Sportpolitik Russland-Umgang: Athletenpräsidentin Borger kritisiert IOC
Das IOC will, dass Russen und Belarussen trotz des Krieges in der Ukraine wieder an Sportwettkämpfen teilnehmen können. Die Präsidentin der Vereinigung Athleten Deutschland kritisiert das.
Beachvolleyballerin Karla Borger ist "sehr enttäuscht" über die IOC-Empfehlung zur Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler.
"Auch, wenn ich es nicht anders erwartet habe. Ich kann nicht nachvollziehen, wie sich das IOC glaubhaft für Frieden und Völkerverständigung als Grundwerte der olympischen Bewegung einsetzen will und gleichzeitig die Wiederzulassung russischer Sportlerinnen und Sportler zu einem Zeitpunkt empfiehlt, an dem Russland den Angriffskrieg mit unverminderter Härte weiterführt", sagte die Präsidentin der Vereinigung Athleten Deutschland der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Samstag).
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte unlängst empfohlen, dass Sportler aus Russland und Belarus unter bestimmten Voraussetzungen als neutrale Athleten wieder zu internationalen Wettkämpfen zugelassen werden sollen. An der Entscheidung hatte es unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges in der Ukraine viel Kritik gegeben.
Borger: "Athleten werden instrumentalisiert"
"Es gibt täglich ukrainische Opfer in der Zivilbevölkerung und der Athletenschaft. Das kann nicht richtig sein. Diese Entscheidung bringt die Aggressoren des Angriffskrieges zurück auf die Bühne des Weltsports", sagte Borger. Für die 34-Jährige ist es in diesem Zusammenhang "offensichtlich, dass russische Sportler auch als neutrale Athleten - willentlich und unwillentlich - für die Kriegspropaganda instrumentalisiert werden".
Sie kritisierte zudem, dass die Umsetzung der IOC-Empfehlungen in die Verantwortung der internationalen Fachverbände gegeben worden ist. "Das IOC schiebt damit die Verantwortung von sich", sagte Borger. Sie glaubt nicht, dass es zu "guten und einheitlichen Regeln" kommen werde und befürchtet vielmehr einen "Flickenteppich an Lösungen".
Verbände sind sich uneinig
Viele Verbände widersetzen sich der IOC-Empfehlung, andere lassen russische und belarussische Sportler wieder zu. Die ukrainische Regierung hatte deswegen die eigenen Sportler aufgefordert, mögliche Wettkämpfe, an denen Russen und Belarussen teilnehmen, zu boykottieren. Dazu zählen auch Qualifikationswettbewerbe für die Olympischen Spiele 2024.
Auch die deutschen Sportlerinnen und Sportler könnten nun "in die Lage kommen, individuell abwägen zu müssen", sagte Borger und forderte, "dass die internationalen und nationalen Verbände ihrer Fürsorgepflicht und ihrer Verantwortung nachkommen und sich schützend vor uns stellen".