Tour du Rwanda

EU-Parlament fordert Entzug UCI hält an Ruanda als Ausrichter der Straßenrad-WM fest

Stand: 25.02.2025 13:46 Uhr

Der Radsportweltverband hält an Ruanda als Austragungsort der Straßen-WM 2025 fest. Das Europäische Parlament hingegen fordert, dem Land das Austragungsrecht zu entziehen, sollte Ruanda weiter Rebellen in der DR Kongo unterstützen. Aus Sicherheitsgründen hat ein World-Tour-Team seine Mannschaft nicht zur aktuell laufenden "Tour du Rwanda" geschickt.

Angesprochen auf einen möglichen Ausweichort für die Straßen-WM, sagte David Lappartient dem Portal "cyclingsnews.com": "Es gibt keinen Plan B." Der Präsident des Radsportweltverbendes UCI (Union Cycliste Internationale) fügte an, es sei bei seinem Amtsantritt sein Traum gewesen, eine Weltmeisterschaft erstmals auf dem afrikanischen Kontinent auszutragen.

Gerade im 125. Jahr des Bestehens der UCI sei es "unglaublich besonders", den Traum verwirklichen zu können. Außerdem sei der Sport neutral und dürfe nicht politisiert werden.

David Lappartient

David Lappartient

Europa-Parlament fordert eventuellen Entzug der WM

Aus der Politik kommen allerdings besonders kritische Stimmen. In einem gemeinsamen Entschließungsantrag fordert das Europäische Parlament, "dass die Straßenradsport-Weltmeisterschaften des Internationalen Radsportverbands (UCI) 2025 in Kigali abgesagt werden, wenn Ruanda seinen Kurs nicht ändert". Die verschiedenen Rennen um WM-Titel in der Hauptstadt Kigali sind für die Zeit zwischen dem 21. und 28. September geplant.

In dem Antrag hält das Europäische Parlament Ruanda unter anderem vor, mit seiner Armee die Rebellengruppe "M23" in einem Krieg mit dem Militär der Demokratischen Republik (DR) Kongo zu unterstützen. Die "M23" wird auch von den Vereinten Nationen für etwa 3.000 Tote verantwortlich gemacht, die der Kampf um die an Bodenschätzen reiche Region um die Stadt Goma gefordert habe. Außerdem soll es etliche Vergewaltigungen an Frauen und Mädchen gegeben haben, zudem würden hunderttausende Menschen aus ihrer Heimat in andere Gebiete der DR Kongo vertrieben.

Die Stadt Goma mit etwa zwei Millionen Einwohnern liegt ganz im Osten der DR Kongo, des zweitgrößten Flächenlandes in Afrika. Sie grenzt an das wesentlich kleinere Ruanda, das die Gruppe "M23" befehle, wie ein Bericht der Vereinten Nationen im Sommer 2024 feststellte. Ruanda wolle so unter anderem an wertvolle Mineralien aus der Region Goma gelangen.

Ruandas Präsident Paul Kagame, der seit 30 Jahren an der Macht ist und inzwischen als Autokrat gilt, dementiert eine Unterstützung der Rebellengruppe.

Tourismuskampagne als "Sportswashing"?

Kagame und seine Regierung versuchen schon lange das Image Ruandas aufzupolieren und den Tourismus anzukurbeln, nachdem der ostafrikanische Staat 1994 einen Völkermord der Hutu an den Tutsi durchlitt, der mindestens 500.000 und bis zu einer Million Menschen das Leben gekostet haben soll.

Ruanda drängt auf die Bühne des Sports

Sportschau, 07.03.2024 17:04 Uhr

Die Touriskampagne "Visit Rwanda" (besucht Ruanda) wurde in Europa großflächig bekannt, als der berühmte Fußballkub FC Arsenal den Schriftzug auf seine Trikots druckte. Inzwischen kassieren auch Paris Saint-Germain und der deutsche Rekordmeister FC Bayern München Geld aus Ruanda.

Außenministerin der DR Kongo: Auch Hände der Bayern "blutbefleckt"

Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Vereine teilweise heftig dafür. Zuletzt warf Thérèse Kayikwamba Wagner, Außenministerin der DR Kongo, den Klubs vor, ihre Hände seien wegen der Sponsoringverträge "blutbefleckt".

Der FC Bayern kündigte an, vor Ort in Afrika über die Lage und die Unterstützung der "M23" zu sprechen. Wann und ob dies inzwischen geschah, ist offen.

Millioneninvestitionen in den Sport

Ruanda, das aus Deutschland von 2022 bis 2024 etwa 100 Millionen Euro an Entwicklungshilfe bekam, investiert seinerseits etliche Millionen in den Sport. Klassisches "Sportswashing" sehen Kritiker in dem Engagement, das eventuell sogar die Formel 1 in den Osten Afrikas bringen könnte. Der Fußballweltverband FIFA traf sich 2023 zu seinem Kongress in Kigali.

Etabliert ist in dem radsportbegeisterten Land inzwischen die "Tour du Rwanda". Seit dem 23. Februar und noch bis zum 2. März rollt die 17. Auflage über mehr als 800 Kilometer durch das Land. Auch das belgische World-Tour-Team "Soudal - Quick-Step" wollte mit einer Mischung aus erfahrenen Profis und Fahrern aus dem U23-Team an dem Etappenrennen teilnehmen.

Belgisches Team sagt "Tour du Rwanda" ab

Die Equipe sagte ihre Teilnahme allerdings ab, weil die Sicherheit nicht gewährleistet sei. "Es ist bedauerlich für unser Entwicklungsteam, aber manchmal gibt es wichtigere Dinge als Rennen", sagte CEO Jürgen Foré laut einer belgischen Nachrichtenagentur der Tageszeitung "Het Nieuwsblad".

"Die Etappen drei und vier kommen nur einen Steinwurf von dem Ort entfernt an, an dem sich die Rebellen aufhalten, es sind vielleicht 50 Kilometer", fügte Kevin Hulsmans demnach hinzu, der Teamchef des U23-Teams von "Soudal - Quick Step". Die Fahrer müssten nicht nur fahren, sondern auch am Rand des Kriegsgebietes im Hotel übernachten: "Das ist für mich fragwürdig."