Vielseitigkeit Deutsche Reiter wollen in Paris ihr Edelmetall-Konto aufstocken
Mit der Dressur in der Vielseitigkeit beginnen am Samstag die Reitsport-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen von Paris. Das deutsche Trio will auf der Anlage im Schlosspark von Versailles das enttäuschende Team-Abschneiden von Tokio vergessen machen. Gut, dass Michael Jung und Julia Krajewski schon viel "Medaillen-Erfahrung" mitbringen.
In den vergangenen Tagen schrieb der Reitsport mit dem Skandal um die britische Dressurreiterin Charlotte Dujardin und den Vorwürfen gegen den für Österreich startenden deutschen Springreiter Max Kühner Negativschlagzeilen, doch davon wollen sich die deutschen Vielseitigkeitsreiter nicht ablenken lassen. Ihr Fokus liegt voll auf dem sportlichen Wettkampf um die Medaillen - das machten sie am Tag der offiziellen Eröffnungsfeier einmal mehr deutlich.
Nach dem erfolgreich absolvierten Gesundheitstest für die Pferde, dem Vet-Check, strahlten Krajewski (Warendorf), Jung (Horb), Christoph Wahler (Bad Bevensen) und Ersatzreiter Calvin Böckmann (Warendorf) am Freitag (26.07.2024) viel Optimismus und Ehrgeiz aus. Drei Jahre nach der "Nullnummer" im Teamwettbewerb in Japan soll es in diesem Jahr wieder mit einem Platz auf dem Siegerpodest klappen.
"Als Mannschaft haben wir uns vorgenommen, eine Medaille zu gewinnen. Wir sind nur drei Reiter, da darf kein Fehler passieren. Aber wir sind alle gut drauf und gehen positiv in den Wettbewerb", sagte Krajewski. Zuletzt hatte Deutschland 2008 in Peking und 2012 in London Mannschaftsgold geholt, 2016 in Rio gewann man Silber. 2021 reichte es nur zu Rang vier.
Jung kann viertes Olympia-Gold gewinnen
"Wenn wir das Quäntchen Glück haben, können wir ganz vorne stehen", sagte Jung mit Blick auf den diesjährigen Olympia-Wettbewerb. Man habe sich ein großes Ziel gesteckt - und das Team auch große Chancen, es zu erreichen. Der Wettbewerb wird am Sonntag mit dem Geländeritt fortgesetzt, bevor das Springen am Montag über die Medaillen in der Mannschaft und im Einzel entscheiden wird.
Während Wahler und Böckmann in Paris ihre Olympia-Premiere erleben, sind Krajewski und Jung erfahrene Olympia-Teilnehmer: Der 41 Jahre alte Jung nimmt zum vierten Mal an Sommerspielen teil, er gewann 2012 Gold im Einzel und mit der Mannschaft sowie 2016 Einzel-Gold und Team-Silber. Die 35-jährige Krajewski ist zum dritten Mal in Folge dabei. 2016 gewann sie zusammen mit Jung Team-Silber - und vor drei Jahren in Tokio als erste Frau überhaupt mit ihrem damaligen Pferd Amande de B'Neville Einzel-Gold.
Krajewski: "Mannschaft steht im Vordergrund"
Trotz dieses Erfolgs wäre Krajewski bei den Spielen in Paris nur Ersatzreiterin gewesen: Eigentlich stand Ex-Weltmeisterin Sandra Auffarth (Ganderkesee) im Team. Da deren Fuchswallach Viamant du Matz aber bei einem Gesundheitscheck in dieser Woche Auffälligkeiten zeigte, kommt nun doch Krajewski zum Zug. In der Dressur wird sie deutsche Startreiterin sein.
In diesem Jahr startet die Warendorferin bei Olympia mit dem Fuchswallach Nickel, mit dem sie Anfang des Monats beim CHIO in Aachen triumphierte. In Paris stehe ihr persönlicher Erfolg aber nicht im Fokus: "Im Vordergrund steht immer, ein wertvolles, solides Mannschaftsergebnis zu bringen und dann zu schauen, wo man in der Einzelwertung am Ende steht." Die stärksten Konkurrenten im Kampf um Gold sind laut Jung, der auf Chipmunk reiten wird, Großbritannien und Frankreich. Wahler geht mit seinem Pferd Carjatan an den Start, Ersatzreiter Böckmann ist mit The Phantom of the Opera angereist.
Die Reitsportwettbewerbe finden vor spektakulärer Kulisse in Versailles statt.
Jüngste Skandale sind weiter großes Thema
Der jüngste Skandal um Dujardin und das Bangen um die olympische Zukunft des Reitens werden am wohl auch in den kommenden Tagen in Versailles immer wieder Thema sein. Mit zahlreichen Skandalen hatte der Sport in den vergangenen Jahren immer wieder Öl in das Feuer der Kritiker gegossen. Vor Dujardin hatten die Dressurreiter Andreas Helgstrand und Carina Kassö Krüth aus Dänemark sowie Cesar Parra aus den USA mit zum Teil verstörenden Methoden im Training die Diskussionen angeheizt.
Und auch die Vielseitigkeit schrieb schon reichlich Negativschlagzeilen. Der zweimalige Olympiasieger Mark Todd aus Neuseeland wurde 2022 suspendiert. Ein Video hatte offenbart, wie er brutal auf ein Pferd einschlug, das ein Wasserhindernis im Gelände verweigerte. Auch der Belgier Joris Vanspringel war 2019 vom Weltverband FEI für neun Monate wegen Tierquälerei gesperrt worden.
Tierschutzorganisationen fordern Olympia-Aus fürs Reiten
Tierschutzorganisationen fordern das Olympia-Aus der Reiterei. "Es ist an der Zeit, dass die Olympischen Spiele in das moderne Zeitalter übergehen", sagte PETA-Vizepräsidentin Kathy Guillermo in Richtung des IOC. "Streichen Sie die Pferdesportwettbewerbe aus dem Olympischen Programm."