Leichtathletik-WM Budapest 100-m-Gold! Richardson schnellste Frau der Welt
Erste WM, erster Titel: Sha’Carri Richardson aus den USA hat sich bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest die Sprint-Krone aufgesetzt. Silber ging an Shericka Jackson aus Jamaika, Bronze gewann Sprint-Legende Shelly-Ann Fraser-Pryce.
Kurz vor der Ziellinie riss Richardson die Arme in die Luft, doch so richtig wahrhaben konnte es die Amerikanerin auch noch nicht, als die "1" auf der Anzeigetafel aufleuchtete und dahinter die Zeit von 10,65 Sekunden. Ungläubig nahm die 23-Jährige die Glückwünsche ihrer Konkurrentinnen entgegen, ehe sie mit dem Zeigefinger einen Gruß gen Himmel schickte, vermutlich an ihre kürzlich verstorbene Mutter.
Schneller als Richardson ist noch nie eine Athletin bei Weltmeisterschaften über 100 m gelaufen. Da konnten Jackson (10,72) und Fraser-Pryce (10,77) nicht mithalten. Erstmals seit 2017 gingen damit die 100-m-Titel sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern an die USA, am Sonntag (20.08.2023) hatte Noah Lyles triumphiert.
Nach den Halbfinals hatte vieles auf die beiden Jamaikanerinnen hingedeutet, doch im Finale schlug die Stunde von Richardson. Auf Bahn neun, ganz außen, lief sie ein kontrolliertes Rennen und konnte am Ende am meisten draufpacken.
"Man darf niemals aufgeben!"
"Ich bin zurück!", sagte Richardson: "Man darf niemals aufgeben! Und niemals zulassen, dass die Medien oder andere Außenstehende einen runterziehen. Du selbst musst kämpfen und dein Schicksal bestimmen."
Der Weg zur ersten, goldenen, internationalen Medaille war weit für die Amerikanerin. Die 23-Jährige hatte sich für die WM im Vorjahr in Eugene nicht qualifizieren können. Bei Olympia 2021 in Tokio hatte sie gesperrt zuschauen müssen. Bei einer Doping-Probe war Marihuana-Konsum nachgewiesen worden, deswegen wurde sie gesperrt. Richardson erklärte das mit dem Umgang mit Druck und die Belastung durch den Tod ihrer Mutter.
Jackson, in Eugene bereits Zweite, muss weiter auf eine WM-Goldmedaille über 100 m warten. Fraser-Pryce hat davon schon fünf im Schrank, die erste gewann die 36-Jährige in Berlin 2009. Mit Bronze heimste "Pocket Rocket" allerdings ihre insgesamt 15. WM-Medaille ein und zog damit in der Bestenliste an Usain Bolt vorbei. In Führung liegt weiterhin Allyson Felix (20).
Lückenkempers Traum platzt im Halbfinale
Gina Lückenkemper (Berlin) konnte das Finale nur aus der Ferne beobachten. Die Europameisterin schied im Halbfinale aus, landete mit 11,18 Sekunden nur auf Platz fünf. "Ich habe es hier einfach nicht auf die Bahn bekommen", räumte Lückenkemper am ZDF-Mikrofon ein. Es sei definitiv nicht die WM gewesen, "die ich mir vorgenommen habe".