Schwimm-Wettbewerbe Köhler knapp an Bronze vorbei, Marchand triumphiert
Tränen bei Angelina Köhler: Die Weltmeisterin verpasste ganz knapp eine Medaille über 100 m Schmetterling. Zuvor schwamm Frankreichs neuer Star Léon Marchand in einem denkwürdigen Rennen zu Gold über 400 m Lagen.
Am Ende fehlten ihr 21 Hundertstelsekunden: Angelina Köhler erreichte über 100 m Schmetterling den vierten Platz und schwamm damit nur knapp an der erhofften Medaille vorbei. Die 23-Jährige aus Berlin schlug vor 17.000 Zuschauern im Rugbystadion La Defense in 56,42 Sekunden an.
Köhler: "Ich bin super traurig"
Aufgewühlt und weinend stieg sie aus dem Becken. "Ich bin super traurig. Ich habe alles gegeben und alles gemacht, schneller ging es nicht. Aber ich werde nicht aufhören, Wettkämpfe zu schwimmen. Es war nicht das letzte Mal, dass man mich hier gesehen hat", sagte eine kämpferische Köhler im ersten Statement im ZDF.
Gold ging an Torri Huske (USA) vor ihrer Landsfrau, der Weltrekordlerin Gretchen Walsh, und der Chinesin Zhang Yufei, die zu den elf mutmaßlichen Dopingsündern gehört, die trotz positiver Tests vor den Tokio-Sommerspielen auch in Paris starten.
Angelina Köhler nach ihrem Rennen.
Wirbel um drittplatzierte Chinesin
"Es hat natürlich immer einen miesen Beigeschmack, solche Geschichten. Ich hoffe, dass da nochmal Aufklärung kommt", sagte Köhler mit etwas Abstand nach ihrem Rennen. "Ich stehe für sauberen Sport. Ich stehe für Gerechtigkeit und wir werden sehen. Aber erstmal gehört die Medaille ihr und da gibt es nichts auszusetzen."
Imoudu und Matzerath "Weltklasse"
Eine Stunde nach Köhlers Rennen schrammte Melvin Imoudu im Finale über 100 m Brust sogar nur um sechs Hundertstel an einer Medaille vorbei. Der deutsche Rekordhalter aus Potsdam schlug in 59:11 Sekunden als Vierter an - einen Wimpernschlag hinter den zeitgleichen Silbermedaillengewinnern Adam Peaty (Großbritannien) und Nic Fink (USA), die 59:05 Sekunden benötigten. Lucas Matzerath (Frankfurt/Main) folgte kurz dahinter auf Rang fünf in 59:30 Sekunden.
Lucas Matzerath wird Fünfter.
"Es ist sehr undankbar, dass sie auf den Plätzen vier und fünf landeten. Das war eine absolute Weltklasseleistung von den beiden", meinte ARD-Expertin Doro Brandt. Der Sieg in diesem Herzschlag-Finale ging an den Italiener Nicolo Martinenghi (Italien) in 59,03 Sekunden.
Marchand deklassiert Konkurrenz
Im ersten Rennen des Abends kochte bereits das prallgefüllte Rugby-Stadion von Paris, als der neue französische Schwimmstar Léon Marchand vor den eigenen Fans zu Gold flog. Der fünfmalige Weltmeister setzte sich über 400 m Lagen vor Tomoyuki Matsushita (Japan) und dem US-Amerikaner Carson Foster durch.
"Seit ich ein Kind war, war es mein Traum, es ins olympische Finale zu schaffen und Olympiasieger zu werden, und hier mache ich es zu Hause vor all diesen Leuten, es war verrückt", sagte Marchand im französischen Fernsehen: "Meine Augen waren weit geöffnet, ich habe versucht zuzuhören, was passierte, die Energie des Publikums aufzunehmen, es war großartig. Ich kann es kaum erwarten, in zwei Tagen ein weiteres Rennen zu schwimmen."
"Silence, s'il vous plaît", mahnte der Stadionsprecher die aufgekratzten Zuschauer, die so gespannt auf Marchands Auftritt warteten. Eine Ansage, die man sonst nur im Tennis-Stadion von Roland Garros hört. Als ihr Hero dann aus dem Becken stieg, tobte das Publikum.
Weltrekord knapp verpasst
Der 22-Jährige hatte die Konkurrenz förmlich im Wasser stehen lassen und am Anschlag mit 4:02,95 Minuten fast sechs Sekunden Vorsprung vor Matsushita (4:08,22) und Foster (4:08,66). Es war die zweitschnellste Zeit, die jemals über die Distanz geschwommen wurde.
Schneller war Marchand nur selbst: bei seinem Weltrekord in 4:02,50 Minuten, als er im vergangenen Jahr den letzten Einzelweltrekord des amerikanischen Rekord-Olympiasiegers Michael Phelps gebrochen hatte. Marchand startet noch über 200 m Brust, 200 m Schmetterling und 200 m Lagen.
Büssing glücklich über Finale
Olympiadebütant Cedric Büssing schlug nach 4:17,16 Minuten zwar nur als Achter an, durfte sich aber trotzdem feiern lassen. Für ihn war bereits der Finaleinzug ein Riesenerfolg. Der Jugend-Europameister aus Essen hatte bereits im Vorlauf in 4:11,52 den vierten deutschen Rekord des DSV-Teams in Paris aufgestellt.
Olympiadebütant Cedric Büssing
Märtens als Vierter ins Finale über 200 m Freistil
Einen Tag nach seinem großen Triumph über 400 m Freistil machte Lukas Märtens auch das Finale über die halb so lange Strecke klar. Der Magdeburger qualifizierte sich als Viertschnellster über die 200 m-Distanz für das Finale am Montag (29.07.2024). "Es war nicht so locker wie gestern, ich musste ordentlich Gas geben, aber ich habe es solide gemacht. Jetzt geht es schnell ans Regenerieren", sagte Märtens im ZDF.