema ist freilich die Personalie Max Eberl. Der Sportvorstand wurde am Dienstag an der Säbener Straße vorgestellt und nahm heute - einen Tag vor dem offiziellen Vertragsbeginn - seinen Dienst an der Säbener Straße auf. Auf die Vorstellung Eberls angesprochen, versuchte Tuchel zunächst noch auszuweichen: "Ich habe es nicht gesehen, weil Training war und habe es auch nicht nachgelesen." Doch je konkreter die Fragen wurden, musste es auch Tuchel in seinen Antworten werden.
Eberl hatte bei seiner Vorstellung immer wieder Sturm-Talent Mathys Tel gelobt und Tuchel musste beantworten, ob der neue Sportvorstand Einfluss auf die Aufstellung nehmen wolle. "Das würde mich sehr wundern. Ich denke, dass ich für die Aufstellung verantwortlich bin, war und bleibe. Das habe ich noch nie anders erlebt", sagte Tuchel und schob nach: "Auch hier nicht."
Eberl-Vorstellung: "Dreimal das Organigramm umgestellt"
Und plötzlich ließ Tuchel doch einen kurzen Blick hinter die Fassade zu. Eine Ausführung, die doch durchblicken ließ, dass er die Verantwortung für sein Scheitern beim FC Bayern durchaus auch eine Etage über sich ansiedelt.
"Heute wird sich Max (Eberl) der Mannschaft vorstellen. Es ist in diesen nicht einmal zwölf Monaten, die ich hier bin, das dritte Mal, dass wir das Organigramm umschreiben", sagte Tuchel und wies auf die Entlassung von Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić kurz vor dem letzten Spieltag der vergangenen Saison hin, auf die Personalie Christoph Freund und auf Max Eberl. "Wir schreiben zum dritten Mal das Organigramm um und das auch zum dritten Mal unmittelbar vor einem Bundesligaspiel - das ist", sagte Tuchel und es entfuhr ihm ein resignierter Seufzer: "Das ist nicht ohne."
Stimmung in der Kabine "kann nicht so schlimm sein"
Und auch einen weiteren Seitenhieb konnte sich der Noch-Bayern-Trainer nicht verkneifen. In Hinblick auf Berichte, dass Tuchel die "Kabine verloren habe", entgegnete er: "Wenn sie die Kommentare von den Spielern hören, oder sehen, wie Thomas mit mir nach dem Tor flachst, dann kann alles nicht so schlimm sein."
Am Ende ging es dann doch noch um das Spiel gegen Freiburg. Die Personallage ist wie gewohnt angespannt. Mit Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano fehlen gegen Freiburg zwei Innenverteidiger. Drei Rechtsverteidiger sind verletzt und neben Serge Gnabry und Kingsley Coman ist auch ein Einsatz von Leroy Sané unwahrscheinlich. Ärgern wollte sich Tuchel darüber nicht. Schließlich wäre das ja nur Ablenkung. Und eines ist beim FC Bayern auch in diesen Tagen sicher. Am meisten hilft ein Sieg im nächsten Spiel. Auch bei der Erfüllung langfristiger Ziele.