Tour de France, 2. Etappe Vauquelin triumphiert in Bologna, Pogacar schnappt sich Gelb
Zweiter französischer Tagessieg bei der Tour de France: Kevin Vauquelin vom Team Arkea triumphierte auf der 2. Etappe in Bologna.
Der 23-Jährige setzte sich am Sonntag beim komplett innerhalb Italiens verlaufenen Teilstück über 199,2 km von Cesenatico nach Bologna aus einer Ausreißergruppe heraus vor Jonas Abrahamsen (Norwegen/Uno-X Mobility) und Quentin Pacher (Frankreich/Groupama-FDJ) durch.
Hinter dem Tagessieger kam es aber bereits am zweiten Tag der Tour zum Duell zwischen Tadej Pogacar und Vorjahressieger Jonas Vingegaard. Pogacar attackierte am letzten Anstieg vor dem Ziel und nur Vingegaard konnte den Angriff zunächst parieren. Die beiden stürmten hinter den Ausreißern gemeinsam in einer Verfolgergruppe ins Ziel - der Slowene konnte damit die Führung im Gesamtklassement von Romain Bardet übernehmen.
Verlierer des Tages: Primoz Roglic
Pogacar und Vingegaard fahren offensichtlich wieder in einer eigenen Liga, wie sich bei der ersten Klettershow zeigte. Damit wischten beide Stars die Zweifel an ihrer Fitness erst einmal beiseite. Bei Pogacar hatte die Corona-Erkrankung vor gut zwei Wochen offenbar keine Spuren hinterlassen und Vingegaard, der seit seinem schweren Sturz im Baskenland Anfang April keine Rennen mehr gefahren ist, scheint rechtzeitig in Form gekommen zu sein.
Verlierer des Tages war Primoz Roglic, der slowenische Kapitän des deutschen Teams Red Bull-Bora-hansgrohe konnte nicht folgen und verlor als einziger Sieganwärter an Boden, hat nun 21 Sekunden Rückstand auf den Führenden. "Das hätte besser laufen können, darüber müssen wir reden", sagte Teamchef Ralph Denk in der ARD.
Große Hitze auch am zweiten Tag
Wärmende Kleidung konnten die 175 noch im Feld befindlichen Fahrer auch am zweiten Tag der Rundfahrt getrost in den Koffern lassen - im Startort Cesenatico an der Adria hatte es wie am Vortag mit über 30 Grad wieder satte Temperaturen. Genug trinken war also wieder eine der wichtigsten Maßgaben für die Profis - mahnendes Beispiel dürfte Astana-Fahrer Michele Gazzoli gewesen sein, der im Laufe der ersten Etappe wegen eines Hitzschlags hatte aufgeben müssen.
Elfköpfige Ausreißergruppe kommt davon
Hitze also auch am zweiten Tag der Tour, was naturgemäß nicht verhinderte, dass auf den ersten Kilometern wieder hart um die Bildung einer Ausreißergruppe gestritten wurde. Nach einigen Attacken stand eine elfköpfige Gruppe, die sich rasch einen Vorsprung von fast fünf Minuten herausarbeitete.
Es steckte kein wirklich prominenter Fahrer in dieser Gruppe und das sollte auch so bleiben. Zwar versuchten Michael Matthews und Brent van Moer noch einmal eine Aufholjagd, hatten aber gegen die gut funktionierende Elfergruppe keine Chance und waren bald wieder im Peloton verschwunden.
John Degenkolb und Co. führen nach
Dort im Hauptfeld formierte sich - wie sich das gehört - das Team des Gelben Trikots, um die Nachführarbeit zu übernehmen. Die niederländische Mannschaft dsm-firmenich um John Degenkolb chauffierte also den Gesamtführenden Romain Bardet und das restliche Feld durch eine zunächst ebene Fläche von rund 70 Kilometern, auf der allerdings der Wind ein Thema war. Teils heftiger Gegenwind erschwerte die Arbeit der Profis - das Feld staffelte sich zwischenzeitlich in hübschen Windstaffeln auf.
Das alles kostete aber auch eine Menge Kraft - und so beschloss das Team des Gesamtführenden etwa bei der Hälfte der rund 200 Kilometern, die Arbeit an jemand anderen abzugeben. Allein: Es fand sich kein Team, das so richtig Kräfte investieren wollte. Auch nicht die favorisierte Mannschaft UAE um Tadej Pogacar - man ließ die unterdessen auf zehn Fahrer reduzierte Spitzengruppe quasi ohne Gegenwehr auf über neun Minuten Vorsprung davonfahren.
Ausreißer weg - Favoriten starten ein zweites Rennen
Was bedeutete: Der Sieger der Etappe würde aus dieser Gruppe kommen. Dahinter begann gewissermaßen ein zweites Rennen der Tour-Favoriten. Schließlich warteten im Finale vier mittelschwere Anstiege, die durchaus das Zeug dazu hatten, für Zeitabstände auch bei den besten Fahrern zu sorgen.
Der interessanteste Berg, hinauf nach San Luca im Zielort Bologna, musste dabei gleich zweimal bezwungen werden. Ein steiler Stich von nur knapp zwei Kilometern Länge, garniert aber mit einer deftigen Steigung von über zehn Prozent.
Kämpfe um die Zeit hinauf nach San Luca
Im ersten Anlauf hatte das Peloton, das von Jonas Vingegaards Team Visma | Lease a bike angeführt wurde, noch dreieinhalb Minuten Rückstand auf die Spitze. Während sich die Favoriten belauerten, ging vorn die Post ab - die Spitzengruppe kämpfte um den Tagessieg. Vor allem Nelson Oliveira, der mutmaßlich schlechteste Bergfahrer der Gruppe, zeigte sich angriffslustig und attackierte in der Abfahrt und der folgenden Ebene.
Es schlossen sich Jonas Abrahamsen und Kevin Vauquelin an, zu dritt ging es an der Spitze auf die letzte Zielrunde. Auf der erneut San Luca zu erobern war. Vauquelin, der beste Bergfahrer dieser drei, nutzte diese Passage, um sich von seinen zwei Begleitern zu lösen. Schnell fuhr er einen Vorsprung von gut 100 Metern gegenüber Abrahamsen heraus, in der Abfahrt ins Ziel ging er mit 48 Sekunden Vorsprung.
Pogacar und Vingegaard springen davon
Hinter der Spitze attackierte Pogacar plötzlich im zweiten Anstieg nach San Luca - nur Vingegaard konnte mitgehen. Die beiden Topfavoriten setzten sich ab und damit erstmalig bei der Tour 2024 auch ein Zeichen: Die Stärksten beiden der letzten Jahre würden auch in diesem Jahr wohl wieder die Rundfahrt dominieren.
Remco Evenepoel und Richard Carapaz konnten auf dem folgenden Flachstück zwar wieder aufschließen, für Pogacar reichte es aber, das Gelbe Trikot von Romain Bardet zu übernehmen.
Montag ein Tag für die Sprinter
Am Montag dürfen dann die schnellen Männer um den belgischen Sprintkönig Jasper Philipsen auf ihre erste Chance auf eine Massenankunft hoffen. Die 230,8 Kilometer lange dritte Etappe von Piacenza nach Turin führt bis auf drei Anstiegen der vierten Kategorie über flaches Terrain.