Gold im Zeitfahren Evenepoel ist der Schnellste auf rutschigem Asphalt
Der Weltmeister aus Belgien war auch bei den Olympischen Spielen nicht zu schlagen: Remco Evenepoel hat sich die Goldmedaille im Einzelzeitfahren der Radprofis gesichert. Silber ging an Filippo Ganna aus Italien, Bronze an Wout van Aert, ebenfalls Belgien.
Der deutsche Starter Max Schachmann, der anstelle vom deutschen Zeitfahrmeister Nils Politt starten durfte, schlug sich achtbar, hatte aber mit dem Ausgang der Medaillenplatzierungen nichts zu tun. Im Ziel lag er auf Rang neun - es war im Rahmen der Erwartungen.
"Das ist so okay. Wobei ich mir von der Leistung, die ich gefahren bin, etwas mehr erhofft habe. Wenn mein Powermeter stimmt, waren das die besten Wattwerte meiner Karriere", sagte Schachmann. Zugleich kritisierte der 30-Jährige, dass trotz des anhaltenden Regens die Strecke nicht vorab besichtigt werden durfte. Vom Weltverband hatte es diese Anweisung laut Schachmann unter Androhung eines Startverbots bei Verstoß gegeben.
Schachmann ohne Medaillenchance
Dass der Bund Deutscher Radfahrer an diesem Tag ohne Medaille bleiben würde, war zuvor schon allgemein erwartet worden. Die Favoriten beim Männer-Rennen kamen aus Italien, Belgien und England. Der junge Brite Josh Tarling wurde hoch gehandelt, natürlich auch der Italiener Filippo Ganna, der schon Weltmeistertitel sowohl auf der Bahn wie auf der Straße geholt hat. Top-Kandidat auf Gold aber war natürlich Remco Evenepoel, der aktuelle Weltmeister im Einzelzeitfahren.
Die topfebene Strecke kam all diesen drei Fahrern optimal entgegen. Alle drei mögen es, wenn es ohne größere Schwierigkeiten im höchsten Tempo über eine flache Strecke geht. Und genau eine solche war der Olympiakurs: 32,4 Kilometer lang, ohne nennenswerte Erhebung. Allerdings: Ein nicht zu unterschätzender Faktor war das trübe samstägliche Wetter in Paris. Bei Dauerregen war der Asphalt nicht nur nass, sondern auch enorm rutschig. Wobei alle Starter gleiche Bedingungen hatten: Es regnete vom Beginn des Zeitfahrens an bis zum Ende.
Immense Sturzgefahr auf glitschigem Asphalt
Die erste richtig starke Zeit setzte Evenepoels Landsmann Wout van Aert, der als einziger im Feld das Risiko eingegangen war, mit zwei windanfälligen Scheibenrädern anzutreten. Der Allrounder, der auch schon zweimal Zeitfahr-Vizeweltmeister war, setzte sich schon bei der ersten Zwischenzeit vor den bis dahin führenden Stefan Bisseger aus der Schweiz. Im Ziel war der Belgier genau eine Minute schneller als Bisseger.
Der bis Mitte des Kurses stark fahrende US-Amerikaner Magnus Sheffield war unterdessen der erste Pilot, der auf der glitschigen Straße ausrutschte und mit zerfetztem Trikot sowie Rückstand ins Ziel kam.
Defekt kostet Tarling eine Medaille
Pech hatte auch gleich in der Startphase bereits Mitfavorit Tarling. Der junge Brite hatte vorn einen Plattfuß und verlor durch den nötigen Radwechsel gut 20 Sekunden. Was ihn um eine Medaillen-Platzierung brachte. Im Ziel lag er gut zwei Sekunden hinter van Aert.
Ganna war es dann, der die Zeit von van Aert brach. Der Italiener, der zwischenzeitlich hauchdünn an einem Sturz vorbeirutschte, lag im Ziel zehn Sekunden vor van Aert. Es war die Silbermedaille. Vor ihm kam Evenepoel ins Ziel. Knapp 15 Sekunden lag Evenepoel vorn - er hatte allen Grund, im Regen von Paris die Fäuste in den Himmel zu strecken.
Für Schachmann und Politt wird es in genau einer Woche noch einmal so richtig ernst: Dann wird das Straßenrennen ausgetragen, bei dem eine Überraschung absolut möglich ist.