ARD-Olympia-Bilanz "Überwältigt" - ARD-Teamchef Gottlob zieht positive Bilanz
Die Olympischen Spiele in Paris haben die Menschen begeistert - auch Gerd Gottlob. Die Bilanz des ARD-Teamchefs fällt positiv aus.
Gerd Gottlob, Paris waren die ersten Spiele nach der Corona-Pandemie. Wie haben Sie diese Olympischen Spiele empfunden?
Paris hat es großartig gemacht und ist zu Recht mit Komplimenten und Lob für die Ausrichtung überhäuft worden. Die Grande Nation hat geliefert. Im Mittelpunkt standen die Wettkämpfe, die Athletinnen und Athleten mit ihren Geschichten - und das alles vor der Kulisse einer der schönsten Städte der Welt. Und dazu gab es eine unglaublich positive Energie in der Stadt. Und die startete mit einer absolut einzigartigen Eröffnungsfeier, die man nie wieder wird kopieren können.
Wie haben Sie die Stimmung im Gastgeber-Land und auch in Deutschland wahrgenommen?
Zunächst stand das Thema Sicherheit noch sehr im Mittelpunkt. Als aber der Einstieg geschafft war, die Eröffnungsfeier - bis auf den Regen - perfekt und friedlich verlief, begann die Stadt vor Freude und Begeisterung zu beben. Es war schön mitzuerleben, wie Gastgeber und Gäste in Paris gefeiert haben. Das Feedback aus Deutschland war unglaublich positiv. Wir haben mit unserem Programmangebot auf allen Kanälen dieses Fest nach Deutschland transportiert und damit auch eine kleine Olympia-Euphorie angeschoben.
Deutschland wird sich um die Austragung eigener Spiele bemühen. Wie stehen Sie dazu?
Ich bin nicht sicher, ob es in Deutschland nach den gescheiterten Bewerbungsversuchen eine ausreichende Mehrheit und den Willen für Olympia in Deutschland gibt. Wenn man es anpackt, dann sollte man jedoch nicht zaghaft sein, sondern mutig. Welche tiefe Wirkung Olympia für die Gesellschaft erzeugen kann, hat Paris gerade gezeigt.
Olympische Spiele sind generell eine große logistische Herausforderung - auch für die übertragenden Fernseh- und Radiosender. Wie hat die ARD das Mammutprojekt bewältigt?
Es ist wie immer ein Dreijahresprojekt. Das heißt: Wir haben gar nicht lange nach dem Ende der Spiele in Tokio 2021 angefangen mit unserer Projektgruppe zu planen. Mittlerweile ist die crossmediale Verknüpfung zwischen TV, Audio, Online, Social Media sehr komplex. Dem Programmkonzept folgen dann Technik und Produktion. Das ist ein fortlaufender Prozess, der bis an die Spiele selbst heranragt. Jetzt können wir sagen, dass wir sehr, sehr richtig lagen mit unseren Planungen. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, dass alles gut geklappt hat.
Die ARD hat rund 1800 Stunden live im TV, in der ARD-Mediathek, im Internet und HbbTV übertragen. Hinzu kommen lange Livestrecken im Radio. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Ich bin überwältigt von den Zahlen. Die TV-Reichweiten sind vom ersten Tag an hervorragend gewesen, in der ARD genauso wie beim ZDF. Die ARD Mediathek ist extrem erfolgreich gewesen. Wie noch nie zuvor haben die User die Option genutzt, selber zu bestimmen, welchen Sport sie wann sehen wollen. Live oder Re-Live oder die Zusammenfassung. Das war ein Riesenerfolg, den wir mit zahlreichen konkreten Hinweisen auf allen Kanälen sehr konsequent begleitet haben.
Welche olympischen Momente haben Sie in Paris besonders beeindruckt - und welche besonders nachdenklich gestimmt?
Die Eröffnungsfeier war sensationell. Mutig und groß ohne herablassend zu sein. Und immer wieder die Marseillaise oder auch Édith Piafs "Non, je ne regrette rien" in den Stadien, den Hallen - das war beeindruckend. Das wunderbarste Bild der Spiele - allerdings von Tahiti - lieferte der brasilianische Surfer Gabriel Medina nach seinem perfekten Wellenritt. Bitter fand ich die Intoleranz und Kälte gegenüber der algerischen Boxerin Imane Khelif.
Was erwarten Sie von den Paralympics ab dem 28. August?
Ich bin sicher, dass die Franzosen noch mal alles geben werden und die Para-Athleten genauso feiern werden. Vom ersten Moment an haben die OK's beide Events zusammen gedacht und am Ende auch entsprechend beworben.
Die nächsten Olympischen Spiele finden in vier Jahren in Los Angeles statt. Zeit, nun ein bisschen durchzuschnaufen?
Ja, das schon, aber wir haben natürlich auch in Paris schon viel über Los Angeles gesprochen. Wieder eine komplett andere Ausgangssituation durch den Zeitunterschied von neun Stunden. Das Konzept werden wir anpassen und das bestmögliche Programmangebot erstellen.
Was erwarten und erhoffen Sie sich von Olympia 2028 in den USA?
Paris hat die Messlatte sehr, sehr hoch gelegt. Die US-Amerikaner werden aber natürlich die Ambition haben, die besten Spiele aller Zeit anzubieten und nochmal einen draufzusetzen. Aber wo, wenn nicht in LA und Hollywood, sollte es das ganz große Kino geben?
Das Interview führte Bettina Lenner.