Nach Saison ohne Titel Transferbilanz FC Bayern: Missverständnisse und Glücksgriffe
Ein großes Thema beim FC Bayern waren die Transfers. Mit Harry Kane gelang ein Rekordeinkauf, der sich gleich die Torjägerkanone sicherte. Andere Neuzugänge waren weniger erfolgreich.
Harry Kane auf der einen, und die "Holding Six" auf der anderen Seite: Beide sorgten für Wirbel beim FC Bayern München. Der englische Ausnahmestürmer konnte vom FC Bayern für knapp 100 Millionen Euro verpflichtet werden, doch der große Wunsch von Trainer Thomas Tuchel nach einem defensiven, zentralen Mittelfeldspieler gestaltete sich schwierig.
Erfolgloses Werben um eine "Holding Six"
Das Transferhickhack um João Palhinha entwickelte sich zur Farce - der Portugiese weilte schon in München an der Säbener Straße, absolvierte den Medizincheck - viele Medien verkündeten, der Deal sei fix. Doch dann handelte sich der deutsche Rekordmeister doch noch eine Abfuhr ein.
Der FC Fulham blieb hart und verweigerte dem Mittelfeldabräumer Palhinha die Freigabe. Die anderen Kandidaten wie Declan Rice waren den Bayern-Verantwortlichen nach dem Rekordtransfer von Kane schlicht zu teuer und sahen im Gegensatz zu Tuchel auch keine dringende Notwendigkeit.
Kane - die neue Tormaschine des FC Bayern
Die Bayern-Bosse richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf Kane: Endlich sollte die Lücke, die Robert Lewandowski mit seinem Weggang zum FC Barcelona im Angriff hinterlassen hatte, geschlossen werden. Nach zähen Verhandlungen mit Tottenham Hotspur kam der englische Kapitän schließlich zum Rekordmeister - und erfüllte zuverlässig seine Aufgabe: Mit 36 Treffern in 32 Bundesliga-Partien, dazu noch acht Toren in der Champions League weist Kane eine überragende Torquote auf.
Für einen Titel reichte dies dennoch nicht. Erstmals seit zwölf Jahren steht der erfolgsverwöhnte FC Bayern mit leeren Händen da. War der Kader einfach zu dünn, um Erfolge zu feiern? Hätte man den Fokus nicht nur auf Kane legen dürfen? Tuchel hatte immer wieder auf die fehlende Breite im Kader hingewiesen.
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"Abwehrmonster" Kim wird zum Bankdrücker
Dabei rüsteten die Münchner auch in der Abwehr, die seit dem Abgang von David Alaba eine Großbaustelle ist, noch mal auf. Für 50 Millionen Euro holten die Münchner Min-jae Kim vom SSC Neapel. Der 27-Jährige galt als absolut verlässlicher Innenverteidiger und sollte Lucas Hernández' Weggang nach Paris St. Germain kompensieren und die Defensive des Rekordmeisters wieder zu einem Bollwerk machen.
In Neapel wurde der Südkoreaner in nur einem Jahr zum Volkshelden, doch das 1,90 Meter große "Abwehrmonster" konnte die Leistung, die es in der Serie A zeigte, bei den Münchnern nicht abrufen - zu viele individuelle Fehler leistete Kim sich - und war zum Schluss auch nicht mehr Teil der Startelf. Vor allem seine zwei Aussetzer im Halbfinal-Spiel gegen Real Madrid, die letztlich zum 2:2 führten, werden den Bayern-Fans in Erinnerung bleiben.
Der FC Bayern und das Problem mit den Rechtsverteidigern
So wie das Problem mit den Rechtsverteidigern: Der FCB versäumte es, die Abgänge von Josip Stanisic (ausgeliehen an Bayer Leverkusen) und Benjamin Pavard (Inter Mailand) zu kompensieren. Der einzig verbliebene etatmäßige Rechtsverteidiger war Noussair Mazraoui. Mit Konrad Laimer (RB Leipzig) und Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund) verpflichteten die Münchner zwar Spieler, die sowohl als Verteidiger als auch im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden können - aber beide waren nicht Tuchels erste Wahl. Guerreiro wurde wie Mazraoui zudem immer wieder von Verletzungen ausgebremst.
Kein Rechtsverteidiger, keine Holding Six - das sollte sich schnell rächen: Denn den Bayern gingen schnell die Spieler aus - irgendwer war immer verletzt, vor allem die Defensivabteilung erwischte es heftig.
Neuzugang Dier sorgt für etwas Stabilität
In der Wintertransferperiode wurde dann der FC Bayern noch mal aktiv und holte Eric Dier (Tottenham Hotspur), Sacha Boey (Galatasaray Istanbul) und Bryan Zaragoza vomFC Granada.
Doch so richtig bei den Bayern durchstarten konnte nur der Kane-Kumpel Dier. Er bildete zusammen mit Matthijs de Ligt, sofern dieser nicht verletzt war, die neue Abwehrzentrale und beide bekamen endlich etwas mehr Stabilität in die Defensive. Diers Vertrag hat sich aufgrund seiner Einsätze bereits verlängert. Zudem zog Tuchel Joshua Kimmich aus dem Mittelfeld in die rechte Verteidigung ab.
Das große Rätsel Zaragoza
Rechtsverteidiger Boey zog sich bereits Mitte Februar einen Muselbündelriss zu und verpasste fast die komplette Rückrunde. Zaragoza, der schon im Winter und nicht wie geplant erst im Sommer geholt wurde, weil Serge Gnabry und Kinglsey Coman verletzt waren, spielte in den Überlegungen von Tuchel keine Rolle.
Dabei zählt der flinke Flügelspieler in Spanien zu den größten Talenten und kam mit viel Vorschusslorbeeren nach München. Doch nur 162 Minuten absolvierte er in der Bundesliga, oft war er nicht einmal Teil der Kaders - angeblich wegen der Sprachbarriere. Erst im letzten Heimspiel gegen Wolfsburg stand er erstmals in der Startelf und überzeugte.
FC Bayern plant XXL-Kader-Umbau
Wie wird der Kader in der nächsten Saison aussehen? Von einem XXL-Umbau ist die Rede, doch eine Spielersuche ohne Trainer ist schwierig, zu viel hängt von der Persönlichkeit und dem Führungsstil eines Coaches ab - und der ist noch nicht bekannt. Dem Vernehmen nach sind die Bayern-Bosse bereit, bis zu 200 Millionen Euro für neue Spieler auszugeben.
Die Abgänge von Eric Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr wurden am vergangenen Sonntag offiziell verkündet. Beide Verträge laufen zum 30. Juni aus und werden nicht verlängert, bringen aber damit aber auch kein Geld in die Kasse. Es müssten also mehrere hochbezahlte Spieler verkauft werden, um für frischen Wind im Kader zu sorgen. Gerüchte gibt es reichlich - von Leon Goretzka über Dayot Upamecano und Serge Gnabry bis hin zu Alphonso Davies und Joshua Kimmich.
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Quelle: Blickpunkt Sport 19.05.2024 - 21:45 Uhr