"Judo kann hart sein" Fahnenträgerin Wagner scheitert im Kampf um Bronze
Der Medaillentraum von Judoka Anna-Maria Wagner bei den Olympischen Spielen ist geplatzt. Nach der Niederlage im Halbfinale verlor sie am Donnerstag (01.08.2024) auch den Kampf um Bronze gegen die Chinesin Ma Zhenzhao im Golden Score.
"Mein Ziel war Gold. Ich wollte einfach nur mit einer Medaille nach Hause", sagte Wagner unter Tränen nach dem Kampf: "Ich glaube, der fünfte Platz ist der beschissenste Platz, den man haben kann. Eine Medaille war so nah, aber Judo kann hart sein." Der Deutsche Judo-Bund steht bei den Spielen in Frankreich damit weiter bei einer Medaille. Am Mittwoch hatte Miriam Butkereit in der Klasse bis 70 kg Silber gewonnen.
Wagners Kampf bleibt unbelohnt
Wagner war als große deutsche Hoffnungsträgerin in das Turnier gegangen. Wie sehr sie eine Medaille wollte, unterstrich sie vor ihrem Bronze-Kampf mit deutlichen Worten. "Ich hol die Medaille, ich zieh' das Ding durch, von Anfang bis Ende", pushte sich die Weltranglistenzweite aus Ravensburg vor dem Gang auf die Matte.
Gegen Zhenzhao war sie zunächst auch die aktivere Athletin, versuchte immer wieder, ihre Gegnerin per Fußtechnik zu Boden zu bringen. In der regulären Kampfzeit gelang allerdings keiner der beiden eine entscheidende Wertung. Im Golden Score passte Wagner dann schließlich eine Sekunde nicht auf, sodass Zhenzhao den entscheidenden Wurf ansetzen konnte.
"Ich dachte, dass ich es über die Zeit noch zu Ende kämpfe", meinte Wagner im Anschluss. "Ich habe eine Sekunde geschlafen. Sie hat mich sauber erwischt. Über die Wertung muss man nicht streiten."
Gold für Bellandi und Kotsoiev
Olympiasiegerin wurde die Italienerin Alice Bellandi, die im Finale gegen Inbar Lanir aus Israel gewann. Im Halbschwergewicht der Männer holte sich Weltmeister Zelym Kotsoiev aus Aserbaidschan gegen den Georgier Ilia Sulamanidze die Goldmedaille.
Lanir kontert Wagner im Halbfinale aus
Ihr Halbfinale hatte Wagner gegen Lanir per Ippon verloren. Wie schon in den Runden zuvor pushte sie sich auf dem Weg zur Matte mit Schlägen auf den Brustkorb. Die erste Aktion gehörte allerdings der Israelin, Wagner konnte sich aus dem Griff aber zügig befreien. Kurz darauf kassierte die Deutsche zwei Strafen binnen weniger Sekunden, nachdem sie einen Griff verweigert hatte.
Wagner ging im Anschluss in die Offensive, riskierte alles und versuchte, ihre Kontrahentin mit einem Wurf zu Boden zu bringen. Lanir konterte allerdings - und das erfolgreich. Mit einem Hüftwurf warf sie Wagner auf die Matte und erzielte und ließ den Traum vom Finale zerplatzen.
Erst Freilos, dann Angriffsmodus
Auf dem Weg ins Halbfinale hatte Wagner zunächst von einem Freilos profitiert. In ihrem Achtelfinale gegen Marie Branser ging sie gleich in den Angriffsmodus. Branser, die in Leipzig geboren wurde, von 2019 bis 2022 für die Demokratische Republik Kongo antrat und seit 2022 schließlich für Guinea startet, war stets in der Defensive. Ein Wurf brachte Wagner die erste Wertung. Nach drei Strafen gegen Branser wurde der Kampf vorzeitig beendet.
Zäher Kampf im Viertelfinale
Im Viertelfinale ging es für Wagner gegen die Asienmeisterin Rika Takayama aus Japan, alle drei bisherigen Duelle zwischen den beiden gingen zugunsten der Asiatin aus. Beide Kämpferinnen erhielten früh eine Strafe wegen der Verweigerung eines Griffes. Wagner konnte ihre Größenvorteile zunächst nicht ausspielen, agierte aber auch deutlich passiver als noch in der Runde zuvor.
Die Japanerin ging nach etwas mehr als der Hälfte der regulären Kampfzeit unnötig zu Boden und wurde ein zweites Mal bestraft. Nun lag der Vorteil bei Wagner. Nach der dritten Strafe gegen Takayama war der Kampf ohne eine durch eine Technik erzielte Wertung vorbei.
Bitteres Heimspiel für Malonga
Ein besonders bitteres Olympia-Heimspiel erlebte Madeleine Malonga. Die 30-jährige Französin unterlag bereits im Achtelfinale der Portugiesin Patricia Sampaio. Malonga hatte 2021 in Tokio noch Silber im Einzel und Gold mit der Mannschaft gewonnen. Nach ihrer überraschenden Niederlage brach sie immer wieder in Tränen aus.
Das französische Judo-Team holte bei den diesjährigen Spielen bislang sieben Medaillen: zweimal Silber, fünfmal Bronze. Am Freitag startet Superstar Teddy Riner, der bei der Eröffnungsfeier der Spiele gemeinsam mit der früheren Leichtathletin Marie-José Pérec das olympische Feuer entzündet hatte.