Tour de France, 7. Etappe Zeitfahren - Evenepoel siegt, Vingegaard verliert Zeit auf Pogacar
Remco Evenepoel witzelte im Ziel gelöst mit Fürst Albert von Monaco und freute sich königlich über seinen Zeitfahr-Coup bei der Tour de France: Mit einem starken Auftritt in den Weinbergen des Burgunds hat der Belgier am Freitag (05.07.2024) den Slowenen Tadej Pogacar bezwungen. Trotz eines Schreckmoments kurz vor dem Ziel feierte der Weltmeister seinen ersten Etappensieg bei der Tour und rückte nahe an den Mann in Gelb heran.
"Ich habe heute jeden Meter genossen, auch wenn es hart war. Ich bin super glücklich", sagte der 24-Jährige vom Team Soudal Quick-Step, der zwei Kilometer vor der Ziellinie aber heftig zusammenzuckte und bang sein Rad checkte: "Ich dachte, ich hätte einen Platten. Ich bin über etwas drübergefahren - das hat mich echt sehr erschreckt."
Zeitfahren bei der Tour - 52,587 km/h im Schnitt
Der zweimalige Tour-Champion Pogacar (25/UAE Team Emirates) verpasste als letzter Starter die Bestzeit des Tour-Debütanten Evenepoel um zwölf Sekunden. Evenepoel, der designierte Nachfolger von Belgiens Rad-Idol Eddy Merckx, setzte sich bei idealen Bedingungen und Volksfeststimmung in Gevrey-Chambertin nach 25,3 km mit einem beeindruckenden Temposchnitt von 52,587 km/h durch. In der Gesamtwertung liegt er nun 33 Sekunden zurück.
Dritter wurde Primoz Roglic (+34 Sekunden). Der slowenische Kapitän des deutschen Teams Red Bull-Bora-hansgrohe bleibt damit auf Podiums-Kurs. Der dänische Topstar Jonas Vingegaard (Visma-Lease a Bike) war erneut konkurrenzfähig und wurde mit 37 Sekunden Rückstand Vierter - das Niveau von Evenepoel und Pogacar hat er nach seinen schweren Sturzverletzungen aus dem April aber noch nicht.
Vingegaard mit Form "zufrieden"
Vingegaard ist Gesamtdritter (+1:15) vor Roglic (+1:34). "Ich kann mit meiner Form zufrieden sein. Wir können aber keine Schlüsse für die Gesamtwertung ziehen, die Tour ist noch lang, es kann viel passieren", sagte Pogacar, "Remco ist der beste Zeitfahrer, Jonas und Primoz waren auch stark. Es ist alles sehr eng." Bester Deutscher war am Freitag Nils Politt, der deutsche Zeitfahr-Meister kam mit knapp zwei Minuten Rückstand auf Platz 29.
Drei Tage nach dem ersten Favoriten-Showdown auf der ersten Alpenetappe über den Galibier lieferten sich die Topstars erneut einen packenden Schlagabtausch. Auf dem technisch anspruchsvollen, aber dennoch schnellen Kurs mit einem knackigen Anstieg (1,6 km lang, 6,1 Prozent steil) war Evenepoel aber letztlich der klar Stärkste.
Politt zieht durch, Cavendish bejubelt
Der deutsche Zeitfahr-Meister Politt schonte keineswegs seiner Kräfte - obwohl er als zentraler Helfer Pogacars in den kommenden zwei Wochen wichtige Dienste leisten muss. "Als Meister will man sich schon präsentieren. Ich habe dem Team gesagt, ich fahre einfach mal los uns schaue, wie die Beine sind. Die waren gut, und dann habe ich es auch durchgezogen", sagte Politt.
Einer der Helden der noch jungen 111. Tour hatte das Zeitfahren um 13.05 Uhr - fast vier Stunden vor Pogacar - eröffnet: Der Brite Mark Cavendish war nicht nur seit Mittwoch Rekord-Etappensieger der Tour, sondern seit Donnerstag auch Gesamtletzter.
Somit durfte der 39-Jährige unter großem Jubel als erster der 174 Starter auf die Strecke, ließ es dort auch eher gemächlich angehen. 4:30 Minuten betrug "Cavs" Rückstand auf den Sieger, er war immerhin noch deutlich schneller als sein Sprintrivale Fabio Jakobsen als Tagesletzter (+6:17). Beide verfolgen aber ohnehin andere Ziele - es warten noch einige Sprints, der nächste womöglich schon am Samstag in Colombey.
Bernard steigt ab und lässt sich feiern
Während der Etappe kam es zu einem Kuriosum: Der Franzose Julien Bernard wurde während der Fahrt durch sein Heimatgebiet von den Fans bejubelt und gefeiert.
Julien Bernard auf der 7.Etappe
Es war seine persönliche "Tour d'Honneur": Beim Anstieg in Curley wurde der Radprofi, der in der Nähe in Dijon lebt, von Tausenden Fans mit unzähligen Plakaten begeistert gefeiert, das Spalier wurde immer kleiner.
Küsschen für Frau und Kind
Bei seiner Frau und seinem Sohn blieb Bernard schließlich stehen und holte sich ein Küsschen ab, bevor die Fahrt weiterging. Bernard konnte es im Kampf gegen die Uhr gemächlich angehen, in der Gesamtwertung spielt er keine Rolle.
Auf der achten Etappe am Samstag geht es über 183,4 km weiter nach Norden, es ist sowohl ein Massensprint wie auch ein Sieger aus einer Ausreißergruppe denkbar.