Leichtathletik-WM Die deutschen Medaillenkandidaten in Budapest
Gold durch Weitspringerin Malaika Mihambo und Bronze durch die Sprintstaffel um Gina Lückenkemper - das war die überschaubare Medaillenausbeute im vergangenen Jahr bei der Leichtathletik-WM in Eugene (USA). Was ist in Budapest drin für das deutsche Team?
Speerwerfer Julian Weber: Die 90 m im Blick
Der Europameister von München ist die größte deutsche Medaillenhoffnung. Mit 88,72 m holte der Mainzer Anfang Juli bei den Deutschen Meisterschaften den Titel und schob sich in der Weltjahresbestenliste vorbei an Olympiasieger Neeraj Chopra (Indien; 88,67 m) auf Rang zwei. Weiter hat in diesem Sommer bisher nur der Tscheche Jakub Vadlejch (89,51 m) geworfen.
Julian Weber will nach EM-Gold auch bei der WM eine Medaille.
"Es kann alles noch ein bisschen stimmiger werden, dann kann es noch deutlich weiter gehen", sagte Weber (Bestweite: 89,54 m) nach dem DM-Hattrick. "Die Medaille ist mein Ziel für die WM" - und in Anbetracht seiner Top-Verfassung schon beinahe Pflicht. Erfüllt er sich vielleicht sogar den doppelten WM-Traum von 90 m und Gold?
Zehnkampf-Europameister Niklas Kaul in Lauerstellung
Deutschlands Leichtathleten reisen mit gleich zwei Medaillenkandidaten im Zehnkampf zur WM. Mit seinen 8.484 Punkten von Ratingen belegt Europameister Niklas Kaul zwar Platz neun der Weltjahresbestenliste, Deutschlands Sportler des Jahres hat aber schon oft bewiesen, dass er sich beim Saisonhöhepunkt noch einmal extrem steigern kann. Zumal er sich beim Meeting Mitte Mai in Götzis sogar drei Disziplinen geleistet hatte, "die gar nichts waren" - darunter seine große Stärke Speerwerfen. "So ein starkes Team hatten wir glaube ich ganz, ganz lange nicht mehr. Es wird ein lustiger Wettkampf", prognostizierte der Weltmeister von 2019 in Doha.
Zehnkämpfer Niklas Kaul ist einer der Anwärter auf einen Podestplatz.
Zehnkampf-Shootingstar Leo Neugebauer: Was folgt auf den Rekord?
39 Jahre hielt der deutsche Rekord von Jürgen Hingsen - dann kam Leo Neugebauer. Um vier Punkte (8.836) verbesserte der College-Student Anfang Juni die Bestmarke und katapultierte sich damit auf den achten Platz der ewigen Weltbestenliste.
Leo Neugebauer schnappte sich in diesem Jahr den deutschen Rekord.
Jung, unbekümmert, in absoluter Topform - sorgt die aktuelle Nummer eins der Welt in Budapest für den nächsten Paukenschlag? Die größte Stärke des 23-Jährigen: Er hat kaum Schwächen. Und das Selbstbewusstsein stimmt auch: Als fünfter Zehnkämpfer der Geschichte möchte er die "magische" 9.000-Punkte-Marke knacken. "Wenn ich so weitermache, ist alles möglich. Ich weiß, dass ich echt was Großes machen kann."
4x100-m-Staffeln: Ganz vielleicht ist da was drin ...
Die Sprintstaffel der Frauen um Doppel-Europameisterin Gina Lückenkemper sorgte im vergangenen Jahr mit Bronze für eine von nur zwei WM-Medaillen und sicherte sich kurz darauf den Titelgewinn bei der Heim-EM. Vom damaligen Münchner Quartett sind jedoch nur Lückenkemper und Rebekka Haase fit. Wenn die Staffel an die Coups des vergangenen Jahres anschließen will, muss wirklich alles passen - zumal die beiden Stammkräfte Lisa Mayer und Alexandra Burghardt Mayer verletzungsbedingt ausfallen.
Die Konkurrenz aus den USA und Jamaika erscheint übermächtig, auch die Britinnen sind stark, aber bei den Staffelrennen weiß man ja nie... "Es ist natürlich nicht leicht. Aber leicht wäre ja auch schon fast langweilig. Die Dynamik im Team passt", sagte Lückenkemper. Auch das 4x100-m-Quartett der Männer um den EM-Fünften Joshua Hartmann, der bei der DM den 18 Jahre alten deutschen Rekord über 200 m pulverisiert und auf 20,02 Sekunden verbessert hatte, ist nicht chancenlos.