
BR24 Sport Historischer Boxkampf: "Tiny Tina" Rupprecht ist die Größte
Vier Boxverbände, vier Weltmeistertitel und alle in einer Hand: Das glückte noch nie einem deutschen Boxer oder einer deutschen Boxerin - bis Tina Rupprecht kam. Die Augsburgerin ist nach ihrem Sieg gegen die Japanerin Sumire Yamanaka am Gipfel.
Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis Tina Rupprecht begreift, wie historisch dieser Samstagabend in Potsdam tatsächlich war. "Ich bin ehrlich gesagt überwältigt, ich kann es noch gar nicht realisieren", sagte sie unmittelbar nach ihrem WM-Kampf gegen die bis dahin ungeschlagene Sumire Yamanaka.
Durch ihren Sieg nach Punkten eroberte sich Rupprecht den WM-Gürtel des Weltverbandes IBF. Im vergangenen Herbst hatte sie sich bereits die Gürtel der Box-Organisationen WBO, WBA und WBC geschnappt.
"Tiny Tina" ist die größte Boxerin der deutschen Geschichte
Die Weltmeistertitel der vier wichtigsten Verbände alle in einer Hand - das war zuvor noch nie einem Boxer oder einer Boxerin aus Deutschland geglückt. "Undisputed Champion" nennt sich das im Boxjargon - die nur 1,53 Meter große "Tiny Tina" ist nun offiziell eine der Größten.
Wie einst Max Schmeling
Denn fast schon "nebenbei" verteidigte Rupprecht auch einen mit viel Prestige verbundenen Titel von "The Ring", einer Art Bibel des Boxens. Dort bewerten Fachjournalisten Box-Kämpfe und vergeben einen Gürtel, wenn die besten Boxerinnen oder Boxer der Welt gegeneinander antreten. Auch das war zuvor erst einem Deutschen geglückt: Max Schmeling im Jahr 1930.
In sechs Jahren an die Weltspitze
Für Rupprecht, die in Teilzeit auch noch als Lehrerin an einer Realschule in Zusmarshausen arbeitet, ist es der vorläufige Höhepunkt einer 2018 gestarteten Titeljagd. Damals hatte sie im Minimumgewicht ihren ersten Weltmeistertitel gefeiert. Allerdings verlor sie diesen 2023, danach wechselte sie die Gewichtsklasse und boxt seitdem im Atomgewicht.
Im vergangenen Jahr gewann sie im Januar gegen die Tschechin Fabiana Bytyqi dann zunächst den WBC-Titel, in einem Titelvereinigungskampf im November holte sie dann auch die Titel der Verbände WBO und WBA gegen die Japanerin Eri Matsuda. Und nun Nummer vier gegen Yamanaka.
Auf einen Kaffee mit der Kontrahentin
Ihre Schüler werden sie spätestens am Mittwoch dann wieder mit Fragen löchern, zu ihrem historischen Coup. "Vor allem die Kleinen sind immer echt süß, sie kommen und sagen: Ich habe Sie in der Zeitung oder im Fernsehen gesehen", sagte Rupprecht der dpa.
Am kommenden Wochenende geht's dann in den verdienten Urlaub - ausgerechnet nach Japan, wo sie sogar Ex-Gegnerin Eri Matsuda "auf einen Kaffee" treffen will. Und danach? "Jetzt erst mal genießen, runterkommen - und dann machen wir neue Pläne", sagte die 32-Jährige.
Im Audio: Tina Rupprecht im Siegerinterview
Quelle: Blickpunkt Sport 06.04.2025 - 21:45 Uhr