Tour de France Femmes Bergankunft auf dem Tourmalet könnte die Tour entscheiden
Zum zweiten Mal findet in diesem Jahr die Tour de France Femmes statt (23.-30. Juli 2023). Diesmal mit dabei: eine Königsetappe zum legendären Tourmalet sowie ein Zeitfahren zum Abschluss der Frankreich-Rundfahrt.
Schon das ganze Jahr über fiebert die weibliche Radsport-Elite auf das größte Rennen des Wettkampfkalenders hin: die Tour de France Femmes, welche vom französischen Zentralmassiv über den legendären Tourmalet in den Süden des Landes nach Pau führt. Ausgewogen soll die Strecke laut Renndirektorin Marion Rousse sein und den verschiedenen Fahrertypen entsprechen. Tatsächlich wechseln sich im Verlauf der acht Tage flache und hügelige Etappen ab, bevor die Tour in einer Bergankunft sowie einem Zeitfahren gipfelt.
Marion Rousse
Das Zentralmassiv: Perfekt für Puncheure
Zwar fällt der Startschuss für die Tour de France der Frauen wieder am letzten Tag der Männer-Tour, anders als 2022 aber dieses Mal nicht in Paris. Stattdessen geht es in Clermont-Ferrand los, Start- und Zielort der ersten Flachetappe. Erst kurz vor Schluss, nach circa 115 Kilometern, muss ein Anstieg der niedrigen Kategorie überwunden werden – perfekt für die Puncheure, also für die Sprinterinnen im Peloton mit einer gewissen Kletteraffinität, um einen Angriff zu setzen.
Auf der zweiten Etappe von Clermont-Ferrand nach Mauriac erwarten die Fahrerinnen über 148 Kilometer sechs Anstiege, die mit einer Länge von maximal 4,5 Kilometern aber ziemlich kurz sind. Auch hier sind die Puncheure im Vorteil, allen voran Lorena Wiebes oder Lotte Kopecky vom Team SD Worx. In diesem hügeligen Terrain könnte es auch zum ersten Schlagabtausch zwischen den Favoritinnen auf den Gesamtsieg kommen.
Längste Etappe mit 2.400 Höhenmetern
Der Kampf um das Grüne Trikot der besten Sprinterin könnte auf der dritten Etappe Fahrt aufnehmen. Denn zwar sind die 147 Kilometer von Collonges-La-Rouge bis Montignac-Lascaux mit einer Reihe von Anstiegen gespickt, diese sollten für die Fahrerinnen aber eine Leichtigkeit sein. Das Ziel erreicht das Peloton nach flachen zehn Kilometern, die letzten 650 Meter davon auf einer schnurgeraden Zieleinfahrt – wie gemacht für einen Massensprint.
Bei der Tour de France der Frauen gibt es keinen Ruhetag, deshalb folgt am nächsten Tag direkt die nächste Etappe, welche mit 177 Kilometern auch die längste der Rundfahrt ist. 2.400 Höhenmeter müssen absolviert werden, die ersten davon direkt zu Beginn der Etappe in Cahors. Danach kann sich das Fahrerinnenfeld erst einmal ausruhen, vielleicht auch einen Ausreißversuch starten, bevor die letzten 50 Kilometer bis Rodez mit ihrem Auf und Ab den Ardennen-Klassikern ähneln.
Die Pyrenäen: Letzte Chance für die Sprinterinnen
Flach, hügelig, flach, hügelig, und jetzt? Flach natürlich. Die Tour hat nur einen Katzensprung weiter gemacht, direkt an die südwestlichen Ausläufer des Zentralmassivs in Onet-Le-Château. Von da aus geht es 126 Kilometer nach Albi. Vor allem die kurzen, aber knackigen Anstiege am Côte de Najac oder Côte de Laguépie bieten eine günstige Gelegenheit für eine Fluchtgruppe. Die Sprinterinnen werden allerdings hoffen, dass das Peloton die Ausreißerinnen kurz vor Schluss wieder einfängt, denn die Zielankunft eignet sich hervorragend für einen Massensprint.
Wenn der Tour-Tross nach 122 Kilometern in Blagnac, einem Vorort von Toulouse, ankommt, könnte der Gesamtsieg immer noch hart umkämpft sein. Anders als die Sprintwertung, denn die sechste Etappe könnte für die Fahrerinnen die letzte Chance auf das Grüne Trikot sein, bevor es auf den Tourmalet und ins Zeitfahren geht. Insbesondere die 1.100 Meter lange Zielgerade lädt zum Sprint ein.
Die Königsetappe führt auf den Tourmalet
Kein Gebirgspass wurde häufiger im Rahmen der Tour de France der Männer überquert als der Col du Tourmalet mitten in den Pyrenäen. Und in diesem Jahr wird diese geschichtsträchtige Bergankunft sehr wahrscheinlich über die Gesamtsiegerin der Frauen-Rundfahrt entscheiden. Die Königsetappe startet in Lannemezan und führt 90 Kilometer über den Col du Aspin auf den 2.115 Meter hohen Tourmalet. Im vergangenen Jahr dominierte Radsport-Star Annemiek van Vleuten die Bergetappen der Tour, nichts anderes wird auf der 7. Etappe von ihr erwartet. Allerdings ist die Konkurrenz mit Demi Vollering groß.
Annemiek van Vleuten bei der Tour 2022
2022 fand die Tour der Frauen noch ohne ein Zeitfahren statt – sehr zum Missfallen vieler Fahrerinnen. Die ASO, Veranstalter des Rennens, nahm sich die Kritik anscheinend zu Herzen, denn auf der letzten und achten Etappe wird gegen die Zeit gefahren. Diese 22 Kilometer durch Pau könnten noch einmal zu Verschiebungen im Gesamtklassement führen, denn anders als bei den Männern darf auch auf der Abschlussetappe noch einmal angegriffen werden.
Etappe/Datum | Länge | Start- und Zielort |
---|---|---|
1. Etappe - 23.07.2023 | 123,8 km | Clermont-Ferrand - Clermont-Ferrand |
2. Etappe - 24.07.2023 | 151,7 km | Clermont-Ferrand - Mauriac |
3. Etappe - 25.07.2023 | 147,2 km | Collonges-La-Rouge - Montignac-Lascaux |
4. Etappe - 26.07.2023 | 177,1 km | Cahors - Rodez |
5. Etappe - 27.07.2023 | 126,1 km | Onet-Le-Chateau - Albi |
6. Etappe - 28.07.2023 | 122,1 km | Albi - Bergnac |
7. Etappe - 29.07.2023 | 89,8 km | Lannemezan - Tourmalet Bagnères-De-Bigorre (Bergankunft) |
8. Etappe - 30.07.2023 | 22,6 km | Pau - Pau |