Die 90er waren sehr farbig - Podium nach dem WM-Riesenslalom 1991 (v.l.): Urs Kälin (Silber) - Rudolf Nierlich (Gold) - Johan Wallner (Bronze)

BR24 Sport Die unvergessliche Sonnen-Ski-WM 1991 in Saalbach-Hinterglemm

Stand: 03.02.2025 05:10 Uhr

Zum zweiten Mal finden die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Saalbach-Hinterglemm statt. Wie die Ski-WM 1991 soll auch die Ski-WM 2025 im besten Falle als "Sonnen-WM" in die Geschichte eingehen. BR-Sportreporter Tobias Barnerssoi erinnert sich.

Von Johannes Kirchmeier

Noch heute sprechen die Österreicher von der "Sonnen-WM", wenn sie an die Ski-WM 1991 in Saalbach-Hinterglemm denken. "Das ist in der Tat auch das, an das ich als Erstes denke", sagt Tobias Barnerssoi. Es waren einfach so sonnige zwei WM-Wochen, die Abfahrten mussten sogar am Tag etwas nach vorne verschoben werden.

Heute ist der BR-Sportreporter Kommentator der Skirennen der Frauen – auch bei dieser WM 2025, der nunmehr zweiten Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm. Vor 24 Jahren bestritt er seine erste Ski-Weltmeisterschaft als Rennfahrer.

21 Jahre alt war Barnerssoi damals, eigentlich noch Europacup-Fahrer. Doch der Deutsche Skiverband (DSV) setzte auch ein paar jüngere Fahrer und Fahrerinnen ein. So konnte der Gewinner des Riesenslalom-Eurocups 1990/91 WM-Luft schnuppern – und als Zehnter auch ein beachtliches Ergebnis vorweisen.

"Ich habe selten so ein Fest erlebt, das so stimmungsvoll war. Bei dem die Rahmenbedingungen so sehr gepasst haben." Jeden Tag strahlend blauer Himmel, "das ist schon cool".

DSV-Favoriten Wasmeier und Bittner enttäuschen

Damit war er eigentlich aber fast schon ein wenig allein auf weiter Flur. Denn viele deutsche Nationalmannschaftskollegen reisten enttäuscht nach Hause. Die Medaillenkandidaten Markus Wasmeier oder Armin Bittner errangen kein Edelmetall.

Wasmeier wurde in Abfahrt und Super-G 24. bzw. 13., Technik-Spezialist Bittner 15. im Riesenslalom und Sechster im Slalom. Debütant Barnerssoi sorgte als Zehnter im Riesenslalom für das zweitbeste WM-Resultat der DSV-Männer.

Traudl Hächer holt einzige deutsche Medaille

Traudl Hächer, Nachrückerin im DSV-Team, holte als Einzige Bronze. Im Riesenslalom – das war insofern überraschend, als sie zuvor fast zwei Jahre lang in dieser Disziplin nicht mehr in den Top Ten platziert gewesen war.

Sicherheitsvorkehrungen während des Zweiten Golf-Krieges

Die Szenerie in Saalbach-Hinterglemm war aber durchaus eine äußerst ungewohnte für die Skirennfahrer. Denn damals, zu Zeiten des Zweiten Golf-Krieges, waren vor allem viele Personenschützer im Ort, wenn Barnerssoi und seine Teamkollegen vor die Haustür gingen.

Gerade das US-amerikanische Team wurde geschützt, denn die USA begannen ihre Kampfhandlungen im Krieg zu Beginn des Jahres 1991 in Kuwait. Die WM endete aber ohne sicherheitsrelevante Zwischenfälle.

Als Kommentator bei der Ski-WM 2025 im Einsatz: Tobias Barnerssoi, hier mit Slalom-Mitfavoritin Lena Dürr.

Als Kommentator bei der Ski-WM 2025 im Einsatz: Tobias Barnerssoi, hier mit Slalom-Mitfavoritin Lena Dürr.

Österreichs Dominanz bei der Heim-WM

Ein sportliches Fest war die Ski-WM 1991 für die Österreicher. Sonnig war es nämlich nicht nur auf ihren Hängen und im Tal im Zielstadion, sonnig waren die Gemüter im gesamten Team. Fünf Mal Gold, drei Mal Silber, drei Mal Bronze – elf Medaillen gewann die Heimnation in Saalbach-Hinterglemm. Das werde diesmal wohl eher nicht vorkommen, mutmaßt Barnerssoi mit einem Lächeln.

Aber solch eine Dominanz, solch österreichische Ski-Festspiele waren auch damals nicht zu erwarten. Stephan Eberharter, später einer der stärksten Skirennfahrer überhaupt, trat bei dieser WM erstmals richtig in Erscheinung. Überraschenderweise schnappte er sich gleich zwei Goldmedaillen in Super-G und Kombination. "Sie haben es zelebriert, die Österreicher sind sehr gut gefahren, haben viele Erfolge gefeiert", erinnert sich Barnerssoi.

Rudi Nierlichs spektakulärer Riesenslalom-Sieg

Bleibenden Eindruck hat dabei auch sein eigenes Rennen am Sonnenhang hinterlassen. Im Riesenslalom stand er im zweiten Durchgang noch im Startbereich, als Rudolf Nierlich zum Sieg fuhr. "Die Zuschauer im Ziel haben schon gejubelt", bis plötzlich ein lautes Raunen den Hang hinaufkam: "Dann haben wir schon gewusst: Irgendwas ist passiert. Hat es ihn geschmissen, oder was?"

Und in der Tat: Es hat ihn auf die Hüfte geschmissen kurz vorm Ziel. Doch Nierlich sprang auf und raste weiter zum Sieg – am Ende war da wieder lauter Jubel im Ziel. "Das war der Wahnsinn", sagt Barnerssoi und strahlt. Im Ziel feierte wieder Rot-Weiß-Rot sein ganz eigenes Jubelfest.

WM-Teilnehmer Tobias Barnerssoi kehrt als Kommentator zurück

Barnerssoi wiederum konnte bei seinem ersten Großereignis mit Rang zehn zufrieden sein. Auch daher blickt er mit Freude auf seine Rückkehr nach Saalbach-Hinterglemm: "Für mich war es einfach genial damals. Und es ist heute toll, nach so vielen Jahren wieder dort hinzukommen und wieder eine Ski-WM zu erleben." Im besten Falle noch einmal eine Sonnen-WM – würden die Veranstalter in Saalbach-Hinterglemm vermutlich anfügen.

Zum Hören: "Skiverliebt" - Satire-Musical zur Ski-WM in Saalbach bejubelt

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Quelle: Sportschau 04.02.2025 - 15:15 Uhr