Sieg gegen Argentinien Hockey-Herren - mit tollem Kampf unter die letzten vier
Es war ein harter Kampf - der letztlich verdient ins olympische Halbfinale führte: Deutschlands Hockey-Herren haben Argentinien in einer packenden Partie hauchdünn mit 3:2 (1:1) besiegt. Im Halbfinale geht's am Dienstag (06.08.2024) gegen Indien.
"Es war aus mentaler Sicht sicherlich das beste Spiel, das die Mannschaft bisher unter meiner Leitung abgeliefert hat", freute sich Bundestrainer André Henning nach dem Kampf.
Natürlich: Als Erster der Vorrundengruppe A ging Deutschland favorisiert ins Match gegen die Südamerikaner, die etwas überraschend nur Platz vier in Gruppe B belegt hatten. Unterschätzen durfte man den Olympiasieger von 2016 allerdings keineswegs - die Argentinier sind bekannt für ihre starke Defensive und ihre körperliche Art, Hockey zu spielen.
Dass es eine enge, packende Partie werden würde, war auf der Hockey-Anlage des Yves-du-Manoir-Stadions schnell klar. Das deutsche Team erwischte einen Traumstart, als Teo Hinrichs bereits nach neun Minuten zum 1:0 traf. Vorausgegangen war ein feines Solo von Niklas Wellen, dessen Rückpass beim rechten deutschen Außenspieler landete, der die Kugel knallhart im rechten Eck versenkte.
Ärger mit den Schiedsrichtern - 1:1
In der Folge hatten die Deutschen einige kleinere Scharmützel mit dem Schiedsrichterteam, was nicht besonders klug erschien. Die Quittung: Martin Zwicker wurde wegen eines unnötigen Fouls mit einer Zeitstrafe belegt und das Team mit einer Strafecke bestraft. Argentiniens Spezialist Casella Schuth ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte unten rechts zum 1:1 (11.).
"Konzentriert und fokussiert auf das eigene Spiel bleiben" - so war es in der ersten Viertelpause aus der deutschen Mannschaftsbesprechung heraus zu hören - bloß nicht provozieren lassen von den heißblütig auftretenden Südamerikanern.
Peillat trifft gegen die alten Kollegen
Das funktionierte - das deutsche Team übernahm mit mehr Übersicht und überlegten Aktionen die Spielkontrolle. Und das Team hat ja selbst einen Argentinier in den eigenen Reihen: Links-Verteidiger Gonzalo Peillat gewann mit den "Gauchos" 2016 in Rio noch die Goldmedaille - seit 2022 spielt er für Deutschland.
Und es war ausgerechnet der 31-Jährige, der für die erneute deutsche Führung sorgte. Es war sein langer Pass auf Niklas Wellen, den Argentinien nur auf Kosten einer Strafecke verteidigen konnte. Und die verwandelte Strafecken-Spezialist Peillat selbst per knallhartem Schuss zum 2:1 (24.).
"Stabil bleiben" mit Rückkehrer Grambusch in der Abwehr
"Stabil bleiben in der zweiten Spielhälfte" - das war die Devise des deutschen Teams, das auch wieder auf die Dienste Mats Grambuschs zurückgreifen konnte. Der Kapitän hatte die letzten beiden Vorrundenspiele verletzt pausiert, war nun als Abwehrstabilisator aber wieder dabei. Auffälliger in der Abwehrarbeit war aber sein Bruder Tom, der auffällig viele Angriffsversuche der Gegner mit gutem Stellungsspiel und Auge löschte.
Aber es blieb ein Spiel auf des Messers Schneide. Argentinien hatte seine Chancen - in der 39. Minute musste der deutsche Keeper Jean-Paul Danneberg all sein Können zeigen, um eine unübersichtliche Situation im deutschen Schusskreis zu entschärfen. Mit der knappen Führung ging es ins letzte Viertel.
Argentinien gleicht aus, Wellen überragend
Doch es dauerte nicht lange im letzten Viertel, da hatten die Argentinier zum 2:2 ausgeglichen. Nach einem schnellen Angriff stand Agustin Mazzilli im Schusskreis plötzlich ganz frei und verwandelte zum Ausgleich (47.). Ein krasser Konzentrationsfehler der deutschen Abwehr war hart bestraft worden.
Die Spannung war nun förmlich greifbar. Es würden Kleinigkeiten in dieser Partie auf Augenhöhe entscheiden, das war klar. Was kam, war eine Weltklasse-Einzelleistung von Niklas Wellen. Der Mittelstürmer startete an der Mittlellinie ein Solo, zog unwiderstehlich an gleich drei Gegnern vorbei und brachte die Kugel im Schusskreis zu Justus Weigand, der nur noch den Schläger hinhalten musste - es stand 3:2 (53.). "Die große Vorarbeit hat Niklas gemacht. Das war Wahnsinn mit seinem Solo", sagte der Siegtorschütze später in der ARD. "Wir sind überglücklich, dass wir gewonnen haben."
Halbfinale gegen Indien
Die Mannschaft von Bundestrainer André Henning trifft damit im Halbfinale am Dienstag (06.08.2024) auf Indien. Es ist die Chance auf eine Rehabilitation. Denn: Vor drei Jahren in Tokio verlor man das Spiel um Bronze gegen Indien knapp mit 4:5.