200 m bei Leichtathletik-WM Joshua Hartmann - Gelingt ein "Traumlauf" unter 20 Sekunden?
Joshua Hartmann startet am Mittwoch (23.08.2023) in Budapest erstmals bei einer Leichathletik-WM über die 200 m. Den deutschen Rekord hat sich der Kölner in diesem Jahr schon geschnappt. Fällt nun auf der ganz großen Bühne die 20-Sekunden-Marke?
Den 9. Juli 2023 wird Joshua Hartmann nicht so schnell vergessen: Bei den deutschen Meisterschaften in Kassel setzte er einen Monat nach seinem 24. Geburtstag auf Bahn sechs ein dickes Ausrufezeichen. Der Konkurrenz im 200-m-Finale lief er im ASV-Köln-Trikot auf und davon und die zweite Rennhälfte im Alleingang. Schon fünf Meter vor dem Ziel riss er jubelnd den Arm in die Höhe und blickte dann ungläubig auf die Anzeigetafel: 20,02 Sekunden - deutscher Rekord!
Gleich um fast zwei Zehntel verbesserte Hartmann die 18 Jahre alte Bestmarke von Tobias Unger (20,20). Seine persönliche Bestleistung hatte zuvor bei 20,33 Sekunden gestanden. "Ich habe viel auf diesen Moment hingearbeitet, eine Zeit unter 20,16 Sekunden in diesem Jahr zu laufen. Ich freue mich sehr, aber schockieren tut es mich nicht", sagte er im Sieger-Interview.
"Ich habe Lust auf die Challenge"
Eineinhalb Monate später wird der deutsche Meister nun mit seinem ersten Solo-Auftritt bei einer WM für seinen starken Auftritt in Kassel belohnt, bei dem er die WM-Norm deutlich unterboten hatte. Die Vorfreude auf den Vorlauf am Mittwoch, der im Zuge von hitzebedingten Verschiebungen der Wettkämpfe nun statt um 12.50 bereits um 12.15 Uhr (im Live-Ticker bei sportschau.de) stattfindet, ist riesig. "Ich habe Lust auf die Challenge", sagte er der ARD.
In Budapest will er seine Rekordzeit "in einem Lauf mit internationaler starker Konkurrenz" bestätigen und "noch einmal abliefern. Ich möchte die erste Runde überstehen, dann schaue ich weiter."
Ich bin jetzt eine gute Zeit gelaufen, aber für mich ist das eigentlich nichts wert, bevor ich das nicht einmal bestätigen kann.
Platz 22 in der Weltjahresbestenliste
Kann der Student aus Köln im Vorlauf seine Topform abrufen, ist der Einzug ins WM-Halbfinale am Donnerstag (24.08.2023, 20.20 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) drin. Mit seinen 20,02 Sekunden rangiert Hartmann in der Weltjahresbestenliste auf Platz 22. In Kassel hat er gezeigt, dass eine Zeit unter 20 Sekunden möglich ist - sie wäre vielleicht sogar ohne seinen frühen Jubel bereits gefallen.
"Druck mache ich mir nur selbst"
Hätte, wenn und aber, nächste Meisterschaft, nächste Chance. "Die 19 Sekunden habe ich mir für die größeren Bühnen aufgehoben", sagte er. Druck von außen verspüre er nicht, sagte Hartmann, der als erster Deutscher über 200 m unter den magischen 20 Sekunden bleiben will: "Wenn ich Druck verspüre, dann kommt der von mir selber."
Dass er es möglicherweise im direkten Duell mit den Stars der Szene wie 100-m-Weltmeister Noah Lyles oder Fred Kerley (beide USA) zu tun bekommen wird, ist für den 24-Jährigen mehr Ansporn als Belastung. "Zu denen schaut man auf, an denen orientiert man sich oder schaut sich das ein oder andere ab", sagte er und ergänzte lachend: "Ich hoffe, ich sehe nicht zu schlecht daneben aus."
Das steht sicher nicht zu befürchten. Tatsächlich ist Hartmann nicht zuletzt nach eigener Einschätzung "mittlerweile zu einem Sprinter geworden, der auch in guten Feldern seine Leistungen abrufen kann". Seit kurzer Zeit trainiert er professioneller, stellte unter anderem seinen Schlafrhythmus und die Vorbereitungen auf die Einheiten um. Er sei nun fitter im Training und könne häufiger und länger auf der Laufbahn stehen: "Das zahlt sich definitiv aus."
Mit der 4x100-m-Staffel ins WM-Finale?
Hartmann, der im vergangenen Jahr mit Platz fünf bei der Heim-EM in München sein bisher bestes Ergebnis bei einer großen internationalen Meisterschaft erzielte, setzt in Budapest auch auf die Staffel. Nach Platz fünf bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio lief es beim DLV-Quartett zuletzt nicht rund: Bei der WM 2022 in Eugene kam das Aus im Vorlauf, bei den Europameisterschaften in München wurde die Staffel wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert.
In diesem Sommer sprintete das deutsche Quartett bei der Team-EM in Polen zu Gold und will nun in Budapest daran anknüpfen. "Wir haben sechs Jungs dabei, die topfit sind und die echt Bock haben. Man kann also zuversichtlich auf unseren Start schauen", so Hartmann vor dem Vorlauf am Freitag (25.08.2023).
Ziel ist natürlich das Finale am Samstagabend (26.08.2023, 21.40 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de). Für Hartmann wäre auch das eine Premiere in seiner bereits jetzt erfolgreichen Karriere.