Schläge auf Pferdebeine Bredow-Werndl zu Dujardin-Video: "Wir sind nur noch wütend"
Die deutschen Dressurreiterinnen Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth verurteilen das Skandal-Video der britischen Kontrahentin Charlotte Dujardin mit eindrücklichen Worten.
Dieser Vorfall traf den Reitsport in diesen Tagen kurz vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris mit großer Wucht - und auch das deutsche Dressur-Reiter-Team ist fassungslos. Ihre britische Kontrahentin Charlotte Dujardin, hochdekoriert mit drei Olympiasiegen aus den Jahren 2012 und 2016, wurde vom Weltverband FEI suspendiert.
Bredow-Werndl: "Es ist ein absolutes No-Go. Es ist scheiße."
Zuvor war im Internet ein vier Jahre altes Video aufgetaucht, in dem Dujardin ein Pferd auf die Hinterbeine schlug. Dieses Video stößt auch im Team der deutschen Reiter bitter auf, gerade weil es den Reitsport in diesen Tagen empfindlich trifft.
"Im ersten Moment waren wir alle in Schockstarre. Wir waren geschockt und dann eigentlich nur noch wütend", sagt die 2021er-Dressur-Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl zu Sportschau. "Weil das ein wahnsinnig schlechtes Licht auf unseren Sport richtet. Es gibt keine Entschuldigung dafür. [...] Es ist ein absolutes No-Go. Es ist scheiße."
Werth vergleicht Umgang mit Pferd mit Partnerschaft
Im Sportschau-Interview äußert sich neben der Oberbayerin von Bredow-Werndl auch die Rheinländerin Isabell Werth zum Thema Tierwohl. "Es macht mich wahnsinnig traurig, mir fallen auch keine Worte dazu ein", sagte die siebenmalige Olympiasiegerin Werth. "Es ist so sinnlos und etwas, was ich überhaupt nicht erwartet habe oder in irgendeiner Form verstehen kann."
Nun will sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Frederic Wandres und von Bredow-Werndl noch mehr fürs Tierwohl einstehen, sich dafür stark machen. Schließlich gelte für die deutschen Reiter: "Unser ganzes Augenmerk ist eigentlich, jahrelang zusammenzuwachsen und wie in einer Partnerschaft auch das gegenseitige Vertrauen. Wir wollen, dass das bei den Menschen auch ankommt", sagte Werth. Bilder wie die von Dujardin würden nun jedoch aber wieder einen anderen Ton setzen.
Vielseitigkeits-Bundestrainer Thomsen: "Das, was wir nicht wollen"
Auch der Vielseitigkeits-Bundestrainer Peter Thomsen wirkt immer noch etwas fassungslos über die Bilder. "Ich bin einfach traurig, wenn ich das sehe", sagte er am Freitag (26.07.2024), dem Tag vor dem ersten Einsatz seiner Équipe, zur Sportschau. "Natürlich ist das das, was wir gar nicht wollen und gar nicht brauchen. Ich habe Auszüge davon gezeigt bekommen. Das ist nicht schön."
Verstörende Methoden im Training
Das, was die Reiter gar nicht brauchen - damit spricht er wie Werth und auch von Bredow-Werndl den Punkt an, dass die Vorwürfe am Sport haften bleiben. Die Tierschutzorganisation PETA forderte nach dem nächsten Skandal im Pferdesport das Olympia-Aus für die Sportart, die seit den Spielen 1912 in Stockholm fester Bestandteil der Spiele ist.
Es ist ja nicht das erste Mal, dass es zu einem derartigen Vorfall kommt. Vor Dujardin hatten unter anderem die Dressurreiter Andreas Helgstrand und Carina Kassö Krüth aus Dänemark sowie Cesar Parra aus den USA mit zum Teil verstörenden Methoden im Training die Diskussionen angeheizt.
Auch die Olympiasiegerin Julia Krajewski verurteilt Dujardins Handeln
"Man kriegt es natürlich mit. Und ich finde die gesamte Situation für den Reitsport traurig und schlecht", sagt deshalb auch die Einzel-Olympiasiegerin von 2021 in Tokio, Julia Krajewski, die die Bilder nach eigenen Angaben selbst nicht gesehen hat.
Sie stellt jedoch klar: "Jede Art von Gewalt, übertriebenem Ehrgeiz oder sonstigem Einsetzen von Hilfsmitteln, die da nicht hingehören, finde ich persönlich nicht gut. Und alle anderen hier auch nicht gut." Sie wolle das auch bei diesen Spielen von Paris zeigen - und ihren Sport dadurch wieder positiv darstellen.
Dujardin selbst sagt: "Es gibt keine Entschuldigung"
Dujardin selbst räumte in einer Erklärung ein, das Video zeige, "wie ich während einer Trainingseinheit einen Fehler gemacht habe". Was passiert sei, "war völlig untypisch und spiegelt nicht wider, wie ich meine Pferde trainiere oder meine Schüler trainiere, aber es gibt keine Entschuldigung".