Erstes Schwimm-Gold seit 1988 Märtens beendet DSV-Durststrecke - Titmus schlägt Ledecky
Die deutsche Mannschaft hat ihren ersten Goldmedaillen-Gewinner: Schwimmer Lukas Märtens wurde über 400 Meter Freistil Olympiasieger. Bei den Frauen triumphierte am Samstag (27.07.2024) über die gleiche Distanz Ariarne Titmus.
Der erste Tag der Schwimmwettbewerbe bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris, und direkt in der ersten Medaillenentscheidung stand mit Lukas Märtens ein deutscher Athlet im Blickpunkt. Als Vorlaufschnellster hatte er zuvor unterstrichen, dass er der große Goldfavorit über 400 Meter Freistil war, nachdem er bei den deutschen Meisterschaften in diesem Jahr die weltweit sechstschnellste Zeit aller Zeiten in dieser Disziplin erzielt hatte.
3:40,33 Minuten schwamm Märtens im April, mit dieser Zeit ging er als Nummer eins in Paris an den Start und hatte sogar den Weltrekord von Paul Biedermann aus dem Jahr 2009 im Visier - 0,26 Sekunden fehlten ihm bei seinem DM-Titel nur. Nun war dem DSV-Athleten sogar das Double zuzutrauen - wie sehr Märtens diese Vorschusslorbeeren dann auch umsetzen konnte, zeigte sich dann im Finale am Samstagabend.
Märtens startet schnell und zieht durch
Als Vorlaufbester startete Märtens auf Bahn vier. Dort begann er furios, lag nach der ersten Bahn in Führung mit einer Durchgangszeit unter dem Biedermann-Weltrekord. Der 22-Jährige ging voll ins Risiko, distanzierte seine Kontrahenten und war zur Hälfte des Rennens über 2,5 Sekunden vor der ewigen Bestzeit. Einzig der Südkoreaner Woomin Kim konnte dem Deutschen folgen.
100 Meter vor dem Schluss lag Märtens 0,61 Sekunden vor dem Zweitplatzierten, hatte die große Chance auf die erste deutsche Goldmedaille der deutschen Schwimmer seit Michael Groß vor 36 Jahren in Seoul. Und die holte sich der Magdeburger. Mit einer Zeit von 3:41,78 Minuten verpasste er zwar den Weltrekord, gewann aber deutlich. Und wurde am ersten Wettkampftag der erste deutsche Olympiasieger in Paris.
"Ich habe mich über die vergangenen Jahre so krass entwickelt, da lief es schon phänomenal - das ist jetzt die Krönung", sagte Märtens im Sportschau-Interview. "Ich bin das Rennen mutig geschwommen, ich musste es von vorne angehen. Es war so schön auf dem Siegerpodest, da kommen einem so viele Gedanken, Gefühle und Personen, die mich begleitet haben, in den Kopf. Das ist wunderschön."
Silber gewann der Neuseeländer Elijah Winnington (+0,43 Sekunden) vor Kim (+0,72). Oliver Klemet wurde mit einer Zeit von 3:46,59 Minuten Siebter.
Köhler als Vierte im Finale
Zuvor hatte unter anderem Angelina Köhler den Abend in der La Défense Arena in Paris eröffnet. Im Halbfinale über 100 Meter Schmetterling, wo die 23-Jährige im Februar WM-Gold geholt hatte, ging es für sie darum, es unter die besten acht zu schaffen, um am Sonntag (28.07.2024) um die Medaillen zu schwimmen.
Und das gelang. Im ersten Vorlauf wurde Köhler hinter der überragenden Walsh, die mit 55,38 Sekunden einen neuen olympischen Rekord aufstellte, in einer Zeit von 56,55 Sekunden Zweite, in der Endabrechnung reichte das für Rang vier und die Gewissheit, dass die DSV-Schwimmerin im Finale durchaus Aussichten auf eine Medaille hat. "Das war mein großer Traum, jetzt habe ich es endlich geschafft. Ich bin unendlich dankbar", freute sich Köhler im Sportschau-Interview über ihren Finaleinzug.
Imoudu qualifiziert sich im Ausschwimmen
Und auch im Brustschwimmen gab es tolle Nachrichten für das deutsche Team. Über 100 Meter gelang Lucas Matzerath in 59,31 Sekunden als Siebter die Qualifikation für das Finale am Sonntag - und dort wird er nicht der einzige DSV-Athlet sein.
Denn über eine Stunde nach den Halbfinals schaffte es auch Melvin Imoudu, der als zeitgleicher Achter in das Ausschwimmen gegen Ludovico Viberti (Italien) musste - und dort mit einem Vorsprung von 0,21 Sekunden das Finalticket lösen konnte.
Titmus distanziert Ledecky, Gose mit deutschem Rekord
Nach Märtens' Gold-Rennen hatte zuvor das "Rennen des Jahrhunderts", wie es international im Vorfeld bezeichnet worden war, auf dem Programm gestanden. Ebenfalls über 400 Meter Freistil kam es zum Dreikampf zwischen Katie Ledecky (USA), Summer McIntosh (Kanada) und Ariarne Titmus, die allesamt über diese Distanz mal den Weltrekord innehatten oder im Falle von Titmus die aktuelle Halterin der Bestmarke ist.
Und die Australierin ließ ihren Konkurrentinnen nicht den Hauch einer Chance. Wie schon bei den Olympischen Spielen in Tokio distanzierte Titmus die folgenden Schwimmerinnen deutlich, nach 3:57,49 Minuten schlug sie als Erste an, McIntosh folgte 0,88 Sekunden später. Ledecky (+3,37 Sekunden), die über 800 und 1.500 Meter ihre Goldstatistik auf neun Olympiasiege aufbessern will, holte als Dritte immerhin noch die Bronzemedaille.
Einen Achtungserfolg landete Isabel Gose, die nicht nur Fünfte wurde, sondern mit einer Zeit von 4:02,14 Minuten einen neuen deutschen Rekord aufstellte und die beste Europäerin im Rennen war. Wie bei Ledecky sind jedoch die längeren Strecken ihre Spezialität.
Wieder deutscher Rekord der Männerstaffel
Am späten Abend durften die australischen Frauen erneut jubeln. In der 4x100-Meter-Staffel gewannen Mollie O'Callaghan, Shayna Jack, Emma McKeon und Meg Harris mit olympischem Rekord (3:28,92 Minuten) vor den USA (+1,28 Sekunden) und China (+1,38 Sekunden).
Bei den Männern war der Einzug ins Finale für das deutsche Quartett Josha Salchow, Rafael Miroslaw, Luca Armbruster und Peter Varjasi, das im Halbfinale deutschen Rekord (3:13,15 Minuten) geschwommen war, ein großer Erfolg. Erwartungsgemäß hatten sie mit der Medaillenvergabe nichts zu tun und wurden Siebter - sie jubelten aber erneut über einen deutschen Rekord (3:12,29 Minuten). Die USA (3:09,28 Minuten) holten Gold vor Australien (+1,07 Sekunden) und Italien (+1,42 Sekunden).