Spektakel im Stade de France Schlussfeier setzt Olympischen Spielen in Paris die Krone auf
Mit einer bunten Schlussfeier sind am späten Sonntagabend (11.08.2024) die Olympischen Spiele in Paris zu Ende gegangen. Im Mittelpunkt standen die Athletinnen und Athleten - und die verbindende Kraft der olympischen Ringe. Mit Los Angeles präsentierte sich die Ausrichterstadt der nächsten Sommerspiele im Jahr 2028.
Um 23.58 Uhr war es soweit: Die Sommerspiele der XXXIII. Olympiade waren Geschichte, als IOC-Präsident Thomas Bach sie offiziell für beendet erklärte. Unmittelbar danach löschte Frankreichs Schwimmstar Léon Marchand zusammen mit weiteren Athleten das olympische Feuer. Zuvor hatte Bach die Spiele als "von Anfang bis Ende Seine-sational" bezeichnet - und als "Spiele einer neuen Ära".
Von Trauer über das Ende der Spiele war während der Schlussfeier im weiten Rund des Stadions keine Spur, bei niemandem. Im Gegenteil: strahlende Gesichter überall, wohin man auch schaute. Die 9000 Sportlerinnen und Sportler im Innenraum, die rund 70.000 Zuschauerinnen und Zuschauer auf den Tribünen, der Chef des Organisationskomitees, Tony Estanguet, IOC-Präsident Bach oder auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Ihnen allen war klar: Diese Olympischen Spiele haben Geschichte geschrieben, sie bleiben im Gedächtnis als ein friedliches und fröhliches Fest.
Stars auf der Bühne - Athleten im Tanzmodus
Zu Ende gingen die Spiele so, wie sie 16 Tage zuvor bei der Eröffnungsfeier auf und an der Seine begonnen hatten: farbenfroh, mitreißend, unterhaltsam, aber auch tiefsinnig - es war wieder eine Show der Superlative. Der einzige, aber doch bedeutende Unterschied: Der Himmel über Paris war bis zum Einbruch der Dunkelheit dieses Mal strahlend blau, von Regen keine Spur. Beschworen und immer wieder hervorgehoben wurde am letzten Abend der Pariser Spiele der olympische Geist, seine verbindende, friedliche Kraft.
Nachdem in den zwei Wochen zuvor die Wettkämpfe mit 329 Medaillenentscheidungen Sportfans weltweit in ihren Bann gezogen hatten, kamen die Highlights des Schlussaktes vor allem aus der Unterhaltungsbranche. Französische Musikacts wie Phoenix oder Air standen umringt von den tanzenden Olympia-Teilnehmenden auf der Bühne. Hollywood-Star Tom Cruise seilte sich vom Stadiondach ab und verschwand mit der olympischen Fahne auf einem Motorrad aus der Arena. Und aus Los Angeles zugeschaltet waren mit Billie Eilish, den Red Hot Chili Peppers und Rapper Snoop Dogg weitere Musikacts aus dem obersten Regal.
Estanguet: "Die Welt hat diese Gefühle so sehr gebraucht"
Ernste Töne wurden aber auch angeschlagen: IOC-Chef Bach und OK-Chef Estanguet machten klar, welche Bedeutung das größte Sportfest der Welt aus ihrer Sicht gerade in Krisenzeiten wie den jetzigen hat. "Wir wissen, dass die Olympischen Spiele keinen Frieden schaffen können. Aber die Olympischen Spiele können eine Kultur des Friedens schaffen, die die Welt inspiriert", sagte Bach. "Deshalb rufe ich alle auf, die diesen olympischen Geist teilen: Lassen Sie uns diese Kultur des Friedens jeden Tag leben."
Auch Estanguet betonte die verbindende Kraft des Sports, als er sich direkt an die Athletinnen und Athleten wendete: "Durch euch haben wir uns lebendig gefühlt. Ihr habt uns mit Freude erfüllt. Die Welt hat diese Gefühle so sehr gebraucht. (...) Diese Gefühle der Hoffnung, der Liebe und der Inspiration werden bleiben. Im Namen von Milliarden von Sportfans auf allen fünf Kontinenten: Danke!" Und von den Rängen des Stade de France schallte es daraufhin zurück: "Allez lez bleus"! Das französische Publikum blieb bis zum letzten Moment der Spiele im Olympia-Modus.
Olympisches Feuer "unter dem Himmel von Paris"
Die Schlussfeier begann genau dort, wo die Eröffnungsfeier geendet hatte: in den Jardins de Tuileries, wo seit dem 26. Juli das olympische Feuer in einem riesengroßen Kessel als eine Art Licht der Hoffnung in dunklen Zeit gestrahlt hatte und zu einem Magneten für Zehntausende Olympia-Touristen geworden war.
Das Lied "Sous le ciel de Paris" ("Unter dem Himmel von Paris") erklang - gesungen von Zaho de Sagazan und dem Chor der Haendel-Hendrix-Akademieals - als Ode an Paris. Und dann nahm sich der vierfache Schwimm-Olympiasieger Marchand als Bote des olympischen Feuers an, um sich damit auf den Weg zum Stade de France zu machen. Der 22-Jährige war einer der Stars der Spiele in Paris.
Athleten lassen sich noch einmal feiern
Nachdem Frankreichs Staatspräsident Macron und IOC-Chef Bach auf der Tribüne Platz genommen hatten und die in den vergangenen Tagen so oft erklungene "Marseillaise" noch einmal zehntausendfach aus voller Kehle mitgesungen worden war, betraten die Protagonisten bunt gemischt das Stadion: Etwa 9000 Athletinnen und Athleten, Trainer, Betreuer und Verantwortliche aus 205 Nationen ließen es sich nicht nehmen, bei der Schlussfeier dabei zu sein.
Nach den von der Corona-Pandemie beeinträchtigen Spielen in Tokio vor drei Jahren tat dieses bunte "Bad in der Menge" allen sichtbar gut. Die deutsche Fahne trugen die Triathletin Laura Lindemann und der Kanute Max Rendschmidt ins weite Rund - beide hatten in Paris Gold gewonnen.
Die beiden stolzen deutschen Fahnenträger: Laura Lindemann und Max Rendschmidt.
Akrobatik, "schwebende" Musik und Special Effects
Auf den Dank an die 45.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Spiele folgte im nun abgedunkelten Innenraum des Stade de France ein Spektakel mit Licht- und Soundeffekten sowie einer fast magischen Atmosphäre.
Etwa 270 Tänzer, Musikerinnen, Artisten und Akrobatinnen schlugen in einer eindrucksvollen Show einen Bogen von den Ursprüngen der Olympischen Spiele in der Antike hin zu ihrer Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft. Sowohl auf dem Boden als auch in der Luft gab es viel zu sehen - etwa den Pianisten Alain Roche in einem aus VHS-Videokassetten recycelten Kostüm, der an einem frei schwebendem Flügel die "Hymne an Apollo" spielte. Die Ideen dazu kamen von Regisseur Thomas Jolly, der schon die Eröffnungsfeier verantwortet hatte.
Wiederbelebung der Olympischen Spiele gelingt
Die lange Geschichte der von Science Fiction inspirierten Show unter dem doppeldeutigen englischen Titel "Records" (für Rekorde oder Aufzeichnungen) kurz zusammengefasst: In der düsteren Zukunft sind die Olympischen Spiele verschwunden - doch ein goldener Reisender und weitere Forscher aus einer anderen Zeit entdecken olympische Spuren wie etwa die griechische Flagge oder die fünf Ringe.
Und am Ende dieser märchenhaften Traumreise siegt die Hoffnung auf eine bessere, friedliche und respektvolle Welt: Die Spiele werden wiederbelebt. Als Symbol für den Frieden und die Bedeutung der Olympischen Spiele werden die fünf Ringe in den Himmel gehoben. Es ist ein Happy End, wie es sonst nur Hollywood schreibt - vom Publikum mit tosendem Beifall bedacht. Phoenix, Air und weitere Acts sorgten mit ihren Songs anschließend passenderweise für Partystimmung im ganzen Stadion.
Musiker und Sportler feiern sich gegenseitig - die Abschlussfeier im Stade de France machte es möglich.
Au revoir aus Paris - see you in Los Angeles
Kurz bevor spät am Abend im Stade de France das olympische Feuer erlosch, wurde noch der Bogen geschlagen zur Ausrichterstadt der nächsten Olympischen Spiele in vier Jahren: 2028 wird Los Angeles "die Jugend der Welt" empfangen, die IOC-Präsident Bach dorthin einlud. Die Bürgermeisterin von L.A., Karen Bass, übernahm die Fahne von der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo.
Ab dem 14. Juli 2028 werden die Olympischen Spiele in Los Angeles ein neues Kapitel schreiben. Nach dem Willen der Macher soll dort anknüpft werden an die Pariser Erfolgsstory: Nachhaltigkeit, Mitmach-Charakter, Diversität, Inklusion, Offenheit - all das soll auch bei den nächsten Sommerspielen im Fokus stehen.
Paralympics sollen Paris noch einmal verzaubern
Zuvor aber steht in Paris noch ein weiteres Highlight an: OK-Chef Estanguet lud alle Olympia-Fans ein, ab dem 28. August auch bei den Paralympischen Spielen in der französischen Hauptstadt dabei zu sein: "4.500 Athleten stehen in den Startlöchern. Sie sind bereit, Rekorde zu brechen. Bereit, unsere Vorurteile zu zerstören. Bereit, uns den größten Weckruf unseres Lebens zu verpassen!"
Die Stadt Paris wird also gleich noch einmal als Vorbild für eine friedliche, bunte, fröhliche, liebevolle und respektvolle Welt fungieren können.