IOC-Session in Paris Zwei Vergaben und Saudi-Arabien
Zu Beginn des zweiten Tages der IOC-Session gab es bereits den Höhepunkt: Die Doppelvergabe der Winterspiele 2030 und 2034 an die französische Alpenregion und an Salt Lake City. Die Wahlen verliefen wie erwartet, beide Bewerber führten seit letztem Jahr exklusive Verhandlungen mit dem IOC. Derweil untermauerte Saudi-Arabien erneut seinen Einfluss im Sport. Ein Überblick.
Emmanuel Macron trat am Mittwoch persönlich vor das Rednerpult, um ein Abschlussplädoyer für die zweiten Olympischen Spiele in Frankreich innerhalb von sechs Jahren zu halten. Nach üblichen Versprechungen à la "Wir werden alles dafür tun, um die Grenzen der Exzellenz zu testen", nahm er in seinen Schlussworten Bezug auf die letzte Hürde, um dieses Ziel zu erreichen.
Denn obwohl die französischen Regionen Provence-Alpes-Côte d'Azur mit dem Zentrum Nizza und Auvergne-Rhône-Alpes als einzige Kandidaten ins Rennen gegangen waren, fehlen noch die nötigen Zusagen für öffentliche Gelder. Davon sind etwa die Finanzierung von Bauprojekten oder die Sicherheit bei den Spielen abhängig.
Macron verspricht Garantien
Erteilen kann diese "Games Delivery Guarantee" nach französischem Recht nur der Premierminister. Nach dem Rücktritt Gabriel Attals ist diese Position aktuell vakant und wird laut Macron erst nach den Olympischen Spielen 2024 neu vergeben. Er versprach, Attals Nachfolger zur Eile anzuhalten: "Ich werde den nächsten Premierminister nicht nur um diese Garantie bitten, sondern auch um ein Olympisches Gesetz".
Die Vergabe der Spiele ohne Garantien ist ein unübliches Vorgehen des IOC, normalerweise müssen diese im Vorhinein abgegeben werden. Für das französische Olympia-Projekt macht das IOC nun eine Ausnahme.
Ultimatum bis Oktober
Ohnehin war es überraschend, als die IOC-Exekutive im vergangenen November erklärte, mit den Franzosen in exklusive Gespräche über die Ausrichtung Olympias zu gehen. Die anderen Bewerber aus der Schweiz und Schweden blieben außen vor. Noch im Juni mahnte das IOC Verträge der säumigen Franzosen an. Nun erklärte John Coates, Chef der IOC-Rechtskommission gar, man werde den Ausrichtervertrag erst dann von IOC-Seite unterschreiben, wenn "alle Garantien zur Deadline" hinterlegt seien.
Dafür haben die Franzosen noch etwas Zeit, die Frist für die Unterschrift des Premierministers endet am 1. Oktober. Danach müssen die Garantien noch bis zum 1. März 2025 von der französischen Nationalversammlung ratifiziert werden. "Wir haben uns vor sieben Jahren verpflichtet und wir haben geliefert. Und das werden wir auch wieder tun", versprach Frankreichs Präsident Macron. Die Wahl ergab letztlich 84 Stimmen Ja-Stimmen und 4 Stimmen dagegen.
John Coates, Chef der IOC-Rechtskommission.
Auch Vergabe 2034 nach Salt Lake City nur unter Auflagen
Im zweiten Akt folgte die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2034 nach Salt Lake City. Die Stadt im US-Bundesstaat Utah wird damit nach 2002 zum zweiten Mal in ihrer Geschichte Austragungsort. Die Wahl endete mit 83 Stimmen dafür und sechs dagegen. Das IOC nutzte die Vergabe für einen politischen Schachzug mit nachhaltigen Implikationen.
Im April war bekannt geworden, dass 23 chinesische Schwimmer vor den vergangenen Olympischen Spielen positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet, jedoch nicht von der Welt-Anti-Doping-Agentur sanktioniert worden waren. Infolgedessen war aus den USA von der dortigen Anti-Doping-Agentur immer wieder Kritik an der Organisation laut geworden, sogar ein Ausschuss im Repräsentantenhaus beschäftigte sich mit der Angelegenheit.
Kurz vor der Abstimmung ließ Bach über John Coates kurzerhand mitteilen, Änderungen im Ausrichtervertrag vorzunehmen. Das IOC behält sich vor, den Vertrag mit den in Anti-Doping-Fragen aufmüpfigen US-Amerikanern aufzukündigen, sollten diese nicht die "oberste Autorität der WADA" anerkennen. Im Nachgang meldete sich der Chef der US-Antidopingbehörde USADA, Travis Tygart, per Pressemitteilung zu Wort und verurteilte die "Drohungen" des IOC. "Wenn die WADA nichts zu verbergen hätte, würden sie sich den Fragen stellen und nicht vor ihnen weglaufen".
IOC geht Partnerschaft mit Saudi-Arabien ein
Weitaus weniger konfrontativ hob das IOC bereits am Dienstag die "Olympischen E-Sport-Spiele" aus der Taufe, die mit ihrer ersten Ausgabe 2025 für 12 Jahre nach Saudi-Arabien vergeben wurden. Zwei Stunden konnten Sportminister Abdulaziz bin Turki Al Faisal und Prinzessin Rema, Botschafterin des Königreichs und IOC-Mitglied, über die Vorzüge des Königreichs, das anstehende Event, aber auch über ihre "Treue für die Olympischen Werte" berichten.
Nachdem die FIFA ihre Weltmeisterschaft 2034 im Golfstaat spielen will, geht nun auch das IOC eine langjährige Partnerschaft mit Saudi Arabien ein.
Organisationen wie Human Rights Watch betonen, dass die Menschenrechte in Saudi-Arabien weiterhin massiv eingeschränkt sind. Insbesondere gegen Dissidenten wird hart durchgegriffen. Bislang wurden in diesem Jahr 106 Menschen in Saudi-Arabien hingerichtet (Stand Juli 2024). Bei den fast zwei Dutzend Nachfragen des IOC im Anschluss an die Präsentation der Saudis spielte das keine Rolle.