Der deutsche Nils Politt im Trikot des UAE-Teams

Start in die Klassikersaison Nils Politt - heiß auf Siege in Kälte und Schlamm

Stand: 28.02.2025 13:48 Uhr

Omloop Het Nieuwsblad - in Belgien beginnt die diesjährige Klassikersaison für die abgehärtesten der Radprofis. Nils Politt gehört dazu. Der Kölner hat eine Menge Ambitionen.

Anfang Januar ist Nils Politt fremd gegangen. Der 30-Jährige, der sich für gewöhnlich als Radprofi bei den wichtigsten Straßenrennen der Welt schindet, jubelte da in der Bremer Stadthalle über einen Sieg. Gemeinsam mit seinem niederländischen Partner Yoeri Havik hatte er den Sieg beim dortigen Sechstagerennen auf der Bahn geholt.

"Es war super hart, hat aber eine Menge Spaß gemacht", meinte der 30-Jährige auf dem Siegerpodest. Anschließend stellte er das Bahnrad aber wieder rasch in die Ecke. Und stieg auf's Straßenrad - schließlich stehen dort die nun wichtigsten Aufgaben für den Kölner an.

"Omloop" und "Kuurne-Brüssel-Kuurne" - die ersten Höhepunkte

An diesem Samstag findet in Belgien der "Omloop Het Nieuwsblad" statt. Der Eintages-Klassiker ist für Politt und Co. der erste echte Höhepunkt der Saison. Der "Omloop" läutet traditionell die Saison der Frühjahrsklassiker ein. Größen wie Flandern-Rundfahrt oder Paris-Roubaix, folgen dann etwas später. Je nach Witterung stehen den Profis Rennwochen in Kälte und Schlamm bevor. Härteste Bedingungen.

Der "Omloop" mit seinen fast 200 Kilometern Länge quer durch die belgischen Ardennen ist so etwas wie der "kleine Verwandte" der kommenden Großereignisse - und liefert für gewöhnlich einen wichtigen Fingerzeig darauf, mit wem in der Saison bei den ganz großen Rennen zu rechnen sein wird. Zu den letzten Anstiegen gehören 2025 die Mauer von Geraardsbergen und der Bosberg, während das Ziel in Ninove wahrscheinlich ein unterhaltsames Finale bieten wird. 

Kalender der Frühjahrsklassiker 2025
Datum Rennen
1.3. Omloop Het Nieuwsblad
2.3. Kuurne-Brüssel-Kuurne
8.3. Strade Bianchi
22.3. Mailand-San Remo
26.3. Classic Brügge-De Panne
28.3. E3 Saxo Classic
30.3. Gent-Wevelgem
2.4. Quer durch Flandern
6.4. Flandern-Rundfahrt
13.4. Paris-Roubaix
20.4. Amstel Gold Race
23.4. Fleche Wallonne
27.4. Lüttich-Bastogne-Lüttich
1.5. Eschborn-Frankfurt

Politt geht als Mitfavorit ins Wochenende

Politt, der in der vergangenen Saison Rang drei bei der Flandern-Rundfahrt und Platz vier bei Paris-Roubaix erkämpfte, möchte in diesem Jahr noch einen drauf setzen. Den "Omloop", bei dem er 2024 Platz zwei belegte, sieht er dabei als wichtigen Einstieg. "Ich denke, wir können genauso gut abschneiden wie letztes Jahr, als wir zwei Mal auf dem Podium standen", sagt Politt vor dem "Opening weekend", als das der "Omloop" gemeinsam mit dem am Sonntag folgenden "Kuurne-Brüssel-Kuurne" steht.

Dabei unterscheiden sich die Charakteristiken der beiden Rennen durchaus voneinander. Während der "Omloop" eine Sache für tempoharte Allrounder ist, begünstigt das Streckenprofil am Sonntag eher eine andere Fahrergattung: Es ist normalerweise mit einem reduzierten Massensprint zu rechnen, da es in der zweiten Hälfte des Rennens keine Anstiege gibt. Obwohl es sich um ein relativ sprintfreundliches Rennen handelt, sind späte Angriffe allerdings ziemlich häufig.

Nils Politt im Trikot des UAE-Teams

Nils Politt im Trikot des UAE-Teams

Harmonisches Duo mit Tim Wellens

Politts Team UAE Emirates geht mit größten Ambitionen in die bedeutendsten Eintagesrennen des Frühjahrs. Und das am Eröffnungswochende ohne Dominator Tadej Pogacar, der noch nicht mit an der Startlinie steht. Neben Politt hat UAE mit dem drei Jahre älteren Belgier Tim Wellens dafür einen zweiten hochambitionierten Siegfahrer, der sich mit Politt glänzend versteht und eine Art Doppelspitze bildet.

"Mit Tim ist die Sache einfach sehr harmonisch", erklärte Politt jüngst im Interview mit dem Fachmagazin "Tour". Mit Rückblick auf die vergangene Saison beschreibt er die Abläufe zwischen den beiden: "Beim Nieuwsblad hat er gesagt: 'Pass auf, ich versuche jetzt hier eine Attacke vorzubereiten und wenn du wegkommst, kommst du weg.' Beim nächsten Rennen habe ich dann gesagt: 'Pass auf, gestern war mein Tag, heute ist dein Tag.'"

Van Aert und Pidcock im Blick

Neben UAE haben natürlich auch andere Teams größte Ambitionen für die nächsten Tage. Während Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) erst später in die Klassikersaison einsteigt, ist Wout van Aert (Team Visma | Lease a Bike) ganz oben auf der Favoritenliste platziert. Mit Tiesj Benoot und Matteo Jorgenson hat er Teamkollegen, die das Rennen kontrollieren, aber auch gestalten können.

Belgiens Wout van Aert fährt sich vor dem Rennstart warm

Wout van Aert

Glänzend in die Saison gestartet ist Tom Pidcock. Im Trikot seines neuen Teams Q 36.5 zeigte sich der Brite bislang gut aufgelegt. Erwischt er die entscheidende Attacke oder lanciert sie selbst, könnte er seinen bislang drei Klassikersiegen - Amstel (2024), Strade (2023), Pfeil von Brabant (2021) - einen weiteren hinzufügen.

Youngster Behrens fällt aus

Im Auge haben muss man am Samstag beim "Omloop" selbstverständlich den Vorjahressieger. Jan Tratnik, der mir der Nummer eins des Vorjahressiegers jetzt für Red Bull-Bora-hansgrohe ins Rennen geht, werden allerdings eher Außenseiterchancen zugerechnet. Sein Teamkollege Oier Lazkano hat möglicherweise größere Chancen bei dem ersten Kopfsteinklassiker.

Schade aus deutscher Sicht: Niklas Behrens von "Team Visma | Lease a Bike" wird am Wochenende nicht an den Start gehen können. Die deutsche Nachwuchshoffnung stürzte auf der Schlussetappe der UAE Tour und zog sich dabei einen Schlüsselbeinbruch zu. Behrens ist bereits operiert worden. Nach einer kurzen Erholungsphase soll der U23-Weltmeister von Zürich dann wieder ins Training einsteigen. “Wir wünschen ihm eine schnelle Genesung und freuen uns darauf, ihn bald wieder im Peloton zu sehen”, erklärte sein Team in den sozialen Medien.

Profi-Debüt für Bremer Radprofi Niklas Behrens