Aleksandar Pavlovic (links), Joshua Kimmich (Mitte), Dayot Upamecano (rechts)

Nach Problemen zum Saisonstart Die Gründe für die neue Stabilität der FC Bayern-Abwehr

Stand: 30.09.2024 16:14 Uhr

Während zu Saisonbeginn die Abwehr noch eine große Baustelle beim FC Bayern war, steht der Rekordmeister inzwischen defensiv sehr stabil. Doch das liegt gar nicht so sehr an den Abwehrspielern.

Von Victor List

In den letzten Jahren war die defensive Stabilität das größte Problem des FC Bayern. Auch in dieser Saison schien die Abwehr zu Beginn alles andere als sattelfest. Doch das Gebilde aus Minjae Kim und Dayot Upamecano hat sich gefunden. Das beweist der fehlerlose Auftritt beim 1:1 im Topspiel gegen Bayer Leverkusen.

FC-Bayern-Abwehr deutlich stabiler als zu Saisonbeginn

Rückblick zum Saisonanfang: Der FC Bayern hatte am ersten Spieltag eine 1:0-Führung beim VfL Wolfsburg aus der Hand gegeben, um letztendlich doch noch 3:2 zu gewinnen. Bei beiden Gegentoren sahen Minjae Kim und Dayot Upamecano alles andere als gut aus, leisteten sich zusätzliche Aussetzer, die aber nicht bestraft wurden. Auch der neue Trainer Vincent Kompany schien die Abwehr nicht in den Griff bekommen zu haben.

Zuvor waren daran schon Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann gescheitert. Unter Tuchel fingen sich die Münchner insgesamt 45 Gegentore. Mehr Tore hatte man zuletzt vor 28 Jahren zugelassen. Doch der erste Spieltag unter Kompany scheint nur ein Ausrutscher gewesen zu sein. In den Spielen danach stand die Abwehr. Oder die Gegentore (insgesamt vier in den letzten fünf Spielen) fielen aufgrund der Torflut (insgesamt 23) nicht allzu sehr ins Gewicht.

Doch woran liegt das? Im Vergleich zu letzter Saison, als die Münchner unter Tuchel pressen die Kompany-Bayern nun deutlich höher. Wer dachte, dass die hohen Siege gegen Kiel, Zagreb und Bremen - also gegen vermeintlich kleine Teams - keine Aussagekraft haben könnten, der wurde spätestens im Topspiel eines Besseren belehrt. Denn auch gegen Bayer Leverkusen schoben die Münchner früh vorne drauf, attackierten nach Ballverlust sofort und ließen so kaum ein Offensiv-Spiel des amtierenden Meisters zu.

Pavlovic und Quarterback Kimmich sichern ab

Während in der Vergangenheit das Mittelfeld des FCB teils zu offensiv aufgestellt war, oder einfach so defensiv nicht wirklich unterstützte, müssen unter Kompany alle verteidigen und Bälle zurückerobern. Das liegt besonders Aleksandar Pavlovic, der gegen den deutschen Meister nicht nur mit seinem Traumtor zum 1:1 glänzte, sondern auch unermüdlich gegen den Ball arbeitete. 16 Zweikämpfe bestritt der junge Nationalspieler gegen die Werkself, verlor davon nur fünf.

Werte, die nicht automatisch auf eine defensive Topleistung schließen lassen, doch Pavlovic benötigt oftmals gar nicht den Zweikampf, um an den Ball zu kommen. Der 20-Jährige hat ein gutes Raumverständnis und erkennt frühzeitig, wo der Ball hinkommen könnte. Wie die gesamte Münchner Mannschaft war auch er am Samstag immer einen Schritt schneller als Florian Wirtz und Co.

Unterstützt wird Pavlovic von seinem Nebenmann Joshua Kimmich. Der neue Kapitän der DFB-Elf, für den diese Rolle auch in München in Zukunft angedacht ist, hat ebenfalls wieder zunehmend Gefallen am Ballklau gefunden. Zusätzlich übernimmt er eine große Rolle im Spielaufbau. Kimmich lässt sich dafür teilweise sogar hinter die beiden Innenverteidiger Minjae Kim und Dayot Upamecano fallen. Wie ein Quarterback initiiert er die Spielzüge des Rekordmeisters.

Feinste Guardiola-Schule

Die neue Aggressivität in den vorderen Mannschaftsteilen entlastet die hinterste Kette. Die Sorgenkinder der letzten Saison stehen in diesem Jahr nicht mehr so unter Druck, weil die Bälle schon 30 Meter vor ihrem Herrschaftsgebiet erobert werden. Feinste Guardiola-Schule, von dem Kompany als Spieler bei Manchester City einiges lernen konnte, was man nun auch beim FC Bayern sieht.

In dieser Saison liefen die gegnerischen Angreifer - abgesehen vom VfL Wolfsburg - kaum auf die Münchner Abwehrreihe zu. Dazu trägt auch Kimmichs Positionierung bei, die den Raum vor der Abwehrkette engmacht.

Gescheiterter Tah-Transfer fällt aktuell nicht ins Gewicht

Und so fällt derzeit auch nicht weiter ins Gewicht, dass Jonathan Tah am Samstagabend in der Münchner Arena das Trikot mit dem Bayer-Kreuz auf der Brust trug und nicht das Wiesn-Trikot des FC Bayern. Im Sommer hatte sich der Rekordmeister um einen Transfer bemüht, war aber gescheitert. Man gab sogar noch Matthijs de Ligt an Manchester United ab. Der niederländische Nationalspieler kassierte mit den "Red Devils" am Wochenende gegen Tottenham Hotspur das zweite 0:3 im vierten Spiel, in dem er in der Startelf stand.

Und so wird auch - anders als vielfach erwartet - de Ligt aktuell in München nicht vermisst, zumal in den kommenden Wochen auch Neuzugang Hiroki Ito nach seinem Mittelfußbruch zurückkehren wird. So entspannt wie aktuell war die Lage in der Abwehr des FC Bayern schon lange nicht mehr.

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Quelle: BR24Sport 30.09.2024 - 13:54 Uhr