Weltverbands-Präsident Sebastian Coe ärgert sich über Meldepflicht-Verstöße.

Vor der Leichtathletik-WM Coe kritisiert Sportler und verteidigt Budapest

Stand: 01.08.2023 11:21 Uhr

Nach den jüngsten Doping-Schlagzeilen in der Leichtathletik hat sich Weltverbands-Präsident Sebastian Coe verärgert über Verstöße gegen die Meldepflicht geäußert. Zudem verteidigte er die Wahl von Budapest als Gastgeber.

So war jüngst 100-Meter-Hürden-Weltmeisterin und -Weltrekordlerin Tobi Amusan wegen dreier solcher Verstöße suspendiert worden. Der Fall der Nigerianerin soll noch vor den Weltmeisterschaften in Budapest vom 19. bis 27. August verhandelt werden, ihr droht eine Sperre.

"Die große Mehrheit der Athleten, die nicht betrügen, hat keine Probleme mit der Meldepflicht. Es ist doch sehr einfach: Sie müssen für eine Stunde am Tag angeben, wo sie sind. Das ist doch keine Gehirnchirurgie", sagte Coe: "Die gleichen Athleten, die sich über die Meldepflicht beschweren, posten am Tag stündlich etwas." Alle Sportler, die er kenne, nähmen die Meldepflicht sehr ernst. "Sorry, das ist nicht so schwierig", betonte der 66 Jahre alte Brite.

Den Ruf verbessert

Der zweimalige Olympiasieger unterstrich, die Leichtathletik habe ihren Ruf in den vergangenen beiden Jahren bei Weitem mehr verbessert als jede andere Sportart, weil sie die Themen rings um Doping angegangen sei.

Zuletzt war auch Stabhochsprung-Olympiasieger Thiago Braz aus Brasilien wegen Doping-Verdachts suspendiert worden, ihm wird die Annahme eines anabolen Steroids vorgeworfen. Braz hatte 2016 daheim in Rio de Janeiro Gold gewonnen.

Verstärkter Kampf gegen Doping in Kenia

Zudem gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle kenianischer Läuferinnen und Läufer, denen Verstöße nachgewiesen wurden. Coe erklärte die gestiegene Zahl positiver Fälle auch mit den verstärkten Anstrengungen im Kampf gegen Doping in Kenia. Einige Sportlerinnen und Sportler aus dem ostafrikanischen Land, das zu den weltweit stärksten Nationen in den Lauf-Disziplinen gehört, zählten zu den am meisten getesteten Athleten überhaupt. Er wolle das Wort "Ziel" aber nicht benutzen, sagte Coe.

Coe verteidigt Budapest als WM-Gastgeber

Coe hat zudem die Wahl von Budapest als Gastgeber der WM verteidigt. Er reagierte damit auf Kritik am ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, der in einer umstrittenen Rede zuletzt vor einer angeblichen "LGBTQ-Offensive" der Europäischen Union gewarnt hatte.

"Die Welt ist ein komplexer Ort, sie wird von Jahr zu Jahr komplexer und das wird sich nicht ändern", sagte Coe: "Eine Sache, die sich hier also anpassen muss, ist der Sport, und Sport ist letztendlich wahrscheinlich der anpassungsfähigste Organismus, den es gibt. Und in einer unsicheren Welt ist Sport der einzige Ankerpunkt."

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte in der Vergangenheit argumentiert, dass die Austragung der Spiele in Ländern wie China dazu beitragen würde, die Achtung der Menschenrechte zu beschleunigen. Laut Coe, Chef der größten olympischen Sportart, liefen seine Ideen und die des IOC "nicht immer parallel". In diesem Fall "stimme ich aber zu". Die Leichtathletik selbst hatte 2019 ihre Weltmeisterschaft in Katars Hauptstadt Doha ausgerichtet, wo der Umgang mit Menschenrechten ebenfalls in der Kritik steht.