Interview | Neuer Chef-Organisator Robert Sammler Interview Robert Sammler | Wie der Orga-Chef das Cottbuser Springer-Meeting neu belebt
Vor einem Jahr stand das Springer-Meeting in Cottbus vor dem Aus. Dann übernahm mit Robert Sammler ein neuer Meeting-Chef die Organisation der 21. Auflage - und brachte große Pläne für die Leichtathletik in Cottbus mit.
rbb|24: Robert Sammler, nach 20 erfolgreichen Austragungen drohte dem Internationalen Springer-Meeting in der Cottbuser Lausitz-Arena 2024 das Ende. Meeting-Chef Uli Hobeck stand im Alter von 77 Jahren für eine weitere Ausgabe nicht zur Verfügung, ein Nachfolger war zu diesem Zeitpunkt nicht ausgemacht. Jetzt haben Sie mit Ihrer Gesellschaft "SportsPro Concept" die Leitung übernommen. Wie kam es dazu?
Robert Sammler: Uli Hobeck hatte sich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken getragen, den Staffelstab als Meeting-Direktor zu übergeben. Vor wenigen Jahren ist Uli – damals noch ganz lose – erstmals auf mich zugekommen. Damals hat das Springer-Meeting Cottbus nicht in meine Lebensplanung gepasst. Mein Lebensmittelpunkt ist und bleibt Berlin, da lebt meine Familie, da ist mein Freundeskreis, da bin ich auch beruflich verwurzelt. Anfang 2024 hat sich beruflich bei mir einiges getan, so dass ich mir im Januar nach vielen Jahren wieder einmal das Springer-Meeting in Cottbus vor Ort angesehen habe.
Wie haben Sie die Veranstaltung erlebt?
Es war eine fesselnde Atmosphäre – zwischen Freude und Trauer, da feststand, dass Uli Hobeck aufhören wird. Ich habe an diesem Abend viele Menschen aus meinem ehemaligen sportlichen Dunstkreis in Cottbus wieder getroffen – unter anderem Tobias Schick, den heutigen Oberbürgermeister von Cottbus. Und alle haben signalisiert: Es muss unbedingt weitergehen mit dem Meeting. Und jetzt stehen wir kurz vor der 21. Ausgabe.
Welche Rolle hat die Stadt Cottbus gespielt, dass es mit dem Meeting weitergehen kann?
Das Springer-Meeting wird vom Leichtathletik-Weltverband World Athletics seit vielen Jahren im sogenannten "Competition Performance Ranking" (Rangliste der Wettbewerbsleistung) unter mehr als 700 Spezial-Meetings ganz weit oben gelistet. Im Jahr 2024 standen wir auf Platz elf. Gleichzeitig hat World Athletics aber klargemacht, dass wir nach der Premiere des Meetings im Jahr 2003 einen neuen Sportboden für die Lausitz-Arena benötigen. Hier hat die Stadt Cottbus nach Gesprächen schnell Hilfe angeboten und Geldmittel zur Verfügung gestellt. Diese Investition (Anm. d. Red.: ein höherer fünfstelliger Betrag) hätten wir als Meeting nicht stemmen können. Mitte November konnten wir den neuen Sportboden erstmals präsentieren – er sieht unfassbar gut aus.
Wie ist es generell um die Finanzen für das Meeting bestellt?
Unser Ziel ist es, das Springer-Meeting auf ein neues Level zu heben - dazu bedarf es natürlich finanzieller Mittel. Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten mehr als 60 Gespräche geführt. Viele Sponsoren und Unterstützer haben sofort signalisiert, dass sie auch zukünftig als Partner an der Seite des Springer-Meetings sein wollen. Ziel ist es, mit einer schwarzen Null herauszugehen. Im besten Fall können wir erste Rücklagen für die Zukunft bilden.
Wo sehen Sie hier Entwicklungspotenziale?
Wir haben für unsere Partner und Sponsoren in Sachen Vermarktung ein neues Konzept entwickelt, um sie bestmöglich zu präsentieren. Zuschauerseitig sind uns seitens der Lausitz-Arena einfach Grenzen gesetzt, da können wir uns nicht entwickeln. Mein Ziel ist es deshalb, dass wir mit der aufgebauten Struktur ein zweites Event in Cottbus auf die Beine stellen. Damit wir die Sportstadt Cottbus - neben all den anderen tollen und erfolgreichen Sportarten, die wir in der Stadt haben - auch in der Leichtathletik weiter stärken können.
Der neue Chef-Organisator in seinem Element: Robert Sammler. | Bild: rbb/Juschus
Von 1991 bis 2011 gab es im Cottbuser Leichtathletik-Stadion die ebenfalls von Uli Hobeck organisierten "German Meetings" mit vielen Top-Stars der internationalen Leichtathletik. Sie können sich also eine Art Neuauflage vorstellen?
Wo das stattfindet, werden wir noch sehen. Ich tendiere eher zu einem City-Event. Man hat zuletzt wiederholt bei Großereignissen wie deutschen Meisterschaften oder Europameisterschaften gesehen, dass es funktionieren kann, den einen oder anderen Wettkampf in die Innenstadt zu verlagern. Darauf habe ich Lust – und dafür habe ich viele Ideen und Visionen.
Der Ablauf des 21. Springer-Meetings wird sich nicht wesentlich von seinem Vorläufer unterscheiden. Nach einem Showact, diesmal Sänger Alexander Knappe, gehört den Sportlerinnen und Sportlern die Bühne. Wo wird man Ihre Handschrift erkennen?
Ich möchte das Springer-Meeting innovativer gestalten, um auch das jüngere Publikum anzusprechen. Wir haben ein neues Corporate Design entwickelt, mit neuem Logo, neuem Farbkonzept, neuer Internetseite. Mit einigen technischen Neuerungen heben wir den Eventcharakter auf ein neues Level. Ich möchte auch ein cleaneres Infield. Dabei hilft uns natürlich die LED-Bande in der Lausitz-Arena.
Welche Rolle spielt in diesem Jahr Uli Hobeck?
Uli ist jetzt rein operativ in der zweiten Reihe und soll das Meeting vor allem genießen. Er hat diese Veranstaltung vor über 20 Jahren aufgebaut und seitdem geprägt. Seine Erfahrung ist unheimlich wertvoll für mich und unser großartiges Team.
Werfen wir einen Blick auf den Sport. Auf wen dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer freuen?
Die Athletenliste ist jetzt final. Ich freue mich auf ein erstklassiges Athleten-Feld, mit dem ich sehr glücklich bin. Wir haben neun Stabhochspringer und neun Hochspringerinnen in der Lausitz am Start. Die ersten Athleten sind bereits am Sonntag angereist. Bei den Männern ist Meeting-Rekordhalter Piotr Lisek aus Polen zum achten Mal in Cottbus dabei. US-Boy Sam Kendricks ist ebenfalls Stammgast in der Lausitz. Bei den Frauen freuen wir uns auf die Deutschen Christina Honsel und Imke Onnen.
2024 stellte die Ukrainerin Jaroslawa Mahutschich mit 2,04 Meter in Cottbus eine Welt-Jahresbestleistung auf, sprang später im Jahr zu Weltrekord und Olympiasieg. Ist Mahutschich erneut am Start?
Leider nein. Jaroslawa hatte erst grünes Licht gegeben. Die Hallen-Saison ist in diesem Winter mit der EM in Apeldoorn und WM Ende März in China sehr lang, deshalb steigen viele Athletinnen und Athleten erst später in die Saison ein. Es wird ein toller Wettkampf mit vielen hochklassigen Athletinnen und Athleten – ich freue mich sehr darauf. Das Springer-Meeting in Cottbus ist einfach eine tolle Veranstaltung, bei der die Zuschauerinnen und Zuschauer hautnah dabei sind. Sie sitzen nur wenige Meter von den Athleten entfernt. Das erlebt man nicht jede Woche.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Sammler!
Das Interview führte Thomas Juschus.
Sendung: rbb24, 29.01.2025, 21:45 Uhr