Dennis Schröder klatscht mit Andreas Obst ab

Die Basketball-Weltmeister bei Olympia Gold als ambitioniertes Ziel einer "guten Reise"

Stand: 26.07.2024 19:52 Uhr

Als Weltmeister starten Deutschlands Basketballer in die Olympischen Spiele. Die Konkurrenz ist groß, das Potenzial allerdings auch. Dennis Schröder und Co. wollen eine Medaille - und schielen auf Gold.

Von Jakob Lobach

Es ist eine an Kilometern reiche erste olympische Etappe, die die deutschen Basketballer am Freitag und bis in die Nacht zum Samstag hinein absolvieren. Bereits am Vormittag machten sich die Weltmeister um Dennis Schröder in Lille auf den Weg. Dort, wo die Vorrunde des olympischen Basketball-Turniers ausgetragen wird, bestieg die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) einen Bus, der sie rund 220 Kilometer gen Süden nach Paris beförderte.

Kapitän Schröder führt die deutsche Bootsfahrt an

Es ist keine selbstverständliche Reise, schließlich spielen Schröder und Co. bereits am Samstagmittag (13:30 Uhr im Stream bei sportschau.de) gegen Japan ihr erstes von drei Gruppenspielen. Wollte man sich die insgesamt knapp 450 Bus-Kilometer wirklich antun? Dazu eine zwar spektakuläre, aber auch langwierige Bootsfahrt über die Seine? Die deutschen Basketballer wollten. Wohl nicht zuletzt, weil in Kapitän Schröder einer der Ihren als Fahnenträger an der Spitze des deutschen Bootes steht.

Auch am Samstag - dann nach nächtlicher Rückkehr wieder in Lille und auf dem Parkett gegen Japan - wird Dennis Schröder seine Mannschaft anführen. Den Weg, den seine Mannschaft in Frankreich gehen soll, hat der NBA-Akteur ohnehin längst vorgezeichnet. "Jeder, der hier Antritt, will Gold gewinnen", sagte Schröder jüngst im Sportschau-Interview.

Ziel ist die dritte Medaille in drei Jahren

Gewissermaßen sind diese Olympischen Spiele als Ganzes ebenfalls eine Art Etappe für die deutschen Basketballer - die dritte und letzte auf einer dreijährigen Reise unter dem scheidenden Bundestrainer Gordon Herbert. Der übernahm die DBB-Auswahl im Sommer 2021 und formulierte anschließend das anfänglich belächelte Ziel von drei Medaillen in drei Jahren.

Dann führte er sein Team taktisch clever und mit all seinem Wissen aus einem Psychologie-Studium 2022 zu EM-Bronze. Ein Jahr später folgte sensationell der erste WM-Titel der deutschen Basketballgeschichte. Es sind Erfolge, die den Status der Herbertschen Mannschaft, den des gesamten Deutschen Basketballs zuletzt diktiert und verändert haben.

Im Sommer 2008 war die Olympia-Qualifikation von Dirk Nowitzki und Co. eine Sensation, diesen Sommer ist "Dabeisein" bei weitem nicht mehr alles. Ein Vorrunden-Aus in der Gruppe B mit Japan, Brasilien und Gastgeber Frankreich wäre eine echte Enttäuschung. Die dritte Medaille ist das Ziel.

Acht Medaillenkandidaten und ein überwältigender Favorit

Das Problem: Mindestens acht der insgesamt zwölf olympischen Basketball-Teams haben dasselbe Ziel. Dass Japan und Brasilien nicht dazugehören, macht Deutschland – zusammen mit den Franzosen um Wunderkind Victor Wembanyama – immerhin zum Favoriten auf den Gruppensieg und das Viertelfinale. Spätestens dort, dann in Paris, gäbe es keine einfachen Gegner mehr.

Der gefährliche letztjährige WM-Finalgegner Serbien wird angeführt vom dreifachen NBA-MVP Nikola Jokic. Griechenland hat hinter dem "Greek Freak" Giannis Antetokounmpo eine schlagkräftige Truppe versammelt. Die Spanier haben beim EM-Sieg 2022 gezeigt, dass sie auch ohne die ganz großen Namen vergangener Tage stets gefährlich sind.

Hinzukommt das Team aus Kanada. Dessen Anführer Shai Gilgeous-Alexander dominiert in der NBA regelmäßig und weiß neun Kollegen aus der besten Basketballliga der Welt hinter sich. Ganz zu schweigen vom großen, zuletzt wortreich umschwärmten Favoriten: dem Team USA. Für LeBron James, Stephen Curry, Kevin Durant und Co. wäre alles andere als der Gewinn der Goldmedaille ein Debakel.

Schröder, Wagner und die perfekte Rollenverteilung

Den zwölf NBA-Akteuren aus den USA stehen im deutschen Team "nur" vier gegenüber. Neben Dennis Schröder sind das Daniel Theis (New Orleans Pelicans) sowie die Brüder Moritz und Franz Wagner (Orlando Magic). Sie sind das Fundament ihres Teams, wobei Franz Wagner - eher früher als später - auch das Zepter des sportlichen Anführers von Dennis Schröder übernehmen wird. Trotz seiner erst 22 Jahre paart er schon jetzt großes Spielverständnis mit offensiver Vielseitigkeit, kann Spiele übernehmen und dominieren.

Dass er das gar nicht unbedingt muss, liegt - neben der explosiven Offensivkraft von Dennis Schröder – an der großen und erfahrenen Breite im deutschen Team. Schröder-Vertreter Maodo Lo, Edelwerfer Andreas Obst, Forward Johannes Voigtmann, dessen Namensvetter Johannes Thiemann – sie alle geben ihrer Mannschaft in unterschiedlichen Momenten unterschiedliche Dinge. Hinzukommen eine perfekte Rollenverteilung durch Trainer Herbert, die sich in den vergangenen Jahren im Gleichschritt mit einer beeindruckenden Teamchemie verfestigt hat.

"Das wird eine gute Reise"

Apropos Teamchemie: Die war ein weiterer Grund dafür, dass sich die deutschen Basketballer am Freitag geschlossen auf den Weg nach Paris machten. "200 Nationen auf einem Fleck, wir zusammen auf einem Boot, diesen Spirit wollen wir spüren", sagte Dennis Schröder vor der Abfahrt in Lille. Dann ergänzte er mit Blick auf die weiteren, nach der Eröffnungsfeier anstehenden Olympia-Etappen: "Das wird eine gute Reise."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr