DLV-Talente sorgen für Furore Mihambo bekommt Konkurrenz - die Weitsprung-Spitze wird deutscher
Die Zeiten, in denen Malaika Mihambo die einzige Weitspringerin auf Weltniveau war, scheinen vorbei. Laura Raquel Müller und Mikaelle Assani machen Hoffnung auf eine große Zukunft.
Zwei Wettkämpfe, zweimal kein Sieg - das Jahr 2024 hätte für Malaika Mihambo durchaus erfolgreicher starten können. Fast 200 Tage hatte die zweifache Weltmeisterin und Tokio-Olympiasiegerin pausieren müssen, bevor sie in Dortmund mit 6,65 Metern Vierte wurde. Beim ISTAF in Düsseldorf am Sonntag (04.02.2024) sangen ihr erst 6.350 Zuschauer ein Ständchen zu ihrem 30. Geburtstag am Vortag, dann musste sie aber schon nach drei ungültigen Versuchen als einzige Athletin vorzeitig ihre Sachen packen.
Mihambo mit überraschend positivem Fazit
Was auf den ersten Blick enttäuschend wirkt, war für sie selbst aber weit von einem Rückschritt entfernt. "Ich habe mir vorgenommen, einen guten Wettkampf zu machen und das ist mir gelungen. Weil ich aus Trainingssicht das nötige bisschen, das ich noch gebraucht habe, verinnerlicht habe", sagte Mihambo im Sportschau-Gespräch. Ihr dritter Versuch war der weiteste des Tages, jedoch stimmte ihr Timing im Anlauf nicht. So bleibt in der Ergebnisliste ein "Salto Nullo" stehen, für ihr Gefühl ist dieser Sprung aber der Beweis, dass es bei ihr wieder Richtung sieben Meter geht.
"Natürlich ist es schade, dass der Wettkampf so früh geendet hat, weil man gesehen hat, dass das Niveau sehr hoch ist und es mir nicht gelungen ist, einen Topsprung auf das Brett zu bekommen", trauerte Mihambo dennoch ein wenig hinterher, dass sie nicht mit ihren Teamkolleginnen um den Sieg springen konnte.
Neue Konkurrenz aus Deutschland
Denn wie in Dortmund legten zwei junge DLV-Athletinnen, die aktuell für Furore sorgen, die Bestweiten hin. Die 21-jährige Mikaelle Assani gewann das ISTAF mit einer Weite von 6,64 Metern vor Laura Raquel Müller (6,52 m). Zuvor in Dortmund hatte Müller mit der Weltjahresbestleistung von 6,81 Metern noch die Nase vor Assani gehabt. Mihambo freut sich über die neue nationale Konkurrenz. Es sei "sehr schön, dass da etwas nachkommt, ein paar Jahre lang war da ja eher ein Vakuum".
Mihambo kennt noch Zeiten, in der man trotz erbrachter Normen um einen Platz kämpfen musste, mittlerweile schaffen nur noch ganz wenige Weitspringerinnen die Vorgaben. Jetzt könnte eine solche Zeit wieder zurückkehren. "Aber ich bin da ganz entspannt, weil Konkurrenz das Geschäft belebt. Es wird jetzt innerdeutsch nochmal spannender und ich glaube, dass uns das allen Aufschwung gibt", sagte Mihambo.
Müller freut sich darauf, "da vorne mitzukämpfen"
Vor allem Müller, erst 19 Jahre alt, nährt die Hoffnung, dass die weltweite Spitze im Weitsprung noch deutscher wird. Ihre Weltjahresbestleistung ist sie mittlerweile zwar los, weil Ackelia Smith (Jamaika) am Freitag (02.02.2024) 6,85 Meter schaffte, doch trotz muskulärer Probleme stellte sie in Düsseldorf erneut unter Beweis, dass mit ihr in einem ereignisreichen Leichtathletik-Jahr mit Hallen-WM in Glasgow, Freiluft-EM in Rom und den Olympischen Spielen in Paris zu rechnen sein wird.
Müller möchte jedoch die Erwartungen etwas dämpfen. "Es ist ja erst Januar und das Jahr kommt ja erst noch. Aber es wird Spaß machen, da vorne mitzukämpfen", sagte sie im Sportschau-Gespräch: "Meine Leistung öffnet mir neue Türen für Wettkämpfe, worüber ich sehr froh bin. Ich kann Erfahrungen sammeln."
Weitspringerin Laura Raquel Müller wurde beim Istaf in Düsseldorf Zweite.
Lange Leidenszeit ist abgehakt
Müller gilt schon lange als herausragendes Talent und sprang schon 2021 im Alter von 17 Jahren mit 6,50 Metern eine Weite auf erweitertem Weltniveau. Jetzt ist sie auf dem Weg in die Spitze. Dabei hatte sie dazwischen wegen eines Ödems am Fuß, eines Muskelbündelrisses und Faserrisses fast anderthalb Jahre pausieren müssen.
Als sich ihre Muskulatur in Düsseldorf zwischen den Versuchen wieder meldete, kam in ihr zwar "Angst" auf, aber nicht vor einer weiteren schweren Verletzung. "Das habe ich komplett abgestellt, das ist ja auch schon ein bisschen länger her", sagte Müller: "Das war einfach der Muskelkater vom Training, ich muss mir da keine Sorgen machen."
Müller erwartet bei Mihambo immer "etwas ganz Krasses"
Ebenso scheint sich die deutsche Leichtathletik im Weitsprung der Frauen keine Sorgen machen zu müssen. "Wir sind gerade sehr stark und das gab es lange nicht mehr. Ich bin aber auch froh darüber, weil das jede einzelne von uns besser macht. Wir verstehen uns alle super, deshalb macht auch jeder Wettkampf Spaß. Ich bin gespannt, was das Jahr bringt", sagte Müller.
Sie genieße, was gerade passiert, glaube aber auch, dass Ausnahmespringerin Mihambo sich schon bald als Siegerin zurückmelden wird. "Malaika kommt immer wieder zurück und macht dann etwas ganz Krasses", prophezeite Müller. Aber das kann man nun auch weiteren Weitspringerinnen aus dem DLV-Team zutrauen.