Verstorbene Leichtathletik-Legende Dick Fosbury - der Revolutionär des Hochsprungs
Die Leichtathletik trauert um einen ihrer großen Stars. Dick Fosbury ist im Alter von 76 Jahren an Lymphknotenkrebs gestorben. Nach seinem Vorbild überqueren Hochspringer seit 1968 die Latte.
Frühling 1963, ein kleiner High-School-Wettkampf im Hochsprung, die Latte liegt bei 1,65 Meter - und der schlaksige Teenie Richard Douglas Fosbury, den alle Dick nennen, hat eine spektakuläre Idee. "Ich wusste, dass ich etwas anderes ausprobieren musste, um sie zu überwinden", sagte Fosbury einmal über den Beginn seiner Revolution.
Also lief Fosbury an und wagte das Unvorstellbare: Er sprang ab, drehte sich und überquerte die Latte rücklings und mit dem Kopf voran. "Ich übersprang die Latte bei der nächsten Höhe und sprang schließlich 1,77 Meter, so dass ich mich an diesem Tag um 15 Zentimeter verbesserte", sagte Fosbury, der mit seiner neuen Technik die Sportwelt auf den Kopf stellen sollte.
Ein weißer Schuh rechts, ein blauer links
Fünf Jahre nachdem Fosbury in der Provinz für Kopfschütteln sorgte, steht der US-Amerikaner bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt ganz oben. Die Bilder von diesem 20. Oktober 1968 gehen um die Welt, Fosbury, eigentlich krasser Außenseiter, springt sich in einen Rausch.
Mit einem weißen Schuh am rechten und einem blauen am linken Fuß fliegt der damals 21-Jährige über 2,24 m, die Fans im Stadion kreischen ungläubig, seitdem kennt jeder den Namen des Mannes, der den "Flop" erfand. Nun ist Fosbury, der Revolutionär, im Alter von 76 Jahren an Lymphknotenkrebs gestorben.
Würdigung durch IOC-Präsident Thomas Bach
"Dick Fosbury hat unvergessliche olympische Geschichte geschrieben", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Und der ehemalige Sprintstar Michael Johnson nannte Fosbury eine "wahre Legende. Er veränderte eine ganze Disziplin für immer mit einer Technik, die damals verrückt aussah, aber das Ergebnis machte sie zum Standard."
Anfangs wurde Fosbury, der Tüftler, ja für seine Idee belächelt und verspottet. Selbst wenn es nach seinem damaligen Trainer Bernie Wagner gegangen wäre, hätte die wohl größte technische Revolution der Leichtathletik-Geschichte gar nicht stattgefunden. "So wird nichts aus dir. Besser wäre es, wenn du zum Zirkus gehen würdest", riet Wagner einmal seinem nachdenklichen Schützling.
Er trainierte nicht gern, er war ein Einzgelgänger
Doch Fosbury zog sein Vorhaben konsequent durch, so wie er auch ohnehin ein bisschen anders als andere Sportler war. Er trainierte nicht gerne, war ein Einzelgänger. Anstatt die Olympia-Eröffnungsfeier zu besuchen, fuhr er mit einem Van zu den Pyramiden, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen und dort zu übernachten.
Mit dem "Olympiasiegersein" war Fosbury "völlig überfordert". Nur zwei Tage nach seinem Triumph verließ er das Olympische Dorf, ein Jahr später beendete er seine Karriere und wurde Bauingenieur. Und wie kam es zu dem Namen "Flop"? Ein Sportjournalist aus Fosburys Heimat Oregon schrieb einmal: "Fosbury Flops Over Bar". Er verglich den Sprungstil mit einem Fisch, der nach dem Fang an Land floppt - sich also auf den Rücken dreht und seinen Körper krümmt. Der passende Name zum Sprung in eine neue Zeit war geboren.
In Mexiko war Fosbury der einzige Springer mit dem "Flop". Nur vier Jahre später in München verwendeten schon 28 von 40 Athleten seinen Stil. "Ich dachte, dass nach dem Gewinn der Goldmedaille ein oder zwei Springer damit anfangen würden, aber ich hätte nie gedacht, dass sich diese Technik durchsetzen würde", sagte Fosbury einmal. Nun ist der Erfinder gestorben.